Frisches "Gras" auf den Letnawiesen - Million Marihuana March in Prag

Marihuana March (Foto: CTK)

Die Touristen auf der Prager Nobeleinkaufsstraße Parizska hatten ganz schön was zu staunen, als sich am vergangenen Samstagnachmittag dort mehr als 3.000 gutgelaunte, bunt bekleidete und rastabezöpfte junge Menschen auf den Weg zum Letna-Plateau und zu über 30 Live-Bands machten. Sie alle waren Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Million Marihuana Marchs in Prag, der in mehr als 200 Städten auf der ganzen Welt zur gleichen Zeit stattfand. Susann Reissig und Daniela Honigmann waren in Prag dabei.

Marihuana March  (Foto: CTK)
"Legalizace, Legalizace!" - auf deutsch "Legalisierung" - war wohl die am häufigsten skandierte Parole auf dem Million Marihuana March, der durch die Prager Innenstadt zog. Nicht nur Argumente für Cannabis und gegen Alkohol waren in aller Munde, sondern auch so mancher Joint fand seinen Weg durch die Reihen. Wie viele der Anwesenden kann auch die junge Tschechin Katrin die Diskriminierung von Marihuana nicht nachvollziehen:

"Alkohol ist legal und hat schlimmere Auswirkungen als das Rauchen von Marihuana oder einem Joint. Ich glaube, die Energie ist nicht so aggressiv."

Thomas war extra aus Berlin angereist, um am Million Marihuana March in Prag teilzunehmen:

"Ich reise zu Hanfparaden in ganz Europa, und auch hier in Tschechien werden Coffeeshops gebraucht. Die angebliche Gefährlichkeit von Marihuana sehe ich nicht. Es gibt diverse Studien, die belegen, dass Haschisch in etwa so ein Suchtpotential hat wie Tee. Daher bin ich der Meinung, dass man es legalisieren sollte."

Allerdings ging es nicht nur um so allgemeine Forderungen wie die Legalisierung von Marihuana, die gute Musik und das Kennenlernen von Gleichgesinnten, sondern auch um den Protest gegen ganz konkrete Fälle von Kriminalisierung. Jiri X. Dolezal - Reporter bei der Zeitung Reflex und prominenter Kämpfer für die Legalisierung von Marihuana - stellte für uns einen aktuellen Fall dar:

"Als Wochenblatt Reflex und gleichzeitig für die Familie des Betroffenen haben wir eine Unterschriftensammlung initiiert - für Jan Chromy, der kurz vor der Abitur-Prüfung von der Schule geworfen wurde, weil man bei ihm 3 Gramm Marihuana gefunden hat. In dem Brief verlangen wir, dass der junge Mann die Abitur-Prüfung an einer anderen Schule ablegen kann, und gleichzeitig fordern wir das Regionalparlament auf zu überlegen, ob der Direktor der Schule im Amt bleiben sollte. Dass er die Polizei gerufen hat, bevor er die Eltern informierte, beurteilen wir als völliges Versagen des Pädagogen."

Einen ersten Erfolg hat der Ruf nach Legalisierung von Marihuana bereits Anfang des Jahres erzielt. Am 4. Januar hatte das Unterhaus des tschechischen Parlaments den Anbau und Besitz geringer Mengen Cannabis straffrei gestellt. Die Reform muss aber noch vom Senat bestätigt und vom Präsidenten unterschrieben werden, bevor sie 2007 in Kraft treten kann. Klaus könnte sich dazu durchaus Rat bei dem liberalen Justizminister Pavel Nemec holen, der auch am Samstag mit seinen Forderungen für die Legalisierung "weicher Drogen" unter den Kiffern auf Stimmenfang ging.