Exil-Penklub-Treffen in Trebon
Ungefähr einmal in vier Jahren veranstaltet der Internationale Pen-Klub der ehemaligen Exil-Schriftsteller aus den Ländern des deutschen Sprachraums ein Treffen im Ausland. Über das jüngste Treffen berichtet Jitka Mladkova:
Am vergangenen Wochenende kamen etwa 50 Mitglieder dieses Pen-Klubs in der südböhmischen Stadt Trebon / Wittingau zusammen. Mit dabei waren auch Repräsentanten des tschechischen Zentrums im Penklub. Zum Großteil handelt es sich um Schriftsteller, die vor dem ehemaligen kommunistischen Regime aus dem Ostblock flüchten mussten. Viele von ihnen leben bis heute in Deutschland. Unter den Gästen befand sich auch der Prager Erzbischof, Kardinal Miloslav Vlk, der als Ehrenmitglied in den Exil-Penklub aufgenommen wurde. Unter dem Leitmotto "Brücken zu den Nachbarn" tauschten sich die anwesenden Schriftsteller und Verleger in Trebon vor allem über Probleme der Übersetzungsarbeit aus dem Deutschen ins Tschechische und umgekehrt aus. Wir baten Dr.Rudolf Ströbinger, der seit zwanzig Jahren Präsident des Exil-Penklubs ist, diese Organisation vorzustellen:
"Der Exil-Penklub wurde schon 1956 gegründet, sein erster Präsident war der bedeutende der bedeutende spanische Philosoph und Autor Salvatore de Meriaga. Nach 1956 kamen zahlreiche ungarische Autoren, einer der Nachfolger von Salvatore de Meriaga war der bedeutende ungarische Dramatiker und Schriftsteller Julius Hay, nach ihm kam der ungarisch Schriftsteller Kasimir Werner, der bis 1933 auch in deutschland publizierte und vor den Nazis flüchten musste. Wir haben heute rund 130 Mitglieder aus verschiedensten Ländern Mittel- und Osteuropas, aber es sind bei uns auch einige iranische Kollegen, die aus Iran flüchten mussten, wie sie dort als demokratische Autoren bekannt waren. Wir haben auch einige Kollegen, die aus den deutschen Penklubs zu uns gestoßen sind, z. B. aus der letzten Zeit der bekannte deutsche Exilautor Fritz Beer, der bis vor kurzem Präsident des deutschen Exil-Penklubs in London war. In Trebon kommen rund 50 Schriftsteller, Publizisten und Übersetzer zusammen. Wir wollen vor allem über die Übersetzungen der deutschen Literatur in die tschechische Sprache und der tschechischen Literatur in die deutsche Sprache und namentlich über Probleme sprechen, welche sich den Übersetzern stellen. Es sind auch zahlreiche Übersetzer da, z.B. Dr.Tomas Kafka, der bedeutende Übersetzer der tschechischen Poesie ins Deutsche, Karl Trinkewitz, der nicht nur Poesieübersetzer, sondern auch bildender Künstler ist."
Die Treffen des Exil-Penklubs finden auch Unterstützung offizieller Stellen. So war es auch diesmal. Dazu noch einmal Rudolf Ströbinger.
"Die Bedeutung der Treboner Tagung unterstreicht, dass auch politische Repräsentanten der tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland sich an die Teilnehmer mit Grußworten gewendet haben: die Präsidenten der Tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland, Vaclav Havel und Johannes Rau, der Altbundeskanzler Helmut Kohl, der tschechische Kulturminister Pavel Dostal und andere."