Februar 1948: Glatter Weg zu Machtübernahme

Staline et Gottwald

War es ein Putsch oder nicht? Darüber scheiden sich bis heute die Geister und auch Historiker, Politologen oder Politiker sind sich uneins. Die letzteren natürlich je nach ihrer Position links oder rechts von der Mitte des politischen Spektrums. Fest steht allerdings, dass die Kommunisten im Februar 1948 nicht von ungefähr ans Ruder kamen. Die Voraussetzungen für ihre Machtübernahme wurden längst davor geschaffen.

Stalin und Gottwald
„Die vereinigte Reaktion wagte einen Angriff…“ „Das ist ein großer Kampf der reaktionären Kräfte, nicht nur der einheimischen, sondern auch der imperialistischen …“ So einige Stimmen aus den Kampfreden des 25. Februar 1948. „Reaktion“ beziehungsweise „reaktionäre Kräfte“ - das war in der Nachkriegszeit die häufigste Bezeichnung im Wortschatz der tschechoslowakischen Kommunisten für alle, die mit ihnen nicht an einem Strang ziehen wollten. Die Zahl ihrer Anhänger wurde allerdings immer größer. Die KPTsch hatte vor dem Krieg höchstens 40.000 Mitglieder, im November 1947 knapp 1,3 Millionen Mitglieder. Das war eine gute Ausgangsbasis für die geplanten Ziele.

„Wenn man sich aber das Vorgehen anderer Parteien, zum Beispiel der an die katholische Kirche angebundenen Volkspartei ansieht, würde man einen Tonfall der Konfrontation gegenüber dem sozialistischen Zeitgeist erwarten. In Wirklichkeit war es aber genau das Gegenteil. Man war bemüht, Berührungspunkte zwischen dem Kommunismus und dem Christentum zu finden,“

sagt der Historiker Petr Koura vom Prager Institut für Zeitgeschichte. Die vorgesehene Liquidierung der politischen Opposition war also keineswegs schwer. Vieles deutete sich an, als bereits im Herbst 1945 alle Banken, Versicherungsanstalten, Hüttenwerke und Kohlengruben, insgesamt über 60 Prozent der Industrieproduktion des Landes, verstaatlicht wurden. Die machtpolitische Beherrschung großer Unternehmen gelang der KPTsch mittels der Gewerkschaften, die sie seit 1946 unter ihrer Kontrolle hatte. Schon 1948 wurden die Gewerkschaften zum verlässlichen Schalthebel der Partei. Am 14. Februar 1948, als der gesamtstaatliche Kongress der Betriebsräte in Prag stattfand, sprach der bewährte Funktionär des totalitären Regimes, Evžen Erban, klare Worte:

„Die Reaktionäre heulen landesweit und rufen nach Ruhe. Wir haben sie gewarnt und im Kabinett, in der Nationalen Front, im Parlament und in anderen Sitzungen bis zum Überdruss wiederholt gemahnt, sie sollen nicht unser werktätiges Volk provozieren!“

Der Schutzherrin des werktätigen Volkes blieben nur noch elf Tage bis zum Moment, als der damalige kommunistische Partei- und Regierungschef Klement Gottwald den zigtausenden Werktätigen triumphierend auf dem Prager Altstädter Ring verkünden konnte:

„Die Reaktion, die gerade in dieser Zeit einen entscheidenden Angriff auf unsere volksdemokratische Ordnung vorbereitete, wurde zurückgeschlagen und niedergeschlagen.“

Zu diesem Zeitpunkt, wie sich später zeigte, wussten die jubelnden Volksmassen nicht, was auf sie zukommt.