Englisch allein genügt nicht: Neues Projekt wirbt für Deutschkenntnisse als Karrierevorteil

Kampagne „Šprechtíme“

„Was Hänschen nicht lernt, das lernt Hans nimmermehr.“ Zumindest im Hinblick auf den Spracherwerb lässt sich dieses alte und häufig bemühte Sprichwort nicht gänzlich von der Hand weisen. Frühe Fremdsprachenförderung macht sich bezahlt – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Auf dem tschechischen Arbeitsmarkt sind gute Deutschkenntnisse nämlich besonders gefragt. Aus diesem Grund wurde nun die Kampagne „Šprechtíme“ ins Leben gerufen, die für Deutsch als Fremdsprache in Tschechien wirbt.

Kampagne „Šprechtíme“
Deutschland ist der größte Handelspartner der Tschechischen Republik. Viele Unternehmen mit deutscher oder österreichischer Beteiligung sind auf dem tschechischen Markt, rund drei Viertel von ihnen halten Deutschkenntnisse bei ihren Mitarbeitern für sehr wichtig, wie aus einer Umfrage der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer hervorgeht. Doch Deutschkenntnisse können auch auf dem gesamten tschechischen Arbeitsmarkt einen erheblichen Pluspunkt bedeuten. Dem gegenüber steht in Tschechien allerdings ein schwindendes Interesse an der Sprache des größten Nachbarnlandes. Ferdinand Trauttmansdorff, der österreichische Botschafter in der Tschechischen Republik, weiß, warum die deutsche Sprache so gewinnbringend sein kann:



Ferdinand Trauttmansdorff,  Detlef Lingemann,  Karel Schwarzenberg und Marta Jandová
„Wir haben sehr viele Rückmeldungen von österreichischen Firmen, aus denen hervorgeht, dass die Kenntnisse der deutschen Sprache eine Berufschance sind. Es ist sehr wichtig, dass man diese Chance nutzt, letztlich auch, um die wirtschaftliche Verflechtung zwischen den deutschsprachigen Ländern und Tschechien zu fördern. Diese Leute, die die sprachlichen Möglichkeiten haben, werden auch die Berufsvorteile bei diesen Firmen entsprechend nutzen können. Und da geht es um hunderttausend Arbeitsplätze.“

Hinter der Kampagne „Šprechtíme“ stehen unter anderem die Deutsche Botschaft, das Goethe Institut, die Österreichische Botschaft sowie die Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer. Als Zielgruppe sollen in erster Linie Eltern angesprochen werden, die mit der Entscheidung um die Sprachausbildung ihrer Kinder beschäftigt sind. In Tschechien soll Englisch die einzige Pflichtfremdsprache werden und Deutsch wird – wenn überhaupt – meist nur als zweite oder dritte Fremdsprache erlernt. Dabei genüge es nicht mehr, sich neben seiner Muttersprache zusätzlich nur auf Englisch verständigen zu können, so Trauttmansdorff:

Karel Schwarzenberg
„Das ist heutzutage Voraussetzung für jeden, der überhaupt kommunizieren will. Dort fängt eigentlich der Sprachunterricht erst an. Es ist ein vollkommen falscher Ansatz zu glauben, man könne sich mit Englisch allein begnügen, weil man damit ohnehin überall durchkommt. Man stößt sehr schnell an seine Grenzen“.

Es sei schade, dass in Europa häufig nur über ein „Bad English“ kommuniziert werde, verkündete auch Außenminister Karel Schwarzenberg während der Vorstellung des Projektes. Als prominenter Fürsprecher und gelebtes Beispiel für Mehrsprachigkeit machte er deutlich, dass nicht nur die überzeugenden wirtschaftlichen und beruflichen Argumente für das Erlernen der deutschen Sprache wichtig sind. Die Sprache sei Teil der eigenen Identität und oftmals wisse man erst durch die Kenntnis fremder Sprachen die Besonderheiten der Muttersprache zu schätzen.

Kampagne „Šprechtíme“
Eine Liebhaberin der sprachlichen Vielfalt in Europa ist auch Marta Jandová. Die tschechischstämmige Sängerin der deutschen Rockband „Die Happy“ ist eine Schirmherrin des Projekts und ein sprachliches Multi-Talent:

„Ich bin mit großem Herzen Europäerin und liebe Europa. Ich würde nie wegziehen wollen – wobei man natürlich niemals nie sagen sollte. Und für den Erhalt, dass jedes Land eine eigene Traditionen und eine eigene Sprache hat, finde ich es unglaublich wichtig, mehrere Sprachen zu sprechen. Und gut Deutsch zu beherrschen ist ein definitiver Jobvorteil. Also, rein in das Studium der Sprache!“