Diskussion im Prager Abgeordnetenhaus: Europa ist für Israel verantwortlich

Diskussion mit dem Titel 'Antisemitismus gestern und heute'

Der Antisemitismus ist in Tschechien im Vergleich mit anderen Ländern Europas heutzutage nicht sehr stark verbreitet. Dies wurde während der Debatte konstatiert, die am Dienstagnachmittag im Prager Abgeordnetenhaus organisiert wurde. Martina Schneibergova war dabei.

Diskussion mit dem Titel 'Antisemitismus gestern und heute'
Die Diskussion mit dem Titel "Antisemitismus gestern und heute" wurde als eine Begleitveranstaltung anlässlich der tschechischen Premiere des Oratoriums Terezín initiiert. Der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Lubomír Zaorálek, der die Schirmherrschaft über die beiden Veranstaltungen übernahm, sieht eine Ursache des Antisemitismus darin, dass sich die "Juden und Nichtjuden voneinander allzu entfernt" hätten:

"Die Botschaft von Madrid, die an uns adressiert war, lautete: ´Euch macht es Spaß zu leben, uns macht es wiederum Spaß zu sterben.´ Diese Botschaft betrifft sowohl die Nichtjuden als auch die Juden. Wir stehen auf derselben Seite."

Zaorálek sagte, dass er während seines Besuches in Israel festgestellt habe, dass Tschechien als eines der Länder wahrgenommen werde, die gegenüber Juden am entgegenkommendsten seien. Neben Zaorálek nahmen an der Diskussion die Botschafter Israels und Kanadas, der Leiter des Jüdischen Museums in Prag, Leo Pavlát, der Mitarbeiter des Senders Radio Free Europa, Jefim Fistejn, der Sprecher der Tschechischen Bischofskonferenz, Daniel Herman, und als Veranstalter der Leiter der tschechischen Zweigstelle der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem, Mojmír Kallus, teil. Neben den Wurzeln des Antisemitismus bzw. des Antizionismus wurde u. a. über die Verantwortung Europas für den Staat Israel gesprochen. Die sozialdemokratische Abgeordnete Hana Orgoníková bemerkte dazu:

Sozialdemokratische Abgeordnete Hana Orgoníková
"Wir waren mit dem Abgeordnetenchef Zaorálek und einer Parlamentsdelegation voriges Jahr in Israel. Die Israelis brachten die Hoffnung zum Ausdruck, dass sich Tschechien als EU-Mitglied darum bemühen wird, die Haltung der EU-Länder zu Israel positiv zu beeinflussen. Darum könnten sich meiner Meinung nach unsere Europaabgeordneten bemühen. Denn ich sehe bestimmte Parallelen zwischen dem heutigen Israel und der Tschechoslowakei vor dem Zweiten Weltkrieg. Denn man hört oft darüber, dass Israel einen Konfliktherd darstelle, ähnlich sprach man vor dem Krieg über die Tschechoslowakei."

Soweit Hana Orgoníková, ausführlicher werden wir uns mit dem Thema in einer der nächsten Ausgaben der Sendereihe Begegnungen befassen.