Gleichstellung in Tschechien verschlechtert sich
Bei der Gleichstellung der Geschlechter hat sich Tschechien verschlechtert. Im neuesten Ranking des Weltwirtschaftsforums ist das Land auf Rang 96 abgerutscht. Dies geht aus dem „Global Gender Gap Report“ für dieses Jahr hervor, der Bericht wurde am Dienstag vom Weltwirtschaftsforum veröffentlicht.
„Es wurde der Zugang zur Bildung sowie zu den medizinischen Diensten bewertet. In diesen Bereichen hat die Tschechische Republik sehr gut abgeschnitten. Probleme gibt es dagegen in den beiden weiteren Bereichen: dem Anteil der Frauen in der Politik und der Stellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Am schlechtesten wurde Tschechien wegen der geringen Zahl von Frauen in der Politik bewertet.“
Schlechter als Tschechien haben überwiegend moslemische Entwicklungsländer abgeschnitten, von den großen Industrienationen sind nur Japan und Südkorea noch weiter hinten gelandet. Bereits seit mehreren Jahren sinkt Tschechien kontinuierlich in dem Ranking: Als 2006 der Bericht erstmals angefertigt wurde, lag das Land noch auf Platz 53. Diese Entwicklung ist nicht sonderlich schmeichelhaft. Jana Smiggels-Kavková:„Allgemein geht der Trend in die andere Richtung, fast überall hat sich die Stellung der Frauen verbessert. Beim Anteil der Frauen in der Politik hat sich die Lage in Tschechien nach den Wahlen zum Abgeordnetenhaus im vergangenen Jahr noch weiter verschlechtert.“
Jan Wiesner ist Vorsitzender der Konföderation der tschechischen Arbeitgeberverbände. Er sagt, im Bereich der Gleichstellung der Geschlechter auf dem Arbeitsmarkt sei in den vergangenen Jahren einiges getan worden:
„Ich bin aber der Meinung, dass der Staat immer noch nicht genügend dafür getan hat, damit sich Frauen in der Politik engagieren könnten. Es mangelt beispielsweise an Plätzen in den Kindergärten. Der Staat muss für Frauen entsprechende Bedingungen schaffen. In diesem Bereich ist viel nachzuholen.“In Tschechien bestehen auch weiterhin starke Unterschiede in der Entlohnung von Frauen und Männern. Jana Smiggels-Kavková:
„Interessant ist die Tatsache, dass selbst in der Staatsverwaltung nicht die gleiche Entlohnung von Frauen und Männern eingehalten wird, obwohl dort Tarifverträge bestehen. Im Rahmen der sogenannten ´persönlichen Bewertung´ erhalten die Männer dann oft mehr Geld als Frauen.“
Vor knapp einem Jahr stimmte das Europaparlament der Einführung von Frauenquoten in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen zu. In Tschechien wurden die Frauenquoten in der Führung größerer Firmen vor kurzem diskutiert. Jana Smiggels-Kavková befürwortet diese Quoten, glaubt aber nicht, dass sie ein Allheilmittel seien:„Bei uns ist es notwendig, eine Reihe weiterer Maßnahmen zu treffen. Dazu gehören mehr Teilzeitarbeit sowie mehr Flexibilität. Dies ist zwar im Arbeitsgesetzbuch verankert, aber die Wirklichkeit sieht anders aus.“
Die Expertin macht zudem darauf aufmerksam, dass 60 Prozent der Menschen mit Hochschulbildung in Tschechien Frauen sind. Das Potenzial dieser besser gebildeten Hälfte der Bevölkerung werde bislang aber nicht so genutzt, wie es sein könnte.