Arrogant, unfreundlich und unverbesserlich? Tschechen bewerten ihre Beamten
Wohin würden Sie lieber gehen, aufs Landratsamt oder zum Zahnarzt? Für viele Tschechen gibt es da scheinbar keinen Unterschied. Eine aktuelle Studie sollte zeigen, welches Bild die Tschechen von ihren Beamten haben. Das Ergebnis: durchwachsen.
„Die Befragten sollten die Beamten auf einer Skala von eins bis neun bewerten, wobei eins der beste Wert war. Am Ende lag der Schnitt bei drei bis vier. Die Bürger sind mit ihren Angestellten also eher zufrieden.“
Positiver bewerten der Erhebung nach diejenigen Bürger ihre Ämter, die weniger mit ihnen zu tun haben. Bei bürokratischen Stammgästen herrscht eher eine schlechtere Meinung von den Beamten vor. Arroganz ist laut der Wirtschaftswissenschaftlerin dabei ein zutreffendes Stichwort:
„Es ist eine ganz bestimmte Gruppe von Menschen, die die Beamten als zu arrogant empfindet. Das sind vor allem Menschen, die in dem Vertrauen aufs Amt gehen, dass ihnen mit einem wichtigen Anliegen geholfen wird. Sie haben oft das Gefühl, dass die Amtsperson sich wenig Zeit für sie nimmt, nur auf Bestimmungen verweist oder in Paragraphen spricht. Im Grunde hatten sie also das Gefühl, dass der Beamte sich nicht genug angestrengt hat, das jeweilige Problem zu verstehen.“Am besten hätten bei der Befragung die Katasterämter abgeschnitten, so Rašticová. Am schlechtesten wiederum die Bauämter. Die Wissenschaftler haben sich dabei vor allem auf die meistbesuchten Behörden konzentriert, also Gemeinde-, Stadt- und Sozialämter.
Anna Putnová hat ebenso an der Brünner Studie mitgearbeitet und bestätigt, dass sich das Bild von den Beamten verbessert hat in den letzten Jahren. Auch wenn man sagen muss, dass eine derartig flächendeckende Erhebung erstmals durchgeführt wurde. Das negative Bild vom garstigen Staatsdiener ist laut Putnová in erster Linie ein festgefahrener Stereotyp:„Ich würde sagen, dass sich die fachliche Qualität der Ämter erhöht hat in den vergangenen Jahren. Auch der Umgangston gegenüber der Kundschaft ist freundlicher geworden. Nichtsdestotrotz hat sich in der Vergangenheit das Bild des Staatsdieners als einem Menschen herausgebildet, der das System insgesamt eher sabotiert als es besser zu machen.“
Ein weiteres Phänomen, das die Brünner Ökonomen beobachten wollten, war die Korruption. Insgesamt sei diese kein großes Problem, so die Forscher. Korruption ist demnach aber auf dem Land viel verbreiteter als in den urbanen Zentren. Martina Rašticová:„Es hat sich gezeigt, dass es vor allem Bürger von Gemeinden bis 10.000 Einwohnern mit der Korruption zu tun haben. Das kann mehrere Gründe haben. Einer davon ist bestimmt der, dass man sich in kleinen Orten besser kennt untereinander. Der Umgangston zwischen Beamten und Bürgern ist dort nicht so formell.“
Sehr häufig ginge es um Angebote von Sonderleistungen für ein kleines finanzielles Extra, so Rašticová. Alle Betroffenen, etwa ein Zehntel aller Befragten, gaben laut der Ökonomin jedoch an, nicht auf solche Angebote eingegangen zu sein. Man würde häufig so tun, als hätte man solche Dinge schlicht überhört, sagt Martina Rašticová.