Hasen, Rehe, Marder: Forscher untersuchen Wildtiere in Brünn auf Krankheitserreger
Marder und Füchse, Rehe und Wildschweine – auch in Städten leben wilde Tiere. Welche Tiere wie häufig sind, welche Krankheitserreger sie verbreiten und wie Gemeinden dem entgegenwirken können, all das untersuchen gerade Forscher aus Brno / Brünn.
Jakub Drimaj ist öfter in den Parkanlagen und Wäldern in Brünn unterwegs. Ausgerüstet ist er dabei unter anderem mit einer Wärmebildkamera. Drimaj arbeitet an der Mendel-Universität als Forstwissenschaftler und ist an dem Forschungsprojekt beteiligt, bei dem das Wildtiervorkommen in der Stadt aufgezeichnet wird.
„Unser Ziel ist es, einen Überblick zu erstellen, welche Tiere in der Stadt leben. Zudem soll eine Handreichung für das Rathaus erstellt werden, wie mit Tieren umgegangen werden muss, wenn sie sich übermäßig vermehren oder Krankheiten auf Haustiere oder gar den Menschen übertragen.“
Neben den Exkursionen ins Gebüsch haben die Wissenschaftler auch 61 Fotofallen im gesamten Brünner Stadtgebiet aufgebaut. Und die Kameras hätten schon zahlreiche Tiere abgelichtet, wie Drimaj in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks erläutert:
„In den Parks in der Stadtmitte, etwa im Augarten ‚Lužánky‘ oder auf dem Spielberg, kann man viele Hasen und Füchse treffen. Am Stadtrand gibt es hingegen Wildschweine, Rehe oder Dachse.“
Die Wissenschaftler schießen aber nicht nur Fotos, sie sammeln auch Gewebe- und Kotproben.
„Wir arbeiten dafür mit der Stadtpolizei und mit Jägern zusammen. Wenn sie ein totes Wildtier finden, rufen sie uns an. Wir entnehmen dann Proben und untersuchen sie später im Labor.“
Bei den Analysen werden die Proben vor allem auf Krankheitserreger überprüft. Bisher wurden 180 Tiere untersucht, wobei 30 Prozent aller Proben Pathogene aufwiesen, die potentiell für Menschen oder Haustiere gefährlich werden können. In den Kotproben etwa seien sehr häufig Spulwürmer gefunden worden, sagt Radka Dziedzinská von der Brünner Masaryk-Universität:
„Bei den Füchsen lag die Quote bei 20 Prozent, bei Katzen waren es 15 Prozent. Die Spulwürmer können natürlich vor allem auf Haustiere übergehen. Unter bestimmten Umständen ist durch kontaminierte Erde oder etwa Sandkästen aber auch eine Übertragung auf den Menschen möglich.“
Ziel des Brünner Forschungsprojekt ist es, konkrete Handlungsempfehlungen für die Stadt zu entwickeln, wie sie mit potentiell infizierten Wildtieren umgehen sollte. Das Vorhaben hat deshalb auch eine soziologische Komponente. So wurden die Einwohner der mährischen Metropole befragt, wie sie im Falle eines Problems mit gefährlichen Tieren umgehen würden.
„Bei Waschbärhunden, Mardern und Bibern haben die Leute am häufigsten angegeben, dass sie dafür wären, die Tiere zu fangen und in anderen Gegenden auszusetzen“, sagt Jana Korečková. Sie arbeitet für das Meinungsforschungsinstitut Sociofaktor, das die Umfrage durchgeführt hat.
Dabei kam auch heraus, dass die Menschen bei Wildschweinen, Rehen und Füchsen am häufigsten einem Abschuss zustimmen würden. Anders bei streunenden Katzen. Die würden die meisten der Umfrageteilnehmer im Problemfall kastrieren lassen.
„Im Falle von Tauben waren die Leute damit einverstanden, ihnen die Eier wegzunehmen, um die Vermehrung einzuschränken. In Brünn gibt es mehrere entsprechende städtische Taubenschläge.“
An den Untersuchungen der Wissenschaftler darf sich auch die Öffentlichkeit beteiligen. Auf