Corona-Impfungen soll bis zum Sommer Hälfte der Bevölkerung Tschechiens bekommen
Etwa 15.000 Menschen sind bislang in Tschechien gegen Corona geimpft worden. Bis Ende Sommer sollen fünf Millionen Menschen das Vakzin bekommen. Der Gesundheitsminister hat am Dienstag seine Impfstrategie vorgestellt. Das Alter und der Gesundheitszustand sind dabei entscheidend.
Mitte Januar wird in Tschechien das zentrale Anmeldesystem für die Impfung gegen das Coronavirus in Betrieb genommen. Dieses wird zunächst für die Bevölkerungsgruppen mit dem höchsten Corona-Risiko freigeschaltet. Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos):
„Dies sind Menschen ab 80 Jahre, Senioren in Heimen sowie Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen, die für diese Menschen sorgen.“
Insgesamt handelt es sich im ersten Durchgang um etwa 600.000 Menschen. Ihre Immunisierung soll bis Ende März dauern.
Ab Februar kann sich dann jeder Interessierte in dem elektronischen System anmelden. Dabei muss ein Fragebogen bezüglich des Gesundheitszustands ausgefüllt werden. Anschließend wird ein Termin zugeteilt. In der zweiten Phase bis Juni werden vorrangig Kranke, Haus- und Kinderärzte, aber auch Lehrer, Polizisten und Feuerwehrleute geimpft werden. Ansonsten wird die Reihenfolge der Impftermine nach dem Alter und der Zugehörigkeit zu Risikogruppen bestimmt.
„Jemandem, der etwa 65 Jahre alt ist, an Diabetes und Hochblutdruck leidet, wird eine höhere Priorität zugeteilt, als wenn jemand gesund und 40 Jahre alt ist.“
Für eine breite Öffentlichkeit wird der Impfstoff vermutlich erst ab Juli zur Verfügung stehen, so der Gesundheitsminister. Blatný rechne damit, dass bis Ende des Sommers rund fünf Millionen Menschen hierzulande geimpft sein könnten. Die Angaben zur Durchführung werden regelmäßig auf der Webseite des Gesundheitsministeriums veröffentlicht:
„Wir wollen jeweils donnerstags darüber informieren, wie viele Dosen in die Tschechische Republik geliefert und wie viele verabreicht wurden.“
Derzeit lässt das Gesundheitsministerium seine Strategie noch von den Kreisen bewerten, bevor die Regierung am kommenden Montag darüber abstimmen soll. Viele Kreisregierungen rufen nach mehr Kompetenzen für die Regionen und bereiten ihre eigenen Strategien vor. Nach Meinung des Prager Oberbürgermeisters Zdeněk Hřib (Piraten) sollten nicht die Regierungspolitiker, sondern jeweils ein regionaler Koordinator für die Entscheidungen über die Verteilung des Vakzins zuständig sein:
„Auch in den Kreisen, in denen die Impfzentren dem Gesundheitsministerium direkt unterstehen, wie etwa in Uni-Kliniken, muss es einen Kreiskoordinator geben. Seine Position im System muss klar definiert werden, sodass seine Entscheidungen verbindlich sind.“
Der Hauptmann vom Kreis Liberec / Reichenberg, Martin Půta (Bewegung der Bürgermeister für den Kreis Liberec), bezeichnete die veröffentlichte Strategie als eigenartig und warf dem Ministerium vor, zu wenig Zeit für die Beurteilung zur Verfügung zu stellen. Hingegen hält der Kreishauptmann von Vysočina / Böhmisch-Mährische Höhe, Vítězslav Schrek (Bürgerdemokraten), die Strategie für verständlich. Die eigentliche Durchführung der Impfungen werde den Kreisen überlassen, so Schrek:
„Das Vorgehen ist streng geteilt. Das Ministerium bereitet das Anmeldesystem vor, die Regierung hat die Impfstoffe von der EU eingekauft, und alles Übrige liegt an uns, an den Kreisen, den Ärzten, am Krankenpersonal, an den Menschen in den Regionen.“
Der Kreis Vysočina plant die Errichtung von großen Impfzentren. Im Kreis Zlín will man hingegen laut Hauptmann Radim Holiš (Partei Ano) vor allem die Ambulanzen der Hausärzte einbeziehen.
Die Impfungen sind in Tschechien freiwillig. In einer Umfrage vor einem Monat haben rund 40 Prozent der Menschen gesagt, dass sie sich immunisieren lassen wollen.