Bis zu 40 Prozent mehr: Tickets für Sommerfestivals in Tschechien deutlich teurer

Auch in Tschechien beginnt jetzt die Open-Air-Saison. In diesem Jahr müssen die Fans von Rock- und Popmusik bei den Eintrittskarten aber deutlich draufzahlen.

Foto: Khalil Baalbaki,  Tschechischer Rundfunk

Die Alternative-Rock-Formation Wohnout ist schon eine Art Hausband beim Open Air Music Fest im südböhmischen Přeštěnice. Um diesen und andere namhafte tschechische Acts oder auch das Zirkusensemble La Putyka zu sehen, müssen die Besucher in diesem Sommer mehr berappen als noch im vergangenen Jahr. Inzwischen liegt der Eintritt für beide Festivaltage bei 1390 Kronen (knapp 59 Euro).

„Der Preisanstieg beträgt etwa zehn Prozent. Mehr als die höheren Energiekosten schlagen sich auf die Ticketpreise die gestiegenen Honorare für einige Bands nieder. Und auch verschiedene Dienstleistungen sind teurer geworden“, sagt Dramaturg Josef Kašpar.

Ähnliches berichtet Kamil Rudolf. Der Chef des Elektrofestivals Beats For Love in Ostrava / Ostrau rechnet vor, dass die Kosten in diesem Jahr um 20 bis 30 Prozent gestiegen seien. Dies betreffe vor allem die Gagen der Musiker:

„Viele von ihnen haben während der Corona-Pandemie das normale Familienleben erprobt. Jetzt wollen die großen Stars nicht mehr so oft auftreten, sind aber an einen gewissen Standard gewöhnt. Und diesen wollen sie sich erhalten.“

Bemerkbar macht sich das unter anderem am Eintrittspreis. Vier Tage Beats For Love kosten 2490 Kronen (105 Euro), das sind 300 Kronen (12,70 Euro) mehr als im vergangenen Jahr.

Am meisten ging der Ticketpreis wohl beim Mighty Sounds im mittelböhmischen Tábor nach oben. Das Dreitagesticket für das Punk- und Ska-Festival beläuft sich aktuell auf 3290 Kronen (139 Euro). Die Teuerung von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr begründet Sprecherin Markéta Broumová so:

„Schon beim vorigen Jahrgang war die Lage unhaltbar. Wir hatten bereits die Kosten von 2022, aber die Eintrittskarten hatten wir noch vor der Pandemie im Jahr 2019 verkauft. Darum mussten wir uns vergangenes Jahr mit Crowdfunding und staatlichen Zuschüssen behelfen.“

Immerhin könne man in diesem Sommer eine Szenegröße präsentieren, ergänzt Broumová, auf die das Mighty-Sounds-Publikum schon seit Jahren warte: die Ska-Punk-Legende Rancid aus Kalifornien nämlich.

Trotz der angepassten Eintrittspreise wird beim Mighty Sounds in diesem Jahr aber eine von bisher sechs Bühnen eingespart.

Die Organisatoren des Klassikfestivals in Český Krumlov / Krumau hingegen können das bisherige Preisniveau der Eintrittskarten halten. Allerdings müsse man auch hier enger haushalten, schildert Festivalleiterin Gabriela Rachidi:

„Wir versuchen zu sparen, indem wir die günstigsten Lieferanten auswählen. Außerdem geben wir weniger Geld für die Reklame aus, vor allem für gedruckte Werbung.“

Ab 14. Juli gibt es in der südböhmischen Unesco-Stadt 18 Konzerte zu erleben, die laut Rachidi mit einer „Carmina Burana“-Aufführung von internationalen Spitzensolisten ihren Höhepunkt finden.

Im ostmährischen Opava / Troppau setzt man letztlich auf minimalste Organisationskosten. Das Festival Slunovrat (Sonnenwende) werde von Ehrenamtlichen auf die Beine gestellt, betont Leiter Václav Müller. Allerdings würden diese mitunter selbst noch Geld investieren, räumt der Chefdramaturg ein. Vor allem würden aber öffentliche Mittel beantragt – und Sponsoren angeworben:

„Einem potentiellen Sponsor können wir zum Beispiel Werbung bei einem Fußballspiel mit 3000 Zuschauern anbieten. Das gilt aber für jedes Match, von denen es ja viele im Jahr gibt und – und bei allen ist die Reklame zu sehen. Wer uns unterstützen will, muss schon eine gewisse Beziehung zu unserem Festival haben.“

Auf dem dreitägigen Slunovrat-Programm stehen vor allem Namen der alternativen tschechischen Szene, aber auch die Post-Industrial-Veteranen The Young Gods aus der Schweiz. Das Festivalticket ist im Vorverkauf für 1090 Kronen (46 Euro) zu haben.

Autoren: Daniela Honigmann , Petr Kubát , František Kuča
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