Bier-Museum für alle Sinne: Pilsner Urquell Experience in Prag

Prag ohne Bier – das ist undenkbar! Allerdings gab es bis vor kurzem in der tschechischen Hauptstadt kein großes und modernes Museum, das sich mit dem Nationalgetränk beschäftigt. Ende April wurde jedoch die Pilsner Urquell Experience eröffnet, mitten im Zentrum Prags.

28. října 13,  Praha | Foto: Ian Willoughby,  Radio Prague International

Es ist das berühmteste Bier aus Tschechien: das Pilsner. Der Name steht heute für eine ganze Brauart. Sie wurde 1842 in Plzeň / Pilsen erdacht. Und in der westböhmischen Stadt betreibt die Brauerei Plzeňský prazdroj auch ein interessantes Museum. Nun können aber ebenso die Besucher von Prag in die Welt des Pilsner Bieres eintauchen – und zwar im Rahmen der Schau Pilsner Urquell Experience. Das Museum hat nichts mit einer klassischen Guckkasten-Ausstellung zu tun, sondern ist ein Erlebnis für alle Sinne – inklusive Bierverkostung. Dieses neue Besucherziel liegt im Zentrum von Prag: am unteren Ende des Wenzelsplatzes. Angesiedelt ist es in einem wunderschönen Jugendstil-Palais…

„Dies war früher der Sitz der Prager Creditbank. Wenn man in die Eingangshalle kommt, sind da noch die Gewölbe, in denen die Bankiers saßen. Wir haben alle architektonischen Elemente erhalten und die Ausstellung dahinein integriert“, erläutert Nick Penny vor Ort.

Nick Penny | Foto: Ian Willoughby,  Radio Prague International

Er ist der Generaldirektor von Pilsner Urquell Experience. Seine Firma hat in Kooperation mit der Brauerei Plzeňský prazdroj die Ausstellung gestaltet, die sich über mehr als 3000 Quadratmeter Fläche auf drei Stockwerken erstreckt.

Foto: Ian Willoughby,  Radio Prague International

Auf der Standard-Tour erfahren die Besucher alles übers Bierbrauen und Pilsner Urquell:

„Die Tour ist in drei Teile gegliedert. Im ersten geht es sozusagen um die Vorgeschichte des Bieres. Dieser Teil startet mit Bier in vorantiken und antiken Kulturen, dann geht es weiter zu Bier im mittelalterlichen Böhmen und dem Einfluss der böhmischen Könige auf das Brauereigewerbe. Zum Schluss wird man zu dem Moment geleitet, als die Pilsner Bürger Bier auf den Stadtplatz gossen und beschlossen, von nun an alles anders zu machen – denn so entstand Pilsner Urquell.“

Jubiläumstor in der Pilsner Urquell Brauerei | Foto: Miroslav Chaloupka,  Plzeňský Prazdroj

Man habe sich dabei streng an die historischen Fakten gehalten, betont Nick Penny. Doch die Erzählweise ist interaktiv, sehr unterhaltsam und spricht alle Sinne an. Für diese Seite der Pilsner Urquell Experience haben sich die Gestalter an die Firma BRC Imagination Arts in Kalifornien gewandt. Nick Penny:

Foto: Ian Willoughby,  Radio Prague International

„Sie nennen sich selbst Storyteller. Alles hier wird also auf eine fesselnde Weise erzählt. Wir nutzen unterschiedliche Technologien und bieten Unterhaltung. Die Firma ist spezialisiert auf die Gestaltung von solchen Touren für konkrete Marken. Vor kurzem haben sie für Johnny Walker in Edinburgh eine erfolgreiche Show erstellt. Ich denke, sie verstehen die Geschichten ihrer Klienten und sind in der Lage, diese in einer Ausstellung zu präsentieren.“

Süßes Malz, intensiver Hopfen

Foto: Ian Willoughby,  Radio Prague International

Im zweiten Teil der Tour geht es um die Zutaten. Hier wird es interaktiv.

