Böhmerwald und Bayerischer Wald im Fokus: „Šumava Litera“ beginnt

Šumava Litera

„Šumava Litera“ heißt das Festival, das am Montag in Vimperk / Winterberg eröffnet wird. Es werden dabei Bücher von Schriftstellern aus Deutschland, Österreich und Tschechien präsentiert, die vor allem aus verschiedenen Aspekten über den Böhmerwald und den Bayerischen Wald erzählen. Jedoch nicht nur das. Mehr über den 9. Jahrgang erfahren Sie vom Programmdirektor des Festivals, Martin Sichinger. Der Schriftsteller war diese Woche zu Gast im Studio bei Radio Prag International

Herr Sichinger, „Lehrer und Schulen im Böhmerwald und im Bayerischen Wald“ lautet das Motto des Festivals „Šumava Litera“, das am Montag in Vimperk beginnt. Was steht auf dem Programm?

„Wir bieten alles, was mit einem klassischen Literaturfestival verbunden ist, veranstalten aber keine Autorenlesungen. Es gibt etwa Filmpräsentationen. Aus Deutschland kommt beispielsweise Rena Dumont zum Festival, um ihre Filme vorzustellen. Dumont flüchtete 1986 mit ihrer Mutter aus der Tschechoslowakei, sie lebt heute in München. Zudem gibt es beim Festival Diskussionen, beispielsweise mit Bergführern und Fotografen. Es werden einige Ausstellungen gezeigt. Und natürlich stehen Vorträge auf dem Programm.“

Gibt es die Möglichkeit, während des Festivals Bücher zu kaufen?

Martin Sichinger | Foto: Barbora Němcová,  Radio Prague International

„Ja, und zwar am Samstag. Es gibt derzeit nicht sehr viele Möglichkeiten, Bücher mit der Böhmerwaldthematik zu kaufen. Darum veranstalten wir im Hotel Zlatá hvězda, wo das Festival stattfindet, einen Büchermarkt. Das Interesse der Buchhändler, Verlage und auch Leser ist groß. Autoren, die über den Böhmerwald und den Bayerischen Wald schreiben, sind in Vimperk anwesend, und die Leser können sich die Bücher von ihnen unterschreiben lassen.“

Kommen auch Schriftsteller aus Deutschland und aus Österreich zum Festival?

„Ja, und das finde ich schön. In diesem Jahr haben wir neue Gäste aus Alberndorf in der Riedmark, das liegt nahe Linz. Wir haben jedoch auch mehrere Stammgäste, die jedes Jahr kommen. Zu ihnen gehört Ossi Heindl, der eine Krimi-Serie aus dem Bayerischen Wald schreibt.“

Sind alle Festivalveranstaltungen für die breite Öffentlichkeit zugänglich?

„Ja. Wir organisieren alles auf Freiwilligenbasis. Den Eintritt ist frei. Es gibt keinerlei Eintrittskarten für die Veranstaltungen.“

Zum Abschluss des Festivals werden am Samstagabend die Johann-Steinbrenner-Preise verliehen. In welchen Kategorien?

„Der Hauptpreis wird für das beste Buch über tschechisch-deutsche Beziehungen verliehen Es muss allerdings nicht direkt den Böhmerwald oder den Bayerischen Wald betreffen. Zudem werden Bücher in den Kategorien Belletristik und Poesie, populärwissenschaftliche Publikationen sowie die besten deutschsprachigen Bücher über den Böhmerwald und den Bayerischen Wald geehrt.“

Wie sind Ihre Erfahrungen aus den vergangenen Jahren – wie groß war das Interesse für das Festival?

„Das Interesse ist gestiegen. Wir haben zuletzt etwa zehn Prozent mehr Gäste und Verleger verzeichnet.“

Haben diejenigen, die nicht nach Vimperk kommen können, die Möglichkeit, die Veranstaltungen auf einer Plattform zu sehen?

„Wir bieten jeden Monat einen Podcast an. Zudem wollen wir das ganze Programm des Festivals aufzeichnen, sodass alles online zu finden sein wird.“

Sie sind selbst Schriftsteller und stammen aus Vimperk. Ich habe Ihren neuen Roman „Zítra přijde Olah“ (zu Deutsch „Morgen kommt Olah“) gelesen. Dieser spielt in den 1980er Jahren in Vimperk und beschreibt die Atmosphäre dieser Zeit an einer Grundschule sowie die bunte Zusammensetzung der Bewohner der Stadt. Sind es Ihre persönlichen Erlebnisse?

„Ja schon, viel davon geht von meinen eigenen Erlebnissen aus. Ich reise viel durch Deutschland und versuche zu erklären, wie die Bevölkerung im Böhmerwald zusammengesetzt war. Ich hatte Mitschüler aus Ungarn, Rumänien oder auch der Slowakei.“

Martin Sichinger: Zítra přijde Olah | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Erinnern Sie sich an die düstere Atmosphäre aus der Zeit der sogenannten „Normalisierung“, als der Großteil der Lehrer höchst loyal gegenüber dem kommunistischen Regime war?

„In Vimperk war das vermutlich komplizierter als anderswo. Denn dort befanden sich große Kasernen. Die Verbindung zwischen der Schule und der Armee war sehr eng – ich würde sagen, allzu eng.“

Sie leben jedoch nicht mehr in Vimperk. Besuchen Sie ihre Geburtsstadt oft?

„Ich bin Lehrer von Beruf. Das bedeutet, dass ich dort die Sommer- und Herbstferien verbringen kann.“

Haben Sie Kontakte zu Zeitzeugen aus Vimperk?

„Ja. Ich veranstalte Diskussionen mit ihnen. Es ist für mich sehr wichtig, ihre Erlebnisse zu sammeln.“

Das Festival „Šumava Litera“ findet vom 13. bis 18. November in Vimperk statt. Mehr erfahren Sie auf https://www.sumava-litera.eu/de.

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