Demonstration für die Erhaltung der sorbischen Schule in Chrascice

Demonstration für die Erhaltung der sorbischen Schule in Chrascice

Den Besuch des Bundeskanzlers am Freitag, nutzten auch die Freunde der Lausitzer Sorben, um mit einer Demonstration auf die Probleme der slawischen Minderheit in Sachsen aufmerksam zu machen. Ca. 30 Demonstranten zogen zur deutschen Botschaft auf der Kleinseite, um dem Kanzler einen Brief zukommen zu lassen. Warum genau die Demonstration stattfand, erfahren Sie von Anna Vondracek.

Demonstration für die Erhaltung der sorbischen Schule in Chrascice
Am Freitag demonstrierten in der Prager Mala Strana ungefähr 30 Tschechen und Sorben, um auf die aktuelle Situation dieser kleinen, slawischen Minderheit in Sachsen aufmerksam machen. Ein tschechischer Demonstrant erklärte uns die genaueren Hintergründe:

"Die Landesregierung Sachsen hat im Juni beschlossen, die zweite Jahrgangsstufe der sorbischen Schule in Chrascice zu schließen. Wir setzen uns heute dafür ein, zusammen mit den Lausitzer Sorben, diese zweite Jahrgangsstufe zu erhalten."

Heute leben 50.000 bis 60.000 Laustizer Sorben in Sachsen, von denen noch ungefähr 30.000 sorbisch reden. Ihre Kinder haben die Möglichkeit eine Extraklasse in sechs Grundschulen und ein Gymnasium in Bautzen zu besuchen, wo sie das Abitur in ihrer Muttersprache absolvieren können. Es gibt aber auch zwei reinsorbische Schulen. Wegen der niedrigen Geburtenrate besuchen dieses Jahr nur noch 50 bis 60 Kinder die ersten Klassen der sorbischen Grundschulen. Aus diesem Grund beschloß auch die Landesregierung Sachsens die zweite Jahrgangsstufe in Chrascice ganz zu schließen.

Für die Erhaltung ihrer Muttersprache, ihrer Identität und ihrer Tradition ist eine eigene Schule den Sorben unheimlich wichtig. Dies versuchten die Demonstranten, vor allem dem deutschen Bunderkanzler Gerhard Schröder klar zu machen, der sich zum Zeitpunkt der Demonstration in Prag aufhielt. Angesprochen auf dieses Thema und speziell auf die Hilfe, die die Bundesregierung der Minderheit zukommen lassen kann, erwiderte der Kanzler:

"Die deutsche Bundesregierung zahlt Erhebliches, wenn ich richtig im Kopf habe acht Millionen, für die Unterstützung dieser Minderheiten, insbesondere in kulturellen Fragen. Sie werden verstehen, dass der deutsche Kanzler verfassungsrechtlich weder in der Lage ist, die Frage der Schließung einer Schule zu beurteilen, noch dazu die Kompetenz hat. Insofern ist das wirklich eine Frage, die Sie der Landesregierung in Sachsen stellen müssen. Was unsere Leistungen für die Erhaltung von Sprache und Kultur der sorbischen Minderheit in Sachsen angeht, bleiben die in der Höhe wie ich es Ihnen gesagt habe, was damit geschieht ist nicht mehr Sache der Bundesregierung, sondern ausschließlich Sache der sächsischen Landesregierung."

Doch auch in Tschechien beschäftigt man sich mit diesem Problem, denn das sorbische Gebiet liegt schließlich zwischen drei Ländern: Deutschland, Polen, und der Tschechischen Republik. Die Vorsitzende der Kommission für Auslandstschechen im tschechischen Senat Jitka Seitlova, erwägt die Finanzierung der Schule aus dem Fond der Europäischen Union für die Unterstützung von Minderheiten.

Autor: Anna Vondracek
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