„In diesen Töpfen hier unten kann man sich Malz anschauen. Viele Menschen wissen gar nicht, was Malz eigentlich ist – es handelt sich dabei um kurz gekeimte und wieder getrocknete Gerste. Malz schmeckt recht süß, das dürfen die Besucher auch probieren. Und dann haben wir noch Hopfen. Wir empfehlen den Leuten aber nicht, ihn zu probieren, denn er hat einen sehr intensiven Geschmack. Aber man kann am Hopfen riechen, und das ist ein köstlicher Duft. In einem Film erzählen wir dann zuletzt, wie bei Pilsner Urquell mit den Zutaten umgegangen wird und was daran speziell ist.“

Foto: Ian Willoughby,  Radio Prague International

Im letzten und dritten Teil fließt dann auch Gerstensaft. In der sogenannten Beer Hall werden die Besucher mit zwei kleinen Pils belohnt, die im Eintrittspreis enthalten sind. Dabei gibt es eine Show, und man erfährt das Geheimnis des richtigen Zapfens. Letzteres ließe sich allerdings bei einer weiteren Tour noch vertiefen, sagt der Generaldirektor:

„Bei der Tapster Academy Tour sitzen zwölf Teilnehmer an der Bar. Wir erzählen dort die Geschichte und alles weitere Wissenswerte zum Bier. Danach hat jeder die Möglichkeit, selbst zu zapfen und die drei unterschiedlichen Zapfarten von Pilsner Urquell auszuprobieren: hladinka, šnyt und mlíko. Da geht es um den Schaum und wie er den Geschmack beeinflusst. Das wird ausführlich erklärt. Ich bin Engländer, und meine Landsleute wissen nichts über Bierschaum. Aber wenn man mit irgendjemandem in Tschechien redet, sagt er einem, dass der Schaum das Wichtigste sei. Deswegen konzentrieren wir uns hier so sehr darauf.“

Foto: Ian Willoughby,  Radio Prague International

Drei Zapfarten probieren

Foto: Ian Willoughby,  Radio Prague International

Obwohl Prag problemlos als Hauptstadt des Bieres durchgehen kann, ist das Konzept der Pilsner Urquell Experience neu. Nick Penny:

„Dahinter stand der einfache Gedanke, dass so viele Touristen nach Prag kommen, um sich die Stadt anzuschauen – und auch Bier zu kosten. Aber bis jetzt gab es keinen Ort hier, an dem sie auch mehr über den Gerstensaft erfahren konnten. Es gibt viele Kneipen und ein paar kleinere Rundgänge, aber keine wirklich große Sache dazu.“

Foto: Ian Willoughby,  Radio Prague International

Aber woher stammt eigentlich das Interesse des Generaldirektors an tschechischem Bier?

„1992 kam ich das erste Mal nach Prag und hab mich damals in das Bier verliebt. Danach habe ich mehrere Jahre lang in anderen Ländern Mitteleuropas gearbeitet. Dabei war ich für die Leitung von Brauereien in Rumänien und in Bosnien verantwortlich. Für mich bedeutet Prag nun eine Heimkehr und tief involviert zu sein sozusagen in das tschechische Tafelsilber – also in die schönste Ware, die die Tschechen produzieren.“

Foto: Ian Willoughby,  Radio Prague International

Die Pilsner Urquell Experience will ein breites Publikum ansprechen mit ihren Licht- und Toninstallationen sowie den unterhaltsamen Animationen. Alle 15 Minuten können bis zu 50 neue Besucher auf die Tour gehen – ausgestattet mit einem Head-Set, sodass man selbst die Geschwindigkeit bestimmen kann.

„Wir haben die Kapazitäten für bis zu eine halbe Million Besucher im Jahr. Wenn wir 60 Prozent davon erreichen, wäre ich sehr froh. Ich vermute, dass wir vielleicht eher jüngere als ältere Menschen ansprechen. Die Story, die erzählt wird, entspricht aber absolut den Fakten. Zugleich richtet sich das Museum auch an jene, die nichts über Bier wissen. Und es macht der ganzen Familie Spaß. Es geht nicht um eine tiefgründige Diskussion über Brautechniken oder ähnliches, sondern darum zu verstehen, was hinter der Bierkultur steht, und ein bisschen etwas über Pilsner Urquell zu lernen.“

Und zum Schluss lädt Nick Penny noch dazu ein, einfach mal jenseits einer Tour vorbeizuschauen:

„Man kann in die große Eingangshalle kommen, wo wir eine tolle Lichtinstallation haben. Sie besteht aus einem früheren Maischebottich. Die kann man sich auch so anschauen. Außerdem betreiben wir einen Souvenirladen im Parterre. Und nicht zuletzt haben wir hier den Ausschank ‚U zvonu‘ (Zur Glocke, Anm. d. Red.), der einfach als Bar dient.“

Foto: Ian Willoughby,  Radio Prague International

Die Pilsner Urquell Experience befindet sich im Palais der früheren Prager Creditbank, in der Straße 28. října 13. Das Museum ist täglich geöffnet, und zwar von 10.30 bis 19.00 Uhr. Der letzte Einlass findet um 17.30 Uhr statt. Es ist zu empfehlen, sich im Vorfeld online eine Eintrittskarte zu besorgen.

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