Energiekonferenz in Ostrau: Tschechien für mehr Atomenergie und bessere Netze

Mirek Topolánek (Foto: ČTK)

Die tschechische Regierung hat immenses Interesse daran, das Thema Energie ganz vorne in Europa positionieren. Deswegen hat sie es zu eine der drei Prioritäten ihrer EU-Ratspräsidentschaft gemacht. Am Freitag berichtete zudem die Tageszeitung „Mladá Fronta Dnes“, dass Tschechien in der neuen Europäischen Kommission gerne den Posten des Energie-Kommissars übernehmen wolle. Aussichtsreichster Kandidat: Ministerpräsident Mirek Topolánek selbst. Von offizieller Seite wurde das bisher nicht bestätigt, kein Kommentar hieß es. Welche Position nimmt Topolánek eigentlich in der Energiepolitik ein und was will Tschechien während der EU-Ratspräsidentschaft im Bereich Energie noch erreichen?

Mirek Topolánek  (Foto: ČTK)
Europa ist gerade dabei, im Rahmen eines so genannten dritten Energiepakets den Markt für Gas und Strom weiter zu liberalisieren. Dazu müssen aber die Stromnetze zwischen den Ländern ausgebaut werden. Tschechien drängt auch deswegen auf einen einheitlichen Tarif für den Zugang und die Nutzung dieser Übertragungsnetze. Mit den Einnahmen aus den Tarifzahlungen könnten die Netze dann den Bedürfnissen eines liberalisierten Marktes angepasst werden:

„Die Übertragungsnetze wurden im vergangenen Jahrhundert im Grunde auf der Basis nationaler Bedürfnisse gebaut. Mit der Liberalisierung des Marktes wird die Belastung für die Netze steigen, und deswegen muss dort mehr hineininvestiert werden“, so der tschechische Vizepremier Alexandr Vondra am Freitag bei der Energiekonferenz in Ostrau.

Alexandr Vondra  (Foto: ČTK)
Neben der Frage von Stromnetzen und Regulierungen auf dem europäischen Strommarkt, ist immer wieder auch der Energiemix Thema heftiger Diskussionen in Europa. Premier Topolánek verficht hierbei eine deutliche Linie: Es müsse mehr Energie in Europa produziert werden, um die Preise für die Verbraucher zu senken, und dazu sollte auch Atomenergie stärker genutzt werden:

„Wollen wir unsere Energieversorgung erhalten bei gleichzeitig geringeren Emissionen? Dann kommen wir nicht ohne Atomenergie aus“, so Topolánek.

Zu gleicher Zeit warnt Mirek Topolánek davor, sich zu sehr auf manche der erneuerbaren Energien zu verlassen:

„Ein großes Problem stellen die Windkrafträder dar, vor allem jene in Deutschland. Sie bedrohen die Stabilität der Netze.“

Andris Piebalgs  (Foto: ČTK)
Topolánek bezieht sich hier auf einen Vorfall vom Herbst vergangenen Jahres, als die Windkraftanlagen in Deutschland auf einmal mehr Energie als gewohnt einspeisten und das Netz überlastet war. Laut der tschechischen Energiebehörde stand Tschechien deswegen kurz vor dem Blackout, wie auch bei der Konferenz in Ostrau erneut verlautete.

Der derzeitige Energiekommissar, der Lette Andris Piebalgs, begrüßt im Übrigen, dass die Diskussion um die Atomenergie erneut aufgekommen ist. Zugleich verweist er darauf, dass es große Unterschiede in Europa gibt, von Österreichs gänzlicher Ablehnung der Kernenergie bis zu Frankreich, das 80 Prozent des Stroms aus Atomkraft gewinnt. Eine Einigung werde daher wohl kaum erreicht werden.