Das Jahr 1989 mit den Augen der Fotografen
Weiße Helmen der Polizisten, ein jubelndes Paar mit der tschechoslowakischen Fahne, Havel umarmt Dubček: einige der Fotos sind inzwischen sehr bekannt geworden. „Das Jahr 1989 mit den Augen der Fotografen“ heißt die Ausstellung, die am Donnerstag im Altstädter Rathaus in Prag eröffnet wurde.
300 Fotos von 22 tschechischen Fotografen kann man im Altstädter Rathaus besichtigen. Die meisten Bilder stammen aus den Tagen vom 17. November bis zum Ende des Jahres 1989. Zu sehen sind aber auch Fotos von dramatischen Augenblicken vor der Samtenen Revolution. Der erste Teil mit dem Titel „Präludium“ beginnt mit Fotos von der verbotenen Demonstration, die anlässlich des 21. August 1988 in Prag stattfand. Diese Aufnahmen seien unter besonders schwierigen Bedingungen entstanden, sagt Kuratorin der Ausstellung Daniela Mrázková:
„Die Demonstrationen waren nicht erlaubt, und darum war auch das Fotografieren nicht legal. Fotograf Luboš Kotek hat uns beispielsweise gezeigt, wie er mit einer unter dem Pullover versteckten Kamera Fotos gemacht hat, um nicht gesehen zu werden. Es war bestimmt eine riskante Angelegenheit.“
Verhältnismäßig leichter sei es gewesen, das Geschehen während der Samtenen Revolution zu fotografieren, sagt Fotograf Jan Jindra. Auch wenn man am 17. November natürlich nicht ahnen konnte, was folgen wird:
„Die Ereignisse waren überstürzt. Die verschiedenen Repressionskräfte waren damals nicht mehr imstande, das Geschehen zu beobachten. Die Fotografen konnten sich, würde ich sagen, richtig austoben. Ich habe da ein Foto, das ich ´Umzingelung´ nenne. Die Polizisten haben damals die Demonstranten eingeschlossen, überall sind nur weiße Polizeihelme zu sehen. Das habe ich am 17. November auf der Národní fotografiert.“
Während der Novembertage seien nicht nur Fotoreporter und Dokumentarfotografen auf die Straßen gegangen, sagt die Kuratorin. Viele Bilder machten auch Fotografen, die sich sonst auf Porträts oder Landschaftsbilder konzentrieren. Jiří Všetečka ist durch seine Fotos des alten Prag bekannt geworden. 1989 fotografierte er bei den Demonstrationen:
„Die Atmosphäre auf dem Wenzelsplatz war phantastisch, unübertrefflich. Wir standen dort einer neben dem anderen und haben etwas gewollt. Das, was wir gewollt haben, findet man eben auf den Fotos.“
Die Fotoausstellung über das Jahr 1989 ist im Altstädter Rathaus bis zum 14. Oktober zu sehen.