„Deutschland seit 20 Jahren Partner des tschechischen Hochschulwesen“ – Olmütz feiert zehn Jahre Stiftungsprofessur

Ingeborg Fialová (Foto: Archiv von Ingeborg Fialová)

Der deutsche Beauftragte für Kultur und Medien fördert, unter anderem, die Forschung über die Deutschen im östlichen Europa. Dazu werden Professuren mit bestimmten thematischen Schwerpunkten an Universitäten in Deutschland, aber auch in Osteuropa über einen bestimmten Zeitraum finanziert. Eine dieser Professuren besteht an der Palacký-Universität in Olomouc / Olmütz. Der dortige Lehrstuhl für Germanistik feiert das nun: Vor zehn Jahren wurde die Professur mit Geldern aus Deutschland eingerichtet, mittlerweile finanziert die Universität selbst diese Stelle. Die Initiatorin des Projekts, Germanistik-Professorin Ingeborg Fialová, sprach bei Radio Prag über eine erfolgreiche tschechisch-deutschen Zusammenarbeit.

Gebäude der Palacký-Universität  (Foto: Kristýna Maková)
Frau Professorin Fialová, sie feiern das zehnjährige Jubiläum der „Stiftungsprofessur für deutsche Literatur in den böhmischen Ländern“. Sie wird vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien bereits seit 2003 in Olomouc / Ölmütz gefördert. Wie kam es dazu?

„Etwa Ende des letzten Jahrtausends hat der damalige Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, Professor Nida-Rümelin, die Idee geäußert, eine Stiftungsprofessur im Ausland zu gründen. Die ersten Überlegungen gingen in Richtung Böhmen und natürlich haben die Deutschen zuerst an Prag gedacht. Es ist aber dann unser Verdienst gewesen, die damaligen Organisatoren davon zu überzeugen, dass Olmütz auch eine wichtige Universitätsstadt ist. Überzeugt hat in diesem Zusammenhang vor allem die Arbeitsstelle für deutschmährische Literatur, die hier an der Germanistik bereits einige Resultate vorzeigen konnte.“

Jörg Krappmann  (Foto: Pavel Konečný,  Archiv der Palacký-Universität)
Woraus besteht denn eine solche Stiftungsprofessur?

„Der Stiftungsprofessor, Kollege Krappmann, ein gebürtiger Franke aus Hof, wurde in die Arbeitsstelle für deutschmährische Literatur integriert. Er ist einer der Leiter der Arbeitsstelle und beteiligt sich an allen ihren Aktivitäten. Seine Resultate sind also immer auch die Ergebnisse der Arbeitsstelle und vice versa.“

Welchen Wert hat den diese Professur für die gesamte Universität in Olmütz?

„Ersteinmal war es eine Bestätigung unserer Arbeit. Das unsere Forschungen über die deutschmährische Literatur, unsere Bücher, Studien und Doktorarbeiten wichtig sind sowohl für die deutsche Literaturgeschichtsschreibung als auch für die Literaturtheorie. Ich glaube aber, dass die Tätigkeit der Arbeitsstelle auch für das tschechische Publikum wichtig ist. Das tschechische Publikum weiß noch nicht viel über die deutsche Vergangenheit des eigenen Landes. Wir versuchen daher diesem Publikum zu sagen, dass die deutsche Kultur schon immer da war, dass sie wichtig war, gut war und der tschechischen Kultur zuträglich war. Es gab nicht nur Spannungen, nicht nur Feindschaft und nicht nur Kampf bis zum Blut, sondern die deutsche Kultur ist Bestandteil der Kultur dieses Landes.“

Ingeborg Fialová  (Foto: Archiv von Ingeborg Fialová)
Frau Fialová, was haben Sie für den feierlichen Anlass geplant?

„Es findet ein feierliches Treffen der Gäste und des Lehrstuhls, dann ein Konzert unserer Absolventen und zum Schluss eine wissenschaftliche Tagung zu den Resultaten der Stiftungsprofessur in Olmütz statt. Für die Feier gibt es drei Gründe: Zunächst wollen wir voller Stolz die Resultate unserer Arbeit präsentieren, dann wollen wir natürlich die Verstetigung der Professur feiern und dem Rektor dafür danken und drittens, das ist mir besonders wichtig, wollen wir dem tschechischen Publikum zeigen, dass Deutschland ein Partner ist, der schon immer in den letzten 20 Jahren das tschechische Hochschulwesen unterstützt hat. Auch die tschechische Kultur und Kunst wurden mit Stipendien, Lektoraten und gemeinsamen Projekten gefördert. Das Wissen darüber schien mir vor der Präsidentenwahl noch eine Selbstverständlichkeit zu sein – gerade aber die Präsidentenwahl hat gezeigt, dass es so selbstverständlich wohl doch nicht ist. Deswegen haben wir sehr viele Gäste aus wichtigen deutschen Institutionen eingeladen, damit die Studenten, das akademische, aber vielleicht auch das städtische Publikum die ganzen Möglichkeiten erkennt, die Deutschland dem tschechischen Hochschulwesen zur Verfügung stellt.“