Bigband-Workshop als Schnupperkurs für Orchesterarbeit

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Die tschechische Jazz-Szene ist recht reich und mannigfaltig. Es gibt Solisten, es gibt kleine Gruppierungen von zwei drei Spielern, es gibt aber nur wenige große Jazz-Orchester, nur wenige Bigbands. Über eine interessante Initiative, die es jungen Jazzmusikern ermöglichte, das Spielen in einem Orchester auszuprobieren, berichtet im Kultursalon Markéta Kachlíková.

Ein Bigband-Workshop hat es im Spätsommer Musik-Studenten und weiteren Interessenten ermöglicht, unter der Leitung von hervorragenden Jazz-Lektoren das Spielen in einem Jazz-Orchester kennen zu lernen. Organisiert wurde er von der freien Musikvereinigung New Orchestra of Dreams und von der Bürgervereinigung Prostor pro mladé umení (Raum für die junge Kunst). Den letztgenannten Veranstalter stellt Petra Simbartlová vor:

"Das ist ein Verein, der seit sieben Jahren verschiedene Kurse künstlerischer oder therapeutischer Art vor allem - wie man schon an dem Namen erkennen kann - für Jugendliche organisiert. Und diesmal haben wir uns mit Stepán Smetácek, der zufälligerweise mein Cousin ist, verabredet, dass wir helfen, seine Idee zu verwirklichen."

Und diese Idee war...

"Diese Idee war, eine Bigband zu gestalten. Es ist im tschechischen Musikleben heutzutage nicht mehr so üblich, so viele Musiker zusammen zu holen und ihnen die Gelegenheit zum Spielen zu geben. Natürlich ist es vor allem die Frage des Geldes."

Für eine Spätsommerwoche haben sich an die 14 Musiker in einer alten Mühle im mittelböhmischen Dorf Horní Hbity, dem Zentrum der Bürgervereinigung Raum für die junge Kunst, getroffen und dort gemeinsam geprobt und gespielt. Der Schlagzeuger Stepán Smetácek, unter dessen Leitung der Workshop und die Band standen, erklärt, was an seiner Arbeit mit dem Orchester von Bedeutung war:

"Es ging darum, einen konkreten Klang, ein Arrangement, ein Herangehen an die gespielten Sachen zu finden, ein gewisses System der Arbeit zu schaffen. Ich habe während der Woche die Arrangements fertig geschrieben, je nachdem, wie sich der Klang entwickelte, wie die Reaktionen und Meinungen darüber waren, es hat sich eigentlich vom Anfang bis zum Ende von selbst entwickelt."

Das Ensemble, das in Horní Hbity zusammengetroffen ist, war recht bunt:

"Es gab dort Menschen, die zusammen in verschiedenen Bands spielen, Menschen, die sich nur beiläufig kannten, aber auch Menschen, die sich noch nie getroffen haben. Von Profis, wirklichen Spitzenmusikern und sozusagen Autoritäten, über junge Musiker, die in Bands in der ganzen Republik spielen, bis hin zu Konservatoriumsstudenten, die sich auf eine Laufbahn als Jazzmusiker vorbereiten. Alle mussten aber gewisse Praxis haben, also das Spielen auf der Bühne kennen."

Einer der Teilnehmer war auch Ludek Havel, ein Student des Jaroslav-Jezek-Konservatoriums in Prag, also einer Schule, die sich auf die Jazzmusik spezialisiert. Er hat auch schon gewisse Erfahrungen mit dem Spielen im Schulorchester und kann die Arbeit der beiden Ensembles vergleichen:

"Sie unterscheidet sich sicher durch das kreative Milieu. Bei uns in der Schulbigband gelten feste Regeln - was geschrieben steht, das wird strikt eingehalten. Und hier hat uns der Kapellmeister Stepán Smetácek einen Raum gegeben, damit wir auch unsere Seele in die Musik bringen können."

Wie der Tag in der Mühle aussah, beschrieb uns Petra Simbartlová, die gleichzeitig Organisatorin und Musikerin war:

"Wir haben ungefähr acht Stunden wirklich ernsthaft gearbeitet. Das Zentrum war natürlich die Bigband, aber es gab auch Konsultationen mit den Lektoren. Die weniger Erfahrenen haben gerne die mehr Erfahrenen angesprochen, gefragt, nachgespielt usw."

Stepán Smetácek ergänzt:

"Wir begannen nach dem Frühstück zu proben. In der Regel haben wir mit einer neuen Sache angefangen, nach dem Mittagessen haben wir uns einige problematische Stellen ausgesucht und die Probleme gelöst. Danach haben einzelne Sektionen für sich ihre Probleme gelöst, und am Abend haben wir uns wieder alle zusammen getroffen und gespielt."

Stepán hat während der Woche die Arrangements fertig geschrieben, je nachdem, wie sich der Klang entwickelte.

"Durch die Leute, die gekommen sind und die wir als Besetzung hatten, sind wir zu einem bestimmten Klang gelangt. Weiter scheint mir sehr wichtig, dass wir erprobt haben, welche Möglichkeiten diese Besetzung bietet, wir haben traditionelle Kompositionen aus dem Repertoire dieses Genres aufgegriffen, wir haben einige meiner Sachen gespielt, die mit gegenwärtigen Strömungen ein bisschen experimentieren. Immer ist das aber meiner Meinung nach eine Andeutung, eine Sondierung, Antastung dessen, was dieser Boden anbieten kann."

Ein Ergebnis der Woche ist ein Konzertprogramm, das die Jazzband im September in Prag präsentierte. Und was nun? Werden die Musiker wieder jeder seinen eigenen Weg gehen? Petra Simbartlová:

"Wir haben es zuerst so gemeint, das alles jetzt zu Ende geht. Aber wie ich sehe, wurden die Kontakte angeknüpft, und ich glaube, die Jungs werden weiter zusammenspielen wollen. Also mal sehen."

Diese Lust wird auch von Stepán Smetácek bestätigt:

"Wir haben sicher Lust weiter zu machen, alle sind begeistert. Es ist natürlich zeitlich und finanziell eine sehr anspruchsvolle Sache, eine solche Band zu halten, aber bestimmt wird etwas geschehen."