Festival Mitte Europa beginnt
Am vergangenen Wochenende hat in Sokolov / Falkenau das Musikfest "Festival Mitte Europa" begonnen. Bereits zum 14. Mal werden im Grenzgebiet Bayern-Sachsen-Böhmen nicht nur die Klänge der klassischen Musik zu hören sein, auch Lesungen, Ausstellungen sowie thematische Seminare bereichern den Kultursommer in der Region. Bára Procházková berichtet:
7 Wochen, 86 Veranstaltungen in 62 Kommunen, und das in einem Gebiet von 350 Kilometern entlang der deutsch-tschechischen Grenze - es handelt sich um keinen Bericht des Bundesgrenzschutzes sondern um den organisatorischen Rahmen der Musikfestspiele "Festival Mitte Europa". Der Fokus des Festivals liegt jedes Jahr in der tschechisch-deutschen Kultur, dies aber auf einem europäischen Hintergrund. Anlässlich des 200. Geburtstages von Hans Christian Andersen sowie des 100. Todestages des utopischen Schriftstellers Jules Verne liegt dieses Jahr der Schwerpunkt bei den Fantasiewelten. Voll Fantasie sind auch die Veranstaltungsorte der Festspiele, erzählt der Gründer des Festivals und Opernsänger Thomas Thomaschke:
"Wir wählen die Orte nach Möglichkeit so aus, dass eine Veranstaltung an einem Ort durchgeführt wird, der dadurch vielleicht wieder belebt werden kann. Dazu möchte ich ein Beispiel aus der Vergangenheit nennen: In Loket / Ellenbogen gab es unter der Burg eine Naturbühne, die in Vergessenheit geraten war. Mit dem Festival ist sie zum Leben erweckt worden und jetzt wird sie von den Menschen in Loket wieder genutzt. Oder wir haben auch in der Tschechischen Republik in Cheb / Eger mit Hilfe des Festivals eine Kirche öffnen können, die seit 1945 geschlossen war."
Bis Ende Juli können die Besucher vor allem viele junge Künstler sehen und hören, insgesamt treten 72 Solisten und 36 Ensembles aus 16 Ländern auf. Für die Festivalgäste sind auch andere Besonderheiten vorbereitet, so etwa am kommenden Wochenende in Sachsen, sagt Thomaschke:
"In diesem Sommer haben wir zum Beispiel auf der sächsischen Seite ein Konzert in Zinnwald, 60 Meter unter Tage. Dort spielt das tschechische Hornquartett. Da gibt es eine Grotte, die dafür sehr geeignet ist. Dort unten gibt es auch eine Attraktion, eine Grenze zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik. Das nimmt man als eine Besonderheit mit."
Thomas Thomaschke, der selber in den 70er Jahren aus der DDR nach Westdeutschland geflüchtet ist und heute mit einer tschechischen Historikerin verheiratet ist, war es ein persönliches Anliegen, dieses Musikfestival zu gründen. Nach dem Mauerfall hatte er sich dafür eingesetzt, dass auch Künstler zu der Vereinigung von Ost und West einen Beitrag leisten. Aus einem ursprünglich innerdeutschen Dialog ist ein tschechisch-deutsches Projekt entstanden. Über die Ziele des Festivals spricht Thomas Thomaschke:
"Das Ziel war eigentlich die Grenzräume zu öffnen, mit zu beleben und aktiv dazu beizutragen, dass die Menschen zueinander finden, miteinander sprechen und gemeinsame emotionale Erlebnisse haben. Und das ist bis heute unsere Hauptaufgabe. Natürlich wird dadurch auch der Kulturraum in den Grenzregionen wieder belebt, den es einmal schon gegeben hat. Aber das Hauptziel ist nach wie vor, dass die Menschen durch Kultur zusammen kommen und Vorurteile abgebaut werden, die noch aus der Vergangenheit da sind."
Bis Ende Juli können Sie also das Musikfestival in der Region Bayern, Sachsen und Böhmen besuchen. Das detaillierte Programm ist auf der Webseite www.festival-mitte-europa.de abzurufen.