Geheime Agentengeschichte: Die Einheit für besondere Aufgaben

Ein Geheimkommando des tschechoslowakischen Nachrichtendienstes hatte den Auftrag in Westdeutschland zu operieren. Die Existenz dieser Einheit für besondere Aufgaben, wie sie genannt wurde, war bisher nicht offiziell bekannt. Nun sollen die Archive erforscht werde.

Sie hatten die Aufgabe zu entführen, zu sabotieren und zu töten. Ihr Aufgabenfeld war die Bundesrepublik Deutschland. In ihr Visier sollten sie Schlüsselpersonen aus Politik, Wirtschaft und Militär nehmen. Die Rede ist von an die hundert Agenten einer Sondertruppe der miltitätischen Spionageabwehr. Ihre Existenz war so geheim, dass sie erst 18 Jahre nach Fall des Kommunistischen Regimes entdeckt wurde - zufällig zwischen unbedeutenden Dokumenten. Milan Macak, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Militärischen Nachrichtendienstes, erklärt die Aufgabe dieser Sondereinheit:

"Die Gruppe wurde für den Kriegsfall gebildet. Es waren, wenn man das so sagen kann, Einheiten die an vorderster Front tätig waren und deren Aufgabe es war, so weit wie möglich hinter den feindlichen Linien zu operieren."

Entstanden ist diese geheime Agenteneinheit auf Initiative der sowjetischen Spionageabwehr, wie Milan Macak erläutert:

"Im Jahre 1970 hat sich die sowjetische Spionageabwehr mit ihren tschoslowakischen Kollegen getroffen und sagte, sie hätten Hinweise, dass man in Grenznähe auf westdeutscher Seite feindliche Einheiten für Sonderaufgaben ausbilde."

Die Entdeckung der Sonderheit sowie die Umstände ihrer Entstehung geben ebenso Aufschluss darüber, wie man die Kriegsgefahr auf Seiten des Warschauer Paktes einschätzte. Der Historiker Karel Pacner:

"Mich fasziniert vor allem, dass noch zu Beginn der 1970er Jahre die sowjetischen Militärbefehlshaber, die das iniitiert haben, mit einem Dritten Weltkrieg rechneten."

Wer war als Sonderagent in dieser Einheit tätig? Es handelte sich um Zivilisten, die einem normalen Brotberuf nachgingen und unter strengster Geheimhaltung auf die Sonderaufgaben vorbereitet wurden. Voraussetzung waren allerdings umfassende Bildung, eine hervorragende körperliche Kondition sowie Kenntnis mehrer Fremdsprachen, vor allem natürlich der deutschen Sprache.

Die Tätigkeiten dieser 100 Agenten sollen nun wissenschaftlich untersucht werden, wie Ladislav Sticha, der Sprecher des Militärischen Nachrichtendienstes, erläutert:

"Mit der Öffnung der Archive wollen wir natürlich eine systematische Erforschung der Sondereinheit ermöglichen. Dabei hat man bereits sehr interessante Fakten und Geschichten entdeckt, Geschichten, von denen nicht einmal die jetzige Leitung des Nachrichtendienstes eine Ahnung hatte."

Öffnung der Archive bedeutet allerdings nicht zugleich auch Veröffentlichung der Namen jener Personen, die in der Sondereinheit tätig waren. Zwar seien sie nicht für den heutigen Geheimdienst tätig, wie Milan Macak erklärt. Aber in diesen "exklusiven" Kreisen gilt nach wie vor: einmal geheim, immer geheim.