Autobahn D8 in Nordböhmen darf weitergebaut werden
Seit Jahren schon soll sie fertig gestellt werden: Die Autobahn D8 von Prag an die deutsche Grenze in Sachsen. Von der Grenze bis kurz vor Ustí nad Labem / Aussig ist sie auch bereits befahrbar, ebenso von Prag bis kurz hinter Lovosice. Zwischen Ústí und Lovosice allerdings lernt der Autofahrer die schöne Landschaft des böhmischen Mittelgebirges wegen des hohen Durchgangsverkehrs im Schritttempo kennen. Nun hat der Kreis Ústí einen letzten Einspruch von Umweltschützern abgewiesen – die Bagger dürfen wieder rollen.
„Die Einwände gegen den Bau sind von Beginn an dieselben: In den Jahren 1994 bis 1995 wurde die Autobahn ohne Beteiligung der Öffentlichkeit geplant. Wir hatten daher nicht die Möglichkeit, einen langen Tunnel unter dem Naturschutzgebiet vorzuschlagen, weil die Planungen im Verborgenen zwischen den Beamten des Umwelt- und des Verkehrsministeriums ausgemacht wurden. Die daraus resultierende Entscheidung ist unserer Meinung nach illegal zustande gekommen.“
Dabei sind die Umweltschützer nicht grundsätzlich gegen die Autobahn, ihre Einwände richten sich gegen die Straßenführung durch das Naturschutzgebiet. Ein langer Tunnel, wie ihn Patrik erwähnt hat, hätte die Natur weit weniger geschädigt. Und wer die Strecke einmal gefahren ist, versteht die Naturschützer durchaus, da die Natur im dortigen Teil Böhmens (noch intakt) beeindruckend ist.
Die Beschwerden der Anwohner angesichts von 8000 bis 10.000 Autos, die täglich auf der Landstraße durch ihre Orte fahren, sind aber ebenfalls ein ernstzunehmendes Argument. Das Kreisverwaltungsamt Ústí hat nun kurz vor dem Wochenende die Beschwerde der Umweltschützer abgelehnt. Zdeňka Švehlová, Leiterin der Behörde, begründet die Entscheidung:„Sie haben das Umweltverträglichkeitsgutachten angezweifelt und auch, dass weiterhin Ausnahmen für verschiedene geschützte Pflanzen und Lebewesen gelten. Darüber hinaus haben sie gefordert, dass über die Einwände am besten eine Behörde in Mähren entscheiden sollte, da hier angeblich alle Beamten ein Interesse an einer Genehmigung der Autobahn hätten und nicht objektiv entscheiden würden. Wir haben die Einwände abgewiesen, weil wir befunden haben, dass sie unbegründet sind.“
Nun läuft eine 15-tägige Frist, in der juristisch Klage vor einem Gericht eingelegt werden kann. Miroslav Patrik und seine Organisation wollen davon zwar keinen Gebrauch mehr machen, aber trotzdem kann jede andere Umweltschutzorganisation oder auch jeder Anlieger nun vor Gericht ziehen. Eine Gerichtsverhandlung wird aber keine aufschiebende Wirkung mehr haben. Der zuständige Kreisrat für Verkehr, Jiří Šulc, geht davon aus, dass die Autobahn bis spätestens Ende 2014 vollständig befahrbar sein wird:
„Von den knapp 13 Kilometern sind vier Kilometer bereits fertig, die innerhalb von 14 Tagen für den Verkehr freigegeben werden. Auf dem restlichen Stück sind die Tunnel und Brücken ebenfalls fertig, es müssen also nur noch etwa sechs bis sieben Kilometer gebaut werden.“
Er gab aber zu bedenken, dass ein Gerichtsurteil tatsächlich den Bau noch einmal stoppen könnte. Die Baufirma habe ihm indes versichert, innerhalb von 30 Monaten fertig zu sein. Ein mögliches Gerichtsurteil könnte den Weiterbau aber frühestens in 12 Monaten stoppen, schätzt Šulc die Situation ein.