Gesundheitswesen: Tschechische Ärzte im Ausland - ein Beispiel

Foto: Jana Sustova

Das Gesundheitswesen gerät in der Tschechischen Republik immer wieder in die öffentliche Diskussion. Seit ihrem Amtsantritt im Sommer versucht Gesundheitsministerin Milada Emmerová eine Reform des Gesundheitswesens durchzusetzen. Dabei stößt sie an den verschiedensten Stellen auf Widerstand. Das umstrittenste Thema sind Krankenhäuser in privater Trägerschaft. Während Gesundheitsministerin Emmerová argumentiert, dass die medizinische Grundversorgung nicht wirtschaftlichen Kriterien unterworfen werden darf, sprechen Gegner von Verstaatlichung und befürchten grundsätzliche Einschränkungen privater Gesundheitseinrichtungen. Ein weiteres aktuelles Thema im Gesundheitsbereich ist der Wegzug von Fachkräften ins Ausland. Anfang Dezember wurde gemeldet, dass besonders in Westböhmen vermehrt Anzeigen erscheinen, die Krankenschwestern, -pflegern und Ärzten Arbeit in Großbritannien, in den USA und in Deutschland anbieten. Hören Sie dazu ein Beispiel von Oliver Engelhardt:

Foto: Jana Sustova
Besondere Vorlieben und Interessen, die Situation auf dem Arbeitsmarkt, die Abschlussnoten sowie Sonderqualifikationen - all das spielt bei der Suche nach einem Arbeitsplatz eine Rolle. Wie sieht es bei jungen tschechischen Medizinern aus? Tomás Jansa hat im Jahr 2004 sein Studium an der medizinischen Fakultät in Plzen (Pilsen) abgeschlossen. Wie wollte er sich weiter orientieren?

"Ich habe ursprünglich an ein Projekt in Guatemala gedacht, wo ich ein Jahr verbringen wollte. Dann wollte ich mich für ein weiteres Studium zum PhD in Tschechien entscheiden und die dritte Möglichkeit war, in Deutschland als Arzt tätig zu sein."

In Tschechien als Arzt zu arbeiten kam für Tomás Jansa zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr in Frage, denn die Stellen für junge Ärzte sind hierzulande rar und eine solche zu bekommen nicht leicht:

"Es hat in Tschechien nicht geklappt. Ich habe mich natürlich beworben, aber diese Stelle habe ich nicht bekommen. Also war die Stelle in Deutschland für mich positiv. Die Ausbildung in Tschechien und in Deutschland ist fast genauso. Ich kann keine großen fachlichen Unterschiede erkennen. Natürlich hängt das alles auch von der Größe und der Spezialisierung des Krankenhauses bzw. der Abteilung ab."

Tomás Jansa arbeitet mittlerweile in einem Krankenhaus im bayerischen Zwiesel und kann deswegen die Zustände in Tschechien und Deutschland vergleichen. Wo sieht er das Hauptproblem des tschechischen Gesundheitswesens?

"Hier fehlt das Geld. Ich will nicht sagen, dass die Ärzte hier nichts verdienen, aber im Vergleich zu Deutschland verdient man hier als Arzt fünfmal weniger. Wenn man eine Familie hat oder auf höherem Niveau leben möchte, braucht man als Arzt einen höheren Verdient. Außerdem funktioniert hier immer noch das sozialistische System des Gesundheitswesens."

Es wird jedoch keine grundlegenden Änderungen im Gesundheitswesen geben, wenn auch weiterhin der zuständige Minister abberufen wird, bevor durchgreifende Änderungen in Kraft treten. Im Jahr 2004 haben sich an der Spitze des tschechischen Gesundheitsministeriums drei Minister abgewechselt.