Gregor Mendel - Genius der Genetik: Mendel-Museum in Brno
Johann Gregor Mendel war ein Klosterbruder der Augustinerabtei in Alt-Brünn. Er trat im Jahre 1843 im Alter von 21 Jahren in den Orden ein und wirkte dort bis zu seinem Tod, zuletzt als Abt. In den Jahren 1851-53 studierte er in Wien, schloss seine Studien jedoch nicht ab und kehrte nach Brno/Brünn zurück. Dort widmete er sich hauptsächlich der naturwissenschaftlichen Forschung, von der in erster Linie sein Studium der Vererbungslehre von weltweiter Bedeutung war. Anfang Dezember wurde in Brünn ein ständiges Mendel-Museum eröffnet, zu dessen Besichtigung Sie nun Markéta Maurová in der Sendereihe "Reiseland Tschechien" einlädt.
"...Die Umstände entschieden über seine Berufswahl. Er wurde auf sein Ansuchen hin in das Augustinerkloster St. Thomas in Altbrünn 1845 aufgenommen. In seiner Freizeit beschäftigte er sich mit der kleinen botanisch-mineralogischen Sammlung, welche ihm im Kloster zur Verfügung stand. Seine besondere Vorliebe für die Naturwissenschaften vertiefte sich, je mehr er Gelegenheit bekam, sich mit ihnen vertraut zu machen..."
Wir haben aus der Autobiographie Johann Gregor Mendels zitiert, der weltweit als der Vater der Genetik bekannt ist. Wer sich für sein Leben und Werk interessiert und sich damit im authentischen Milieu vertraut machen möchte, dem empfehlen wir eine Reise nach Brno/Brünn. In dieser Geburtsstadt Mendels befindet sich nämlich ein Mendel-Museum. Mehr dazu erläutert uns dessen Mitarbeiterin Sylvie Matejkova.
"Unser Museum wurde mit der Ausstellung ´Mendel - der Genius der Genetik´ im Mai 2002 eröffnet, und zwar direkt in den Räumen der Abtei. Wir sind im barocken Teil der Abtei untergebracht. Die Ausstellung fand bis November 2003 statt und nun, am 3. Dezember, haben wir eine ständige Ausstellung eröffnet."
Vor allem die Geschichte der Genetik, d.h. der Vererbungslehre wird im Museum präsentiert, denn Johann Gregor Mendel gilt als ihr Begründer.
"Mendel war eigentlich der erste, der aufgrund seiner Experimente mit Erbsen bestimmte Merkmale markierte und beobachtete. Er stellte fest, dass diese Merkmale in einem konkreten Verhältnis vererbt werden. Heute bezeichnen wir diese Merkmale, die wir erben, als Gene. Er hatte sie damals nicht so benannt, war aber der erste, der feststellte, dass die Wiederholung dieser Merkmale kein Zufall ist."
"...Gelingt es, eine Keimzelle mit einer ungleichartigen Pollenzelle zu verbinden, so müssen wir annehmen, dass zwischen jenen Elementen beider Zellen, welche die gegenseitigen Unterschiede bedingen, irgend eine Ausgleichung stattfindet... Bei der Bildung dieser Zellen betheilgen sich alle vorhandenen Elemente in völlig freier und gleichmässiger Anordnung, wobei nur die diferirenden sich gegen-seitig ausschliessen. Auf diese Weise würde die Entstehung so vielerlei Keim- und Pollenzellen ermöglicht, als die bildungsfähigen Elemente Kombinacionen zulassen..."
Soweit ein Zitat aus Mendels Schrift Versuche über Pflanzen-Hybriden. Doch die Experimente mit Erbsenpflanzen waren nicht das einzige Forschungsfeld Gregor Mendels.
