Die Veränderungen des Fadens - eine Ausstellung im Kunstgewerbemuseum

Die Veränderungen des Fadens (Foto: www.upm.cz)

Nach der Ausstellung über Synagogaltextilien im Jüdischen Museum meldet sich das Kunstgewerbemuseum mit der Ausstellung über die moderne tschechische Spitze aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung über "Die Veränderungen des Fadens" hat sich für Sie Lucie Drahonovska angeschaut.

Die Spitze als ein einst schickes Teil eines Wäschestückes wird in der Gegenwart meistens als etwas Nostalgisch-Verstaubtes und stark Altmodisches empfunden. Dass sich dabei um eine durchaus moderne Angelegenheit handeln kann, möchte das Kunstgewerbemuseum innerhalb der laufenden Ausstellung mit dem Titel "Die Veränderungen des Fadens" belegen. Die tschechische Spitze wird darin keinesfalls als eine überholte und minderwertige Mode-Erscheinung, sondern als ein selbständiges und hochwertiges Kunstobjekt präsentiert. Obwohl schon das Wort "die Spitze" nach der Kuratorin der Ausstellung, Konstantina Hlavackova, gewisse Schwierigkeiten mit sich bringt:

"Ich verwende die Worte "Spitze" sowie die "Spitzenklöpplerin" im Zusammenhang mit unseren Sammlungen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts äußerst ungern. Denn während dieser Jahre sind Werke entstanden, die mit andern Kunstwerken - den Statuen oder mit den Gemälden - ihrer Qualität nach gleichzusetzen sind. Gleichzeitig muss ich jedoch sagen, dass die Spitze gerade im Bewusstsein der tschechischen Öffentlichkeit - im Gegensatz zum Ausland - leider immer noch als etwas völlig Uninteressantes wahrgenommen wird."

Daher hat sich die Kuratorin zum Ziel gesetzt, das Phänomen der tschechischen Spitze anhand der enormen Anerkennung im Ausland zu zeigen, die den feinen Textilarbeiten aus Böhmen bei unterschiedlichen Anlässen - wie bei der Expo 1958 - zuteil wurde.

Dabei weist Konstantina Hlavackova auf die langjährige Spitzenmachertradition in den böhmischen Ländern hin, auf deren Basis sich die tschechische Spitze in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem Phänomen entwickeln konnte:

"Das älteste Werk in der Ausstellung stammt aus dem Jahr 1958, die jüngsten Objekte entstanden in den 90er Jahren. Dieser Zeitrum ist bereits abgeschlossen, denn die Textilkunst hat sich immer mehr vom Kunstgewerbe entfernt, bis sie sich als freie Kunst etabliert hat. Die Spitze hat dabei ihre ursprüngliche Funktion verloren und wurde zu einem selbstständigen dreidimensionalen Kunstobjekt von monumentalem Charakter."

Die Entwicklung der tschechischen Spitze in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird in der Ausstellung anhand von Arbeiten von 14 führenden tschechischen Künstlerinnen dokumentiert. Dabei wird der Besucher der Ausstellung wahrscheinlich sehr überrascht werden - denn anstelle von traditionellen Kragen oder Handschuhen aus Spitze wird er von phantasievollem Schmuck, hochmodischen Spitzenkleidern sowie von dreidimensionalen Kunstobjekten umgeben, die meditativ wirken und die zu einer ganz besonderen Wohnungsdekoration werden können.

Die Ausstellung "Die Veränderungen des Fadens" ist im Kunstgewerbemuseum in Prag täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr noch bis zum 22. August zu sehen.