Coming-out: Der mutige Schritt von Fußballer Jakub Jankto

Jakub Jankto

Dass ein aktiver Fußballer bekennt, schwul zu sein, ist bisher selten geschehen. Nun hat sich mit dem Tschechen Jakub Jankto der erste Nationalspieler als homosexuell geoutet.

„Hallo, ich bin Jakub Jankto. Wie jeder andere habe auch ich meine Stärken und Schwächen“ – so beginnt das Video des tschechischen Fußballnationalspielers. Es ist nur 45 Sekunden lang.

Und weiter sagt der 27-jährige Mittelfeldspieler, der derzeit für Sparta Prag aufläuft, er habe eine Familie, Freunde und einen Beruf, den er mit vollem Einsatz, mit Professionalität und Begeisterung ausübe. Und dann wagt er sein Coming-out:

„Wie jeder andere will ich mein Leben in Freiheit, ohne Angst, Vorurteile und Gewalt leben – aber mit Liebe. Ich bin homosexuell, und will mich nicht mehr verstecken.“

Jakub Jankto | Foto: Tadeáš Bednarz,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0 DEED

Jankto ist erst der dritte aktive Fußballer, der diesen Schritt gewagt hat – und der erste Nationalspieler. 2021 hatte Josh Cavallo, der in der australischen A-League spielt, sein Coming-out gegeben. Ein Jahr später folgte der englische Stürmer Jake Daniels, der in der Jugend des FC Blackpool aktiv ist.

Deswegen spricht die LGBTIQ-Community nicht nur in Tschechien von einem sehr mutigen Schritt. Czeslaw Walek ist Vorsitzender des Vereins Prague Pride. Gegenüber Radio Prag International verwies er darauf, dass vor allem Mannschaftssportarten kein leichtes Umfeld seien für ein Coming-out. Und weiter:

Czeslaw Walek | Foto: Martin Strachoň,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0

„Ich würde sogar von einem historischen Moment sprechen. Denn er ist nur einer von sehr wenigen aktiven Fußballern, die sich geoutet haben. Die meisten, die dies gemacht haben, sind erst nach der aktiven Karriere an die Öffentlichkeit gegangen. Sein Schritt als aktiver Fußballer ist also sehr wichtig. Jakub Jankto ist damit sofort ein Vorbild geworden, und das nicht nur in Tschechien, sondern in der ganzen Welt. Überall erfahren nun Jungs, die Fußball spielen und vielleicht ihre sexuelle Identität anzweifeln, dass sie zugleich ihren Sport ausüben und schwul sein können.“

Der Schritt von Jakub Jankto hat Wellen geschlagen in der gesamten Fußball- und Sportwelt. Am Dienstagmorgen hatten bereits 13,4 Millionen Menschen das Video auf Twitter gesehen. Von Vereinen aus ganz Europa vom FC Barcelona über den FC Chelsea bis zu Malmö FF erhielt Jankto positive Kommentare. Bestärkende Worte kamen auch von Fußballprofis wie etwa Bruno Fernandes von Manchester United. Vom tschechischen Ex-Premier Mirek Topolánek (Bürgerdemokraten) gab es ebenso Unterstützung. Auch aus dem deutschen Fußball gab es viel Respekt für das Coming-Out, nicht zuletzt schrieb Ex-Nationalspieler Thomas Hitzelsperger: „Was für ein Spieler! Was für eine Persönlichkeit!“. Der 40-Jährige hatte 2014 nach dem Ende seiner Karriere als erster prominenter deutscher Fußballer seine Homosexualität bekannt gemacht.

Julian Nagelsmann, Trainer des FC Bayern München, nahm bei der Pressekonferenz vor dem Champions-League-Achtelfinale in Paris Stellung…

„Es ist eine mutige Entscheidung, aber ich finde, wir sollten da nicht über Mut sprechen. Eigentlich sollte es Normalität werden, weil es einfach etwas Normales ist. Ich freue mich für Jankto, dass er das gemacht hat, und glaube, dass er jetzt ein deutlich angenehmeres Leben führen kann, als dies vorher der Fall war – ich hoffe es für ihn“, so Nagelsmann.

Jakub Jankto hat für die tschechische Nationalmannschaft bisher 45 Spiele bestritten. Derzeit gastiert er bei Sparta Prag, ausgeliehen vom spanischen Erstliga-Verein Getafe. Vom tschechischen Rekordmeister Sparta erhielt Jankto alle Unterstützung für seinen Schritt. Zuvor soll der Fußballprofi intern informiert haben. Dies geht auch aus der Reaktion des Prager Klubs hervor.

„Jakub hat vor einiger Zeit mit der Vereinsführung, dem Trainer und den Mitspielern offen über seine sexuelle Orientierung gesprochen. Alles andere betrifft sein Privatleben. Keine weiteren Kommentare. Keine weiteren Fragen. Du hast unsere Unterstützung. Lebe Dein Leben, Jakub. Alles andere ist egal“, so Sparta Prag auf seinen Social-Media-Auftritten.

Czeslaw Walek von Prague Pride hofft nun, dass Jakub Jankto weit über die Sportwelt hinaus etwas in Gang gesetzt hat:

„Ich hoffe, dass sein Outing auch politisch etwas bewirkt. Denn hierzulande wird etwa immer noch über die gleichgeschlechtliche Ehe nur diskutiert. Ich denke, die Politiker sollten nun sehen, dass LGBTIQ-Menschen überall sind in diesem Land und alle gleich behandelt werden sollten.“