Die letzten tschechischen Überlebenden des KZ Flossenbürg erzählen

Foto: CTK

Mehr als 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird es immer schwieriger, Menschen zu finden, die die Atmosphäre der damaligen Zeit persönlich miterlebt haben. Um die Erinnerungen der wenigen verbleibenden Zeitzeugen dauerhaft festzuhalten, haben die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und ihre tschechische Partnerorganisation "Ziva pamet" ("Lebendige Erinnerung") jetzt mit einer Videodokumentation der letzten tschechischen Überlebenden des KZ Flossenbürg begonnen.

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Flossenbürg, knapp fünf Kilometer hinter der heutigen tschechisch-deutschen Grenze gelegen, gilt sowohl in Deutschland als auch in Tschechien immer noch als "vergessenes" Konzentrationslager. Obwohl es mit seinen knapp 100 Außenlagern, viele davon auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik, klar zu den großen nationalsozialistischen Lagern zählte. Etwa 100.000 Häftlinge waren zwischen 1938 und 1945 in Flossenbürg inhaftiert, darunter 4000 Tschechen. Insbesondere auch an ihre Biographien will eine neue Dauerausstellung zur Geschichte des Lagers erinnern, die im Sommer 2007 eröffnet werden soll. Jörg Skriebeleit, Leiter der Gedenkstätte:

"Wir gehen davon aus, dass es heute noch knapp 200 Überlebende des KZ Flossenbürg in Tschechien gibt. Das Spektrum reicht vom politischen Widerstandskämpfer aus dem Umfeld der Heydrich-Attentäter bis hin zu tschechischen Pfadfindern, aber auch Prager Jüdinnen, die in Frauen-Außenlagern, z.B. in Sachsen inhaftiert waren."

Häftlinge im KZ-Flossenbürg
Die Organisation "Ziva pamet", Projektpartner der KZ-Gedenkstätte in Flossenbürg, hat jetzt begonnen, biographische Langzeitinterviews mit tschechischen Überlebenden zu führen und aufzuzeichnen. Jörg Skriebeleit:

"Es soll eine ganze Lebensgeschichte dokumentiert werden, also nicht nur die Facette des Häftlings. Wir wollen ganz bewusst die Perspektive der SS brechen und Menschen nur als Häftlinge darstellen. Sondern wir wollen zeigen, welche persönlichen Schicksale sich dahinter verbergen, die Vorgeschichte der Haft und - was für uns auch ganz wichtig ist - die Geschichte nach der Befreiung aus dem Lager."

Besonderen Wert legen die Projektpartner darauf, dass die Interviews nicht nur im Rahmen der neuen Ausstellung, sondern auch in der pädagogischen Arbeit auf beiden Seiten der Grenze zum Einsatz kommen, betont Jörg Skriebeleit:

"Die Interviews sollen sowohl der Bildungsarbeit an der Gedenkstätte Flossenbürg dienen, die sich gerade ganz neu formiert und auch bewusst tschechische Schulklassen und Gruppen ansprechen soll. Die Interviews stehen natürlich aber auch tschechischen Wissenschaftlern und Publizisten zur Verfügung, die vielleicht auch noch einmal mit einem ganz anderen Fokus darauf schauen. Eben mit der Fragestellung: Wie ist es diesen Menschen eigentlich nach 1945 ergangen?"

http://www.gedenkstaette-flossenbuerg.de

http://www.zivapamet.cz