Denkmal in Lidice wieder komplettiert - zwei Monate nach Diebstahl einer Plastik
Das Denkmal in Lidice ist wieder komplett. Im November hatten Diebe von dort die Plastik eines Mädchens entwendet, am Montagnachmittag wurde nun bei einer feierlichen Veranstaltung eine Kopie der ursprünglichen Plastik aufgestellt. Lidice ist der Ort in Mittelböhmen, den Hitlers Schergen 1942 aus Rache für das Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich niederbrannten. Über 170 Männer wurden vor Ort erschossen, rund 200 Frauen wurden ins KZ Ravensbrück und 82 Kinder ins Vernichtungslager Kulmhof deportiert. Im Vorfeld der Veranstaltung, bei der die entwendete Plastik des Mädchens ersetzt wurde, antwortete der Leiter der Gedenkstätte, Milouš Červencl, auf die Fragen von Radio Prag.
„Von der Idee bis zur Verwirklichung dauerte es über 30 Jahre“, sagt der Leiter der Gedenkstätte in Lidice, Milouš Červencl.
Das Denkmal besteht aus 82 Plastiken. Sie erinnern an jedes der ermordeten Kinder aus Lidice, die von den Nazis in die Gaskammern von Kulmhof geschickt worden waren. Angesichts dieser geschichtlichen Ereignisse hatte es Betroffenheit ausgelöst, als Mitte November unbekannte Diebe die Plastik eines Mädchens entwendeten. Viele Menschen beteiligten sich aus Solidarität an einer Sammlung für den Abguss einer neuen Mädchenplastik, unter ihnen auch Schülerinnen und Schüler der Prager Grundschule der deutsch-tschechischen Verständigung und des Thomas-Mann-Gymnasiums. Červencl zeigte sich am Montag sehr zufrieden mit der Sammlung:
„Zum heutigen Tag sind mehr als 160.000 Kronen auf dem Konto der Gedenkstätte Lidice eingegangen. Diese Summe deckt voll und ganz die Kosten für den Guss und die Installierung der neuen Plastik.“160.000 Kronen, das sind umgerechnet 6400 Euro. Die neue Plastik hat der Prager Restaurator Oldřich Hejtmánek geschaffen:
„Den größten Teil der Arbeit hat er kostenfrei gemacht. Vielleicht erinnern sich die Hörer von Radio Prag an den Diebstahl von bronzenen Grabtafeln vom Friedhof der Nazi-Opfer in Theresienstadt vor drei Jahren. Hejtmánek hat auch damals alle über 800 Grabtafeln für einen symbolischen Preis neu gegossen“, so der Leiter der Gedenkstätte.
Allerdings ist es beim neuen Abguss der Mädchen-Plastik für Lidice zu einem Streit um die Autorenrechte gekommen. Das Denkmal stammt ursprünglich von der Bildhauerin Marie Uchytilová, sie starb allerdings noch vor dem Ende der Arbeiten. Ihr Mann und ihre Tochter vollendeten dann das Kunstwerk. Während die Tochter auf ein Honorar für die Autorenrechte verzichtet hat, fordert Uchytilovás Mann umgerechnet 4000 Euro:„Der Streit ist noch nicht gelöst. Uchytilovás Mann versucht uns zu erklären, dass er der Erbe der Autorenrechte seiner Frau ist. Dies ist aber durch die Unterlagen nicht vollständig belegt und wir wollen unter keinen Umständen einen Fehler machen, schließlich handelt es sich um staatliche Gelder.“
Deswegen wolle die Gedenkstätte Lidice in diesem Fall ein Gericht entscheiden lassen, sagt Milous Červencl.