„Die tschechische Grammatik ist sauschwer“: Botschafter Künne beantwortet Fragen unserer Hörer

Der deutsche Botschafter Andreas Künne (rechts) am Stand von Radio Prag International.

Der deutsche Botschafter in Prag, Andreas Künne, hat mitten in der Corona-Pandemie sein Amt hier in Tschechien angetreten. Beim Tag der offenen Tür an der Deutschen Botschaft hatten die Besucher unseres Standes nun die Möglichkeit, Fragen an Herrn Künne zu stellen. Diese haben wir vor Ort aufgenommen. Daraus haben wir eine Auswahl zusammengestellt, und der Botschafter hat sie später bei sich im Büro beantwortet.

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Julie: Was genau bedeutet die Arbeit eines Botschafters?

„Das ist eine sehr gute Frage, weil sich das nicht in einem Satz beantworten lässt. Der Botschafter ist im Wesentlichen ein Übersetzer – ein Übersetzer zwischen dem, was im Gastland in Deutschland passiert. Das heißt, ich versuche in Tschechien die deutsche Politik zu erklären und umgekehrt.“

Martina: Was haben die Deutschen und Tschechen als Mitteleuropäer Ihrer Meinung nach gemeinsam?

Foto: Markéta Kachlíková,  Radio Prague International

„Sehr viel. Es fängt schon mit der Architektur an. Mitteleuropa umfasst ja noch viel mehr. Österreich gehört noch dazu und weitere Teile unseres Kontinents. Ich glaube, wir haben nicht nur gemeinsame historische Erfahrungen, sondern tatsächlich auch eine ähnliche Art, auf die Welt zu schauen. Die geografische Lage ist durchaus ein wesentlicher Faktor. Wenn man in der Mitte des Kontinents lebt, dann sieht man die Welt etwas anders, als wenn man am Rand lebt. Deswegen glaube ich, dass wir politisch sowie kulturell sehr viele Gemeinsamkeiten haben.“

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Bianca: Haben Sie versucht, Tschechisch zu lernen, und welche Sprachen sprechen Sie noch?

„Ich versuche noch, Tschechisch zu lernen. Dafür habe ich eine großartige Sprachlehrerin, die aber regelmäßig an mir verzweifelt. Ich kann Tschechisch relativ gut lesen, bringe jedoch die Dolmetscher zum Wahnsinn. Jedes Mal, wenn ich den Mund auf mache und einen Satz sage, sind sieben Fehler drin, weil einfach die Grammatik sauschwer ist für mich. Sonst kann ich noch Englisch, Französisch und Dänisch fließend – und die eine oder andere Sprache lesen und auch relativ schnell sprechen.“

Lenka: Was war für Sie die größte Überraschung, als Sie nach Tschechien gekommen sind?

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Ganz ehrlich: der Umgang mit den Corona-Bestimmungen damals im August. Fünf Arbeitstage, nachdem ich angefangen habe, war der Bundespräsident zu Besuch. Ich kam frisch aus Berlin. Dort war Maskentragen geradezu religiöse Pflicht. Im Gegensatz dazu war das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung hier fast freigestellt. Das fand ich in dem Moment doch etwas überraschend. Aber natürlich ist das rein anekdotisch. Ansonsten war für mich die größte Überraschung zu sehen, wie nah wir uns eigentlich sind. Gleichzeitig habe ich festgestellt, wie viel es noch braucht, damit wir uns so nah sind, dass es keine Überraschungen mehr gibt.“

Foto: Markéta Kachlíková,  Radio Prague International

Nick: Was mögen Sie lieber: deutsches oder tschechisches Bier?

„Gott sei Dank bin ich auf diese Frage vorbereitet. Sie wurde mir heute schon einmal gestellt, und ich muss ehrlich antworten: Ich mag Bier eigentlich gar nicht so gerne. Ich trinke lieber Wein. Und wenn ich Bier trinke, dann am liebsten das řezané, das geschnittene Halbdunkle-Halbhelle, weil es nicht so bitter ist.“

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Saskia: Was war für Sie die liebste Stadt, in der Sie bis jetzt gearbeitet haben?

„Darauf gibt es keine kurze Antwort, weil jede Stadt für eine Zeit in meinem Leben steht, die Schönes und weniger Schönes hatte. Man kann die Städte nicht miteinander vergleichen. Ich bin sehr gerne in Berlin. Wenn man aus Berlin dann nach Prag kommt, gibt es Momente, in denen man sich fragt: Ist das wirklich wahr? Prag hat so schöne Seiten und Berlin unglaublich hässliche, trotzdem bin ich in beiden Städten gleich gern.“

Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International
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