Crystal im Aufschwung: Drogenkonsum in Tschechien steigt
Die Zahl der Drogensüchtigen in Tschechien steigt von Jahr zu Jahr. Diesen Trend hat auch der jüngste Drogenbericht bestätigt. Demnach galten hierzulande im vergangenen Jahr insgesamt 47.700 Menschen als problematische Konsumenten von Rauschgift. Drei Viertel davon waren abhängig von der synthetischen Droge Crystal. Ebenfalls zugenommen hat die Konsumentenzahl legaler Rauschmittel.
Außerdem herrscht in Tschechien eine hohe Akzeptanz von legalen Drogen, das heißt von Alkohol und Tabak. 24 Prozent der tschechischen Bürger zünden sich demnach täglich eine Zigarette an, 12,5 Prozent trinken täglich Alkohol. Viktor Mravčík:
„Die Toleranz der Gesellschaft gegenüber Drogenkonsum, sowohl bei legalen als auch bei illegalen Drogen ist hoch. Das liegt auch am einfachen Zugang zu Betäubungsmitteln. Für Jugendliche unter 18 Jahren ist es kein Problem, ein alkoholisches Getränk oder eine Zigarette zu bekommen, obwohl dies in ihrem Alter gesetzwidrig ist.“Gerade bei Jugendlichen ist der Anstieg besonders alarmierend. Der Koordinator der tschechischen Antidrogenpolitik, Jindřich Vobořil:
„Leider passiert genau das, wovor ich seit 2010 warne. Der hohe Konsum von Alkohol und Tabak bei Jugendlichen hängt eng mit dem Drogenkonsum zusammen.“Vobořil zufolge rauchen elf Prozent der Kinder in der neunten Klasse der Grundschule täglich.
„Ihre Zahl hat sich seit 1995 verdoppelt. Ähnlich ist es beim Alkoholkonsum. Ein bisschen anders sieht die Lage bei Marihuana aus. Da scheint der Trend in den letzten zwei oder drei Jahren glücklicherweise rückgängig zu sein.“
Im vergangenen Jahr wurden 1,26 Milliarden Kronen (ca. 45 Millionen Euro) in die Antidrogenpolitik investiert. Gegenüber dem Vorjahr sanken die Ausgaben für Prävention, dagegen stiegen die Kosten für die Folgebehandlungen und Therapien. Die nationale Strategie der Antidrogenpolitik betreffe nicht nur harte Drogen, sondern sei in diesem Jahr auf Alkohol, Tabakwaren und die Bekämpfung von Spielsucht erweitert worden, informierte Vobořil auf einer Pressekonferenz. Er verwies auch darauf, dass zwei neue Gesetze derzeit im Parlament auf ihre Verabschiedung warten:
„Das eine ist als Tabakgesetz allgemein bekannt, es betrifft aber alle Betäubungsmittel. Das andere ist das Glückspielgesetz.“Vom sogenannten Tabakgesetz erhoffen Experten, den Zugang zu Alkohol und zu Tabakwaren deutlich zu beschränken. Neben der hohen Toleranz in der Gesellschaft sei die unterfinanzierte Prävention eine Ursache für die hohe Zahl von Drogensüchtigen in Tschechien, mahnte Vobořil. Er kommt in den nächsten Tagen mit Premier Sobotka zusammen, um über das Problem zu sprechen.