Der Beginn des Schuljahres bringt eine Reihe von Änderungen mit

Foto: ČTK

Die zweimonatigen Sommerferien sind zu Ende gegangen. Am 1. September hat in Tschechien das neue Schuljahr begonnen. Eine Rekordzahl von über 96.000 Erstklässlern beginnt Lesen und Schreiben zu lernen. Ihre älteren Mitschüler und ihre Lehrer haben andere Sorgen. Das Schuljahr 2010 / 2011 hält eine ganze Reihe von Änderungen bereit.

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Auch er sei ja eigentlich ein Erstklässler, sagte Schulminister Josef Dobeš in seiner Ansprache zum Schuljahresbeginn. Schließlich habe er sein Amt erst vor gut anderthalb Monaten angetreten. Da hatten die tschechischen Schülerinnen und Schüler noch Ferien. Dobeš hingegen hatte genug zu tun, die Reformen auf den Weg zu bringen, die meist noch von seinen Vorgängern vorbereitet wurden:

„Unser Schulwesen braucht keine Revolution, sondern Reformen. Diese Reformen dürfen aber nicht nur für das Auge sein, sondern sie müssen einen wirklichen Fortschritt für die Qualität der Bildung mit sich bringen.“

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Genau das ist zumindest beim neuen Zentralabitur umstritten. 15 Jahre hatten die Vorbereitungen gedauert. Mehrfach wurde die Einführung verschoben, unter anderem wegen des Protestes von Schülern und Lehrern. Nun hat Minister Dobeš Nägel mit Köpfen gemacht: Schon im kommenden Frühjahr bekommen die tschechischen Abiturienten die gleichen Prüfungsfragen an einem landesweit einheitlichen Termin. Vollkommen überzeugt von der Neuerung ist allerdings auch Dobeš selbst noch nicht, vor allem was den logistischen Aufwand der Prüfungen angeht:

Neue Schreibschrift  (Foto: www.comeniascript.cz)
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir im Jahr 2014 immer noch gedruckte Prüfungsbögen ausgeben. Ich kann nicht sagen, dass ich begeistert bin mit der jetzigen Form des Zentralabiturs. Aber ich habe mich dessen angenommen und will das nun durchziehen. 2014 muss das Zentralabitur aber elektronisch durchgeführt werden.“

Doch nicht nur bei den Schulabschlüssen gibt es Änderungen. Auch die Lehrer der Erstklässler müssen sich umstellen. Zunächst versuchsweise wird eine neue Schreibschrift mit dem Namen „Comenia Script“ ausprobiert. Sie ähnelt mehr der Druckschrift und ist deshalb besser lesbar als die altertümlich wirkende Kurrentschrift, die die tschechischen Schulkinder bis heute lernen. Die meisten Lehrer begrüßen daher die Umstellung. Einige – wie zum Beispiel die Grundschullehrerin Renata Pasovská aus Pardubice – haben aber noch Zweifel, was ihre Schüler wohl davon halten werden:

Josef Dobeš  (Foto: ČTK)
„Kleinere Kinder werden vermutlich die klassische Schreibschrift lieber mögen, weil sie mit den verbundenen Buchstaben und den Schnörkeln schöner aussieht. Größere Kinder und die Mittelschüler bevorzugen wahrscheinlich die neue Schrift.“

Für diese älteren Schüler gibt es noch eine weitere Neuigkeit. Sie können jetzt Film- und Tanzkurse oder Ethikunterricht besuchen. Die Fächer sind zwar noch nicht verpflichtend. Viele Schulen wollen jedoch ihr Freizeitangebot anpassen und entsprechende Arbeitsgruppen anbieten.