Busfahrer aus Not: Mitreisender rettet 50 Menschen

Foto: Archiv der tschechischen Polizei

Am Montagmorgen hat ein Mann durch seine Geistesgegenwart und seinen Mut vielleicht das Leben vieler Menschen gerettet. Er sprang ans Steuer, als der Fahrer eines vollbesetzten Busses auf einer Schnellstraße im Norden Tschechiens kollabierte.

Ivo Raisr  (Foto: ČT24)
Es ist Viertel nach sieben Uhr in der Früh. Der Bus eines tschechischen Anbieters ist mit 50 Menschen vollbesetzt und auf dem Weg von Liberec / Reichenberg nach Prag. Die Schnellstraße führt an der Stelle durch die Ausläufer des Isergebirges, sie hat viele Kurven. Ivo Raisr sitzt auf Platz drei schräg hinter dem Fahrer, als es passiert:

„Ich werde von einem starken Schlag aufgeschreckt, der ganze Bus wackelt. Ich schaue auf und sehe, wie der Fahrer bewegungslos im Gang liegt.“

Ivo Raisr handelt ohne Zögern. Der IT-Spezialist springt in Richtung Fahrersitz, obwohl er sein Notebook auf dem Schoß hat.

„Ich dachte: Was nun? Also bin ich anstatt des Fahrers ans Steuer gehechtet und habe begonnen, zu lenken. Denn der Wagen drohte, gegen die Leitplanke zu fahren und sich vielleicht zu überschlagen.“

Foto: ČT24
Ganz hinten im Bus sitzt in dem Moment die Mitreisende Eliška Machová. Auch sie bekommt mit, was vor sich geht:

„Ich sah, wie sich der Bus auf der rechten Spur immer stärker der Felswand näherte. Dann gab es einen Schlag, und wir fuhren auf einmal auf die andere Seite zu.“

Als Ivo Raisr das Steuer übernimmt, gibt es ein Problem, wie der 41-Jährige am Montag in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks geschildert hat...

„Als ich den Platz des Fahrers eingenommen hatte, stieß ich den Mitreisenden hinter mir an. Er sollte mir helfen, den Fahrer wegzuziehen. Dessen Füße waren unter den Pedalen verhakt, und ich konnte die Bremse nicht bedienen.“

Foto: Archiv der tschechischen Polizei
Letztlich muss noch eine junge Frau mit anpacken, erst dann sind die Pedale frei. Ivo Raisr verlangsamt die Fahrt und lenkt den Bus von der Schnellstraße herunter. Er stoppt bei der nahen Tankstelle in Hodkovice nad Mohelkou / Liebenau. Mittlerweile ist der Fahrer wieder bei Bewusstsein. Er instruiert seinen unfreiwilligen Co-Piloten, wie er die Handbremse anziehen muss. Gemeinsam öffnen sie die Türen, währenddessen sind bereits Polizei und Rettungsdienst informiert. Die anderen Mitreisenden beginnen, sich bei Raisr zu bedanken, so auch Eliška Machová:

„Ich habe ihm gesagt, ich sei froh, dass er uns gerettet habe. Erst jetzt rückblickend wird mir bewusst, was alles hätte passieren können. Er ist ein sympathischer Typ, der uns vor Schlimmerem bewahrt hat.“

Mit Verspätung bringt ein Ersatzbus die Reisenden am Montag nach Prag. Ivo Raisr geht dann wie an jedem anderen Tag dort zur Arbeit. Allerdings ist er seitdem ein Medienstar. Und im Tschechischen Rundfunk verrät er:

„Ich bin zuvor noch nie einen Bus gefahren. Ich habe auch keinen Führerschein dafür. Aber ich habe immer davon geträumt, mal einen Bus zu lenken…“