"Dank der Erbsenkreuzung ist er als Begründer der Genetik bekannt, wir wissen aber, dass er auch versuchte, Bäume zu kreuzen. Das Werkzeug, mit dem er arbeitete, steht uns zur Verfügung. Es haben sich drei seiner Mikroskope sowie sein Fernglas erhalten, d.h. dass er auch einer der ersten Astronomen in Brünn war. Er versuchte auch Bienen zu kreuzen. Er war ein leidenschaftlicher Imker und ließ im Garten der Abtei ein Bienenhaus mit fünfzehn Stöcken errichten. Des Weiteren werden seine meteorologischen Beobachtungen erwähnt. Sein Interesse für Naturwissenschaften war wirklich sehr breit gefächert."
An das meteorologische Interesse erinnert auf der Ausstellung u. a. Mendels meteorologischer Kasten.
"Es ist ein weißer, runder Blechkasten mit zwei Thermometern. Er ist nicht besonders hoch, so etwa 80 cm, oben mit einem Dach bedeckt. Dieser Kasten war an die Wand gebunden und Mendel zeichnete direkt in der Abtei seine meteorologischen Beobachtungen auf. Wir zeigen seine Aufzeichnungen. Aufgrund seiner Handschrift können wir uns eine Vorstellung davon machen, dass er ein sehr pünktlicher, sorgfältiger Mensch war. Denn die Aufzeichnungen sehen wie auf einer Maschine geschrieben aus. Des Weiteren zeigen wir auf der Ausstellung etwa Mendels Bienenstock, weil es im Winter keine Möglichkeit gibt, sein Bienenhaus im Garten zu besichtigen."
Es ist wohl besser, das Mendel-Museum in Brünn im Frühling bzw. im Sommer zu besuchen, denn neben der Ausstellung ist auch Mendels Garten zugänglich, in dem Mendel seine Experimente und Beobachtungen durchführte. Im Winter bleibt somit Manches verborgen."Beim Garten, einem Gelände hinter der Klostermauer, handelt es sich um unser langfristiges Projekt. In diesem Jahr haben wir unseren Besuchern ein Modell der Erbsenkreuzung gezeigt. Wir zeigten verschiedene Hybride, damit die Besucher sehen können, worin sich die Pflanzen unterscheiden. Und des Weiteren zeigten wir eine Ausstellung der historischen Fuchsien-Arten. Die Fuchsie war nämlich Mendels Lieblingspflanze. Wir stellen hier z.B. eine Photographie der Augustinergemeinde aus. Alle machen dort ein ernstes Gesicht und Mendel hält eine Fuchsie in der Hand. Auch auf diesem offiziellen Photo ist zu sehen, dass er sich für diese naturwissenschaftlichen Dinge interessierte und dies auch zeigen wollte. Derzeit findet ein Wettbewerb unter Architekturstudenten statt. Ihre Aufgabe ist es, die Rekonstruktion des gesamten Gartenareals zu entwerfen. Wir möchten einen anschaulichen Genetik-Garten aufbauen, wo man einzelne Arten der Pflanzen und Bäume besichtigen kann."
Da sich das Museum im historischen Gebäude der Augustinerabtei befindet, wird dort nicht nur die Besichtigung der Mendel- und Genetik-Ausstellung, sondern auch eine Führung durch die historischen Räume der Abtei angeboten.
"Die Abtei in Alt-Brünn, wo unsere Ausstellung untergebracht ist, befindet sich im ältesten Teil der Stadt Brünn, im ursprünglichen Stadtzentrum. Es haben sich dort daher die ältesten Baufundamente der historischen Häuser erhalten. Wir können deren Besichtigung mit einer Besichtigungsrunde im Schloss vergleichen. Die Besucher wandeln mit einem Begleiter durch die Geschichte der Abtei, die bis ins 14. Jahrhundert reicht. Man sieht die gotische Basilika, das Dormitorium, das Refektorium, den Paradiesgarten, den Kapitelsaal, weiter den barocken Teil sowie den modernen Anbau aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts."
Und damit ist, liebe Hörerinnen und Hörer, unser Besuch im Gregor-Mendel-Museum in Brno am Ende angelangt. Unsere Begleiterin war dabei Sylvie Matejkova.