Das Protektorat mit den Augen jüdischer Kinder gesehen

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"Den Glauben an den Menschen nicht verlieren" heißt eine Ausstellung, deren Ziel es ist, vor allem Schüler mit dem Schicksal der Juden bekannt zu machen, die auf dem Gebiet Tschechiens vor dem Zweiten Weltkrieg gelebt haben. Martina Schneibergova nahm an der Vernissage der Ausstellung im Prager Karolinum teil.

"Alles ist möglich, wenn man den Willen hat, wir reichen einander die Hände..." Dies sangen die Kinder aus dem südmährischen Mikulovice und die Melodie summten auch einige der Zeitzeugen mit, die dieses Lied als Kinder im KZ Theresienstadt gelernt hatten. Mit der beeindruckenden literarisch-musikalischen Vorstellung hat das Kinderensemble die Ausstellung im Karolinum eröffnet. Auf 20 Tafeln werden hier Schicksale einiger tschechisch- jüdischer Kinder und ihrer Familien dargestellt.

Marie Zahradnikova
Mehr über das Leben konkreter Menschen zu erfahren, ist für das Verständnis der Vergangenheit viel nützlicher als nur Ziffern und Tatsachen aufzuzählen, meinen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jüdischen Bildungs- und Kulturzentrums in Prag, die die Präsentation vorbereitet haben. Sie trägt den Untertitel "Das Protektorat mit den Augen der jüdischen Kinder". Nach Worten von Marie Zahradnikova vom Jüdischen Kulturzentrum beschreibt sie das Leben von sechs beziehungsweise neun jüdischen Kindern zwischen den Jahren 1938 und 1947, in einigen Fällen wird die Schilderung sogar bis in die Gegenwart weiter geführt:

"Es handelt sich um eine Wanderausstellung, die bis zum 18. Juni im Prager Karolinum zu sehen ist. Danach wird sie im Prager Museum für Kinderzeichnungen gezeigt. Später wird sie in Brno / Brünn, Prostejov und in anderen Städten Tschechiens zu sehen sein. Im Karolinum wurde die Ausstellung durch die Präsentation von Resultaten des Schulprojektes `Hommage an die Holocaust-Opfer aus Reihen der Kinder´ ergänzt."

Kinderensemble aus dem südmährischen Mikulovice
Diese Initiative gehört zum langfristigen Projekt des Prager Jüdischen Museums, in dessen Rahmen Schüler in verschiedenen Regionen der Tschechischen Republik aufgefordert wurden, nach den "verschwunden Nachbarn" zu fahnden. Es musste sich dabei nicht nur um Juden handeln, sondern beispielsweise auch um Roma, die nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr nach Hause zurückgekehrt sind. In einigen Fällen wurde dank diesem Schülerengagement auch eine Gedenktafel in derjenigen Stadt angebracht, die an die ermordeten Mitbürger erinnert. Die Schüler eines Pilsner Gymnasiums werden die Ergebnisse ihrer Forschungen nach den verschwundenen Schülern dieses Gymnasiums in einem Buch veröffentlichen. Die Wanderausstellung soll nicht nur aus den Tafeln mit Fotos, Auszügen aus Tagebüchern, Zeitschriften und anderem mehr bestehen, meint Marie Zahradnikova:

"Wir sind bemüht, die Ausstellung an jedem Ort, wo sie installiert wird, durch Begleitveranstaltungen zu ergänzen. In Prag finden beispielsweise Diskussionen mit den Kindern von damals statt, deren Schicksal hier dargestellt wird. Außerdem werden hier Filme vorgeführt, die teilweise über diese Kinder erzählen. Zu erwähnen ist beispielsweise der Film über den Humanisten und Pädagogen Premysl Pitter."

Die Veranstalter können sich über mangelndes Interesse für die Ausstellung nicht beklagen. Im Kreuzgang des Karolinums wird sie bis zum 18. Juni dieses Jahres zu sehen sein.

Foto: Martina Schneibergova