Die Wiener Sängerknaben singen in Prag
Die berühmten Wiener Sängerknaben kommen nach Prag. Am Mittwoch präsentiert der Chor bei einem Konzert auf der Prager Burg einen Querschnitt aus seinem breiten Repertoire, es wird aber auch weihnachtlich und festlich. Radio Prag hat nach der ersten Probe in Prag den Kapellmeister Jimmy Chiang vors Mikrophon gebeten.
Die Wiener Sängerknaben geben am Mittwoch ein Konzert in Prag. Sie präsentieren das Programm „Europäische Weihnachten“. Was werden die Besucher zu hören bekommen?
„In der ersten Hälfte fokussieren wir uns auf die Tradition der Sängerknaben. Wir singen Stücke von Joseph Fux, der auch einer unserer Kapellmeister war, dann die ‚Nachthelle‘ von Franz Schubert und auch geistliche Motetten aus der Renaissance. Zum Schluss vor der Pause wird es schon bisschen weihnachtlich, wir machen vier Stücke aus ‚A Ceremony of Carols‘ von Britten. Und in der zweiten Hälfte mit dem Ensemble ist es dann sehr weihnachtlich, wir singen unter anderem ‚Fröhliche Weihnacht überall‘, Mozarts ‚Laudate Dominum‘ und zum Schluss ‚Tollite hostias‘ von Saint-Saëns.“Haben die Wiener Sängerknaben auch tschechische Musik im Repertoire?
„Ja. In der ersten Hälfte singen wir zum Beispiel das Lied ‚Když mě stará matka‘. Es ist ein Kunstlied von Dvořák, ich habe es für den Knabenchor arrangiert. Und in der zweiten Hälfte das Weihnachtslied ‚Nesem vám noviny‘. Wir freuen uns, das wir es auf Tschechisch präsentieren.“
Die Wiener Sängerknaben sind eigentlich rund 100 Jungs, die sich auf vier Chöre aufteilen. Welcher der vier kommt nach Prag? Singen alle Chöre das gleiche Repertoire, oder gibt es Unterschiede?
„Am Mittwoch singt der Haydnchor in Prag. Wir haben noch drei Chöre unterwegs. Zwei singen momentan in Wien und einer in Amerika. Natürlich ist das Programm nicht immer das gleiche. Zum Beispiel führen wir in Europa mehr europäische Musik auf, der Chor in Amerika wiederum auch amerikanische Weihnachtslieder. Und die Chöre in Wien müssen zudem die Hofburg-Messen begleiten. Grundsätzlich ist jeder Chor unabhängig und nur für sich zuständig.“Sie leiten seit sechs Jahren die Sängerknaben. Was ist spezifisch an der Arbeit mit jungen Menschen zwischen neun und vierzehn Jahren?
„Es ist erstmals eine Freude, mit den Kindern zu arbeiten. Wenn die Kinder mich wirklich respektieren und mit Freude singen, bekommt man viel Energie von ihnen. Aber die Herausforderung ist, dass die Kinder wachsen und sich von Tag zu Tag ändern. Erst einmal ihre Stimmen, weil sie in der Pubertät sind. Aber die Kinder sind auch so, dass man sie immer motivieren muss. Man kann nicht jeden Tag das gleiche Programm machen. Ich muss sie jeden Tag aufs Neue aufwärmen, in den Proben aufs Neue motivieren. Und das verlangt natürlich sehr viel Energie.“
Singen heute nur österreichische Jungs im Chor, oder ist es eine internationale Besetzung?„Der Chor ist sehr international. Österreichs Kinder haben einen großen Anteil, aber wir haben grundsätzlich fast 30 Nationen von überall her, aus Amerika, aus Asien… In diesem Haydnchor haben wir zum Beispiel ein Kind aus Syrien. Und Mitteleuropäer gibt es viele, aus Ungarn, Rumänien und so.“
Gibt es auch einen Sänger aus Tschechien?
„Momentan nicht. Aber wir hatten einmal einen.“
Ist das Konzert auf der Prager Burg das erste Konzert der Wiener Sängerknaben in Tschechien?
„Zuletzt war, glaube ich, 2011 ein Konzert hier. Das ist fast schon zehn Jahre her. Deswegen ist es eine Freude, wieder hier zu sein.“
Die Wiener Sängerknaben singen in Prag in Begleitung eines Kammerensembles aus tschechischen Musikern unter der Leitung von Jimmy Chiang. Das Konzert findet am Mittwoch, 18. Dezember, statt und beginnt um 19 Uhr. Veranstaltungsort ist die Rudolf-Galerie der Prager Burg. Die Aufführung erfolgt im Rahmen des Festivals České doteky hudby.