Fußball: Fortuna-Liga startet in lange zweite Punktspielphase
In Tschechien hat es dieser Tage mehrfach kräftig geschneit. Auch deswegen sollten Sportarten wie Skilaufen, Rodeln oder Eislaufen derzeit dominieren. Doch wegen Corona ist dieses Jahr vieles anders. Und so startet auch die höchste Spielklasse im tschechischen Fußball, die Fortuna-Liga, schon an diesem Wochenende in ihre zweite Punktspielphase.
Ab diesem Freitag rollt in Tschechien wieder der Ball. Die Winterpause war kürzer als sonst. Der Grund sind eine einmonatige Wettbewerbsunterbrechung im Herbst wegen des Coronavirus und die auf diesen Sommer verlegte EM. Die zweite Punktspielphase der Saison ist so auch die längere von zwei Hälften, denn bis Ende Mai müssen noch drei Spieltage der Hinrunde und die komplette Rückrunde mit weiteren 17 Spieltagen absolviert werden. Das geht an die Substanz, meint der Sportdirektor des 1. FC Slovácko, Veliče Šumulikoski:
„Das wird eine sehr anstrengende Spielzeit. Bis Ende Mai sind bis zu 22 Begegnungen und der Pokalwettbewerb zu bestreiten. Es wird dauernd ‚englische Wochen‘ geben, das ist ein hartes Programm. Wenn die letzte Partie vorbei ist, gehen die Spieler sofort in den Urlaub. Den haben sie sich dann auch verdient.“
Die Höchstzahl von 22 Punktspielen haben noch Baník Ostrava und Schlusslicht SFC Opava zu absolvieren, denn beide Teams müssen noch zwei Nachholspiele austragen. Der Tabellenletzte hat sechs Punkte Rückstand auf Platz 15, der den Verbleib im Oberhaus sichern würde. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Verein aus dem schlesischen Landesteil seinen Kader in der Winterpause auch am meisten verändert – es wurden nicht weniger als acht neue Akteure geholt. Sportdirektor Pavel Zavadil ist daher optimistisch:
„Wir haben es uns eindeutig zur Aufgabe gemacht, die Klasse zu halten. Deshalb haben wir in der kurzen Pause auch intensiv gearbeitet und Spieler verpflichtet, von denen wir absolut überzeugt sind. Es sind erfahrene Kicker, die auch mental stärker sein sollten als die Spieler, die wir sonst haben. Wir glauben, dass sie uns helfen werden.“
Ganz andere Ziele haben natürlich die Mannschaften am oberen Ende der Tabelle. Spitzenreiter Slavia Prag hat sechs Punkte Vorsprung auf den ärgsten Verfolger, was überraschend der FK Jablonec nad Nisou ist, und dazu eine Begegnung weniger ausgetragen. Die Hauptstädter sind als einziges Team noch ungeschlagen, und sie lassen auch keinen Zweifel daran, dass sie dies auch weiter gerne bleiben wollen. Dann stünde ihrem ersten Titelhattrick nach 84 Jahren auch nichts mehr im Wege. Dazu haben sich die Rot-Weißen zudem auf dem Außenverteidigerposten verstärkt: Vom dänischen Verein Sönderjyske kam der 23-jährige Alexander Bah, der die Lücke nach dem Abgang von Nationalspieler Vladimír Coufal zu West Ham United füllen soll.
Lokalrivale Sparta Prag liegt sieben Punkte hinter Slavia auf Rang drei. Der Rekordmeister hat in der Pause von Weihnachten bis heute noch keine neuen Kräfte verpflichtet. Dies könne sich aber noch ändern, sagt Sportdirektor Tomáš Rosický:
„Das Transferfenster wurde gerade erst geöffnet und bleibt dies auch noch bis 8. Februar. Wir sind auf jeden Fall aktiv, und es wird sicher in unserem Kader zu Bewegungen kommen. Doch Spieler haben wir genug.“
Mit anderen Worten: Bei Sparta plant man eher damit, den einen oder anderen Spieler noch abzugeben. Bei den Zielen des Traditionsvereins gäbe es jedoch keine Abstriche, betont Rosický:
„Sie bleiben die gleichen wie zu Beginn der Saison: Wir wollen unsere Spieler weiterentwickeln, ihre Fähigkeiten verbessern und die Organisation unseres Spiels voranbringen. Vom Sportlichen her wollen wir unseren Pokalsieg aus dem Vorjahr wiederholen und in der Liga besser abschneiden als in den vergangenen Spielzeiten, das heißt, wir wollen Erster oder Zweiter werden.“
Interessant wird die lange Rückrunde aber nicht nur mit Blick auf den Meisterschafts- und den Abstiegskampf, sondern auch im Mittelfeld der Tabelle. Denn dort liegt die Konkurrenz noch dicht zusammen – die Teams von Platz vier bis zehn trennen gerade einmal zwei Punkte –, so dass der Kampf um die internationalen Plätze noch sehr spannend wird. Warum auch Dukla Liberec wieder mit von der Partie sein will, erklärt Mittelfeldspieler Jakub Pešek:
„In dieser Saison haben wir gesehen, dass es sich lohnt, in der Europa League vertreten zu sein. Es waren unglaubliche Erfahrungen und Erlebnisse, die wir dort gemacht haben. Von daher haben wir Appetit auf mehr und wollen auch in der nächsten Saison international spielen. Dafür tun wir alles.“
Um einen möglichst reibungsvollen Verlauf der ausstehenden Punktspiele zu gewährleisten, hat der Ligaverband beschlossen, dass alle Vereine mindestens 30 Spieler jeweils im Aufgebot benennen müssen. Im Falle einer hohen Zahl an Corona-Fällen soll eine Begegnung erst dann verlegt werden, wenn weniger als 13 Feldspieler und ein Torwart einsetzbar sind. In das neue Jahr ist zudem die Schiedsrichterkommission des Verbandes mit einer neuen Besetzung gegangen – an der Spitze dieser Kommission steht mit dem Portugiesen Vítor Melo Pereira zum zweiten Male ein Ausländer.