Engagiert und optimistisch: Olga-Havlová-Preis an Filip Pšenčík vergeben
Er war gerade bei einer Tauchexpedition am anderen Ende der Welt, als er von seiner Auszeichnung erfuhr: Filip Pšenčík hat am Montagabend den Olga-Havlová-Preis entgegengenommen. Selbst auf den Rollstuhl angewiesen, hilft der Architekt anderen Menschen mit Behinderung.
„Ich weiß das sehr zu schätzen – jetzt, wo es mir bewusst wird und der erste Schock vorüber ist.“
Er Filip Pšenčík wurde mit der Spina bifida geboren, also mit einer gespaltenen Wirbelsäule. Der 31-jährige arbeitet als Architekt, ist Assistent für Selbstversorgung in der Liga der Rollstuhlfahrer und schwimmt für den SK Kontakt in Brno / Brünn. Seine Kollegen haben Pšenčík ohne dessen Wissen für den diesjährigen Olga-Havlová-Preis nominiert. Die Nachricht, dass er als Laureat ausgewählt wurde, erreichte ihn während einer Tauchexpedition in Indonesien…
„Wir waren gerade in Westpapua. Dort schliefen wir in Hütten, und ich war von der Welt ziemlich abgeschnitten. Ich habe so ein Gefühl, dass meine Kollegen das absichtlich so gemacht haben.“
Seine Arbeitserfahrungen nutzt Pšenčík auch für sein gesellschaftliches Engagement. Bei der Liga der Rollstuhlfahrer setzt er sich für barrierefreien Wohnraum ein.
„Meist mache ich mir Gedanken über die Einrichtung von Küche und Bad. Denn zwei grundlegende Dinge will jeder Mensch selbst erledigen: die persönliche Hygiene und die Ernährung. Wenn man dies bewältigt, tankt man viel Kraft für den Rest des Alltags.“
Den Elan für all seine Aktivitäten habe er, weil sie ihm schlicht Spaß machten, lacht der Preisträger.
Schon zum 29. Mal hat der „Ausschuss des guten Willens“ (Výbor dobré vůle) der Olga-Havlová-Stiftung Personen ausgezeichnet, die trotz ihres eigenen Handicaps anderen Menschen mit Behinderung helfen. Filip Pšenčík wurde unter 18. Nominierten ausgewählt. Die Jury habe er durch seine außergewöhnliche Lebensgeschichte überzeugt, sagt Ausschussleiterin Monika Granja:
„Obwohl er noch jung ist, hat Filip Pšenčík in seinem Leben schon viel erreicht. Er treibt Sport, reist durch die Welt, hat Familie und ist ein sehr optimistischer Mensch.“
Schon zum siebten Mal überreichte der „Ausschuss des guten Willens“ am Montag auch den Preis der Öffentlichkeit. Dafür wird online frei über ausgewählte Nominierungen abgestimmt. In diesem Jahr sprach sich das Publikum für Heřman Volf aus, den Gründer und Vorsitzenden des Vereins „Cesta za snem“ (Weg zum Traum). Dieser animiert Menschen mit Handicap zu sportlichen Aktivitäten:
„Bei der Arbeit mit dem Verein stelle ich immer wieder fest, dass der Mensch ein faules Wesen ist. Für Menschen mit Behinderung gilt das sogar doppelt. Darum habe ich eine neue Art der Bewegung erdacht. Dafür nehme ich die Stöcke für Nordic Walking und stoße mich in meinem Rollstuhl mit ihnen ab. Dadurch kann man echt viele Kilometer fahren.“
Die Namensgeberin des Preises, Olga Havlová, war die Ehefrau von Václav Havel, dem ersten Staatspräsidenten Tschechiens. Mit ihrer Stiftung rief sie die Auszeichnung 1995 aus, erlebte selbst allerdings nur noch den Auftaktjahrgang. Die jährliche Preisverleihung sei immer auch mit der Erinnerung an die ehemalige First Lady verbunden, heißt es beim „Ausschuss des guten Willens“.