Auf Mojslavs Spuren: Großmährisches Museum in Staré Město bei Uherské Hradiště (II)

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Zu den wichtigsten Regionen Großmährens gehörte das Gebiet um die Stadt Staré Město bei Uherské Hradiště. Davon zeugen auch die zahlreichen archäologischen Funde aus der großmährischen Zeitepoche. Im Großmährischen Museum in Staré Město wurde Anfang dieses Jahr eine neue multimediale Ausstellung über Großmähren eröffnet. Vor vier Wochen haben wir Sie in das Museum eingeladen und versprochen, die Führung in einer der nächsten Sendungen fortzusetzen.

Archäologe Miroslav Vaškových vom Mährisch-Slowakischen Museum gestaltete die neue Ausstellung, die rund um die Fundamente der großmährischen Kirche gezeigt wird. Er sagt, er habe den Besuchern nicht nur archäologische Funde, sondern auch das Alltagsleben der Großmähren näher bringen wollen. Und zwar am Beispiel eines fiktiven großmährischen Kämpfers namens Mojslav. Mojslav wird Zeuge verschiedener Ereignisse, die für Großmähren sehr bedeutend waren. So erlebt er den Wechsel auf dem großmährischen Thron: Im Jahre 846 wird Mojmír durch Fürst Rostislav abgelöst.

„Mojslav, der zu der Zeit etwa 25 Jahre alt ist, wird ins Gefolge des Fürsten aufgenommen. Fürst Rostislav hat seine Macht im Großmährischen Reich gefestigt. Von 850 bis zu seinem Tode im Jahre 870 führte Rostislav Kriege mit dem ostfränkischen König Ludwig II. Darum brauchte er auch eine Garde. Wir wissen aus schriftlichen Quellen, dass bis zu 3.000 Reiter zur Garde des Fürsten gehörten. In der dargestellten Szene bekommt Mojslav ein Pferd und ein Schwert als Symbol der Macht. So ein Schwert war nicht billig, es wurde damals geerbt. Zudem erhielt Mojslav die Reitersporen und die großmährische Kampfaxt – die so genannte ´Bartaxt´.“

Um seine Ausrüstung musste sich der Kämpfer entsprechend kümmern. Dem Archäologen zufolge weiß man, dass das Schwert mit Öl geschmiert wurde. Schwerter waren die wertvollsten Waffen, die die Angehörigen des fürstlichen Heeres besaßen. Sie wurden aus dem Rheinland importiert. Aber es gebe, so der Experte, auch Beweise dafür, dass Schwerter von einer sehr hohen Qualität in Großmähren hergestellt wurden. Die Großmähren konnten sogar Damaszenerschwerter produzieren.

In der nächsten Szene wird der historische Moment dargestellt, der in jedem tschechischen Lehrbuch für Geschichtsunterricht beschrieben wird: 863 kamen die Slawenapostel Kyrill (Konstantin) und Method nach Mähren. Mojslav tritt hier als ein anerkanntes Mitglied des Fürstengefolges auf.

„Wir haben eine ausführliche Erläuterung zu Konstantin und Method für den elektronischen Führer durch die Ausstellung vorbereitet. Es ist notwendig, den Besuchern des Museums zu erklären, dass das Christentum in Großmähren bereits vor der Ankunft der beiden Slawenapostel bekannt war. Es wurde damals von Priestern aus dem fränkischen Reich oder auch aus Schottland verbreitet, aber in einer Sprache, die hierzulande kaum jemand verstand. Wir nehmen an, dass aus diesem Grund das Christentum nur in den höchsten Gesellschaftsschichten Anklang fand. Der größte Beitrag von Konstantin und Method bestand darin, dass sie imstande waren, das Christentum den breitesten Bevölkerungsschichten näher zu bringen. Sie übersetzten das Evangelium ins Altkirschenslawisch und für die Zwecke ihrer Mission haben die beiden Gelehrten die glagolitische Schrift entwickelt. Bei den Gottesdiensten verstanden die Menschen, worum es ging, im Unterschied zu Messen, die sonst in Latein gelesen wurden.“

Karte des Großmährischen Reichs
Und Mojslav war als Mitglied des fürstlichen Gefolges dabei, als Konstantin und Method mit Fürst Rostislav zusammentrafen – wenigstens in der Darstellung im Museum.

Unter der Regierung von Fürst Svatopluk, der 871 bis 894 in Großmähren regierte, erlebte das Großmährische Reich den größten Aufschwung. Svatopluk führte auch Eroberungskriege in der Region des heutigen Krakau sowie des heutigen Niederösterreich. Großmähren habe das Gebiet Böhmens umfasst und reichte bis zur Tatra, im Norden bis Krakau und im Süden bis zur Donau, sagt der Archäologe:

Szene der Taufe des Přemysliden Bořivoj
„Es ist die Zeit, in der Method zum Erzbischof der heiligen mährischen Kirche ernannt wurde. Der Papst nannte Fürst Svatopluk damals einen ´Sohn des heiligen Peter´, was in der damaligen diplomatischen Sprache einen hohen Wert hatte. Die Besucher können hier die Szene der Taufe des Přemysliden Bořivoj sehen. Die Taufe spielte sich im Sommer 883 in Velehrad ab. Wir wissen nicht, warum Svatopluk gerade einen Přemysliden ausgewählt hat. Denn neben ihnen gab es auch andere Adelsgeschlechter, die um die Macht in Böhmen kämpften. Svatopluk schickte den getauften Bořivoj mit einer bewaffneten Begleitung in dessen Sitz zurück. Kann sein, dass der großmährische Herrscher den Přemysliden damit geholfen hatte, den böhmischen Fürstensitz für sich zu gewinnen.“

Mojslav, der diesmal Fürst Svatopluk begleitet, wird hier Zeuge der Taufe des Přemysliden Bořivoj.

Mit der Geschichte von Mojslav, die den Besuchern das Alltagsleben in Großmähren näher bringt, kann man sich im „Památník Velké Moravy“ in Staré Město bei Uherské Hradiště täglich von 9 bis 17 Uhr bekannt machen.



Fotos: Autorin

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