Corona: Impfstoff wird in Tschechien entwickelt
Viele Forschungseinrichtungen und Firmen weltweit suchen nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Unter ihnen ist auch die US-Biotech-Firma Novavax. Ihr Impfstoff wird in Tschechien entwickelt.
Die Impfsubstanz wird in einem Betrieb der Firma Praha Vaccine im Ort Bohumil östlich von Prag entwickelt. Der Leiter des Unternehmens, Jakub Kronovetr, beschreibt das Prinzip:
„Auf der Abbildung eines Coronavirus sieht man eine Art Pilze auf der Oberfläche. Das sind Proteine. Bei uns werden eben diese Proteine hergestellt, wir manipulieren also nicht mit dem eigentlichen Virus.“
Die Produktion des Impfstoffes in Bohumil berge also keine Gefahr für die dortigen Einwohner in sich, bestätigte der Regierungsbeauftragte für medizinische Forschung, Roman Prymula, beim Besuch der Firma am Dienstag:
„Dieser Impfstoff enthält ein Protein des Virus, das nicht infektiös ist. Es wird also nicht mit einem lebendigen Virus gearbeitet, sondern nur mit einem Insektenvirus, der als Träger dieses Eiweißes dient. Damit kann ein Mensch nicht angesteckt werden. Ich will betonen, dass das Infektionsrisiko für die Einwohner gleich Null ist.“
Die Zellen werden in Bohumil in großen Tanks kultiviert – der Prozess beginne mit einem Milliliter und ende mit 6000 Litern Protein, erklärt Kronovetr.
„Die Zellen wachsen in Bioreaktoren, wobei wir für ihre Ernährung sorgen müssen. Wir nehmen Insektenzellen, fügen Baculoviren hinzu, und dann kommt es zur Produktion des Proteins auf der Oberfläche. In einem Reaktor werden vier Tonnen Protein hergestellt.“
Als weiterer Schritt muss das gereinigte Protein für den Impfstoff isoliert werden. Laut aktuellen Angaben wird dieses Protein danach von Bohumil nach Deutschland gebracht. Dort werden ihm in Schweden produzierte Verstärkersubstanzen hinzugefügt. Erst dann liegt das Serum vor.
Laut Information der Firma Novavax hat ihr Impfstoff gegen das neue Coronavirus in einer Phase-1-Studie bei allen Patienten neutralisierende Antikörper erzeugt. Bei den 131 Teilnehmern im Alter von 18 bis 59 Jahren, die aus Australien kamen, habe es keine schweren Nebenwirkungen gegeben, hieß es weiter. Ab Oktober soll eine weitere Testphase folgen. Auch Freiwillige aus Tschechien werden daran beteiligt sein. Es würden etwa 300 tschechische Bürger ausgewählt, die an der klinischen Studie teilnehmen sollen, sagte Premier Andrej Babiš (Partei Ano) während seines Besuchs der Firma am Dienstag.
Gesprochen wurde auch über mögliche Lieferungen des Impfstoffes für den tschechischen Markt. Jakub Kronovetr:
„Wir können jede Menge Impfstoff je nach Nachfrage liefern. Die Tschechische Republik hat zehn Millionen Einwohner. Wenn jeweils zwei Dosen erforderlich sind, bedeutet das für uns 2,5 Chargen.“
Mit dem Start der Produktion wird ab Anfang 2021 gerechnet. In einem Jahr soll das Protein-Material für etwa eine Milliarde Dosen zur Verfügung stehen.
Die Tschechische Republik hat bereits Impfstoffdosen für 3,5 Millionen Menschen im Rahmen einer gemeinsamen Aktion der Europäischen Union bestellt. Die Regierung empfiehlt die Impfung Senioren, Menschen mit chronischen Erkrankungen sowie Mitarbeitern im Gesundheits- und Sozialwesen. Der Regierungsbeauftragte für medizinische Forschung, Roman Prymula, fügte hinzu:
„Im Falle einer Pandemie werden die Impfstoffe meistens vom Staat erworben. Sie stehen den Bürgern dann umsonst zur Verfügung.“
Prymula informierte weiter, dass in der Welt an etwa 160 Impfstoffen gearbeitet wird. Die Substanz von Novavax habe bisher die besten Ergebnisse bezüglich der Wirksamkeit und Sicherheit gezeigt. Auch Tschechien wird ein Impfstoff entwickelt, dieser basiert auf dem abgetöteten Virus.