Grünes Licht für Produktion von Windenergie in Tschechien
Windenergie ist umweltfreundlich und von allen so genannten erneuerbaren Energien die mit Abstand günstigste Stromproduktionsart. Das zumindest sagen ihre Befürworter. Zu diesen gehören in Tschechien neben dem Umweltministerium auch zahlreiche Umweltschützer, bei weitem aber nicht die Mehrheit der tschechischen Bevölkerung. Vor allem dort nicht, wo sich die Bewohner von den Energie produzierenden Riesen bedroht fühlen. Mit dem Thema Windenergie in Tschechien befasst sich Jitka Mladkova im folgenden Beitrag:
Das tschechische Umweltministerium ist Initiator des Gesetzes zur Förderung der Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen, das am 1. August in Kraft getreten ist. In der ministerialen Werkstatt entstand auch eine Landkarte, auf der aus der Sicht der Experten geeignete Lokalitäten für den Bau von Windkraftwerken markiert sind. Aufgrund welcher Kriterien die einzelnen Orte ausgewählt wurden, fragten wir die Sprecherin des Umweltministeriums, Karolina Sulova:
"Die Wahl der Standorte für Windenergieanlagen orientierte sich daran, wo der Wind in der Regel ausreichend stark ist und wo dadurch keine wesentlichen Probleme bezüglich des Umweltschutzes entstehen können. Es ist ja klar, dass z. B. die so genannten ersten Zonen der Nationalparks oder die in das europäische Projekt Natura 2000 einbezogenen Gebiete und überhaupt die Naturschutzgebiete für den Bau von Windanlagen nicht geeignet sind. Dies nicht zuletzt auch aus dem Grund, dass dadurch das Landschaftsbild leidet. Die Landkarte kann helfen mögliche Konflikte zu vermeiden."
Die erwähnte Landkarte soll vor allem den potentiellen Investoren dienen, indem sie in ihren Aktivitäten in diesem Bereich mehr oder weniger auf Sicherheit gehen können. Mancherorts sind sie nämlich auf Unmut und hartnäckigen Widerstand gestoßen. Zuletzt war es im Falle der ostböhmischen Gemeinde Koclirov in der Nähe von Svitavy / Zwittau. Ende Juli sprachen sich in einem Referendum von knapp 350 abstimmungsberechtigten Einwohnern 208 gegen den geplanten Bau einer Windanlage mit acht Masten, 134 waren dafür. Die Argumentation der Gegner bezeichnet der Bürgermeister Jaroslav Drozdek, der selbst dem Lager der Befürworter des Projektes angehört, als "unqualifiziert". Als negativ habe die Mehrheit der Einwohner von Koclirov eine Veränderung des Landschaftsbildes und den befürchteten Lärm der Windkraftanlage empfunden. Am Ergebnis des Referendums darf jetzt laut Gesetz zwei Jahre lang nicht gerüttelt werden. Erst danach kann die Sache wieder aufs Tapet kommen. Wie stehen dann die Chancen für die Realisierung des Projektes in Koclirov? Bürgermeister Drozdek verweist auf sein nahendes Rentenalter, ist aber trotzdem zuversichtlich:
"In unserem fünfköpfigen Gemeinderat sind zwei Mitglieder relativ jung, um die Dreißig. Eines von ihnen, Frau Marcela Blahova, erklärte auf der jüngsten Sitzung, sie persönlich sei fest davon überzeugt, dass es in Koclirov eine Windkraftanlage geben werde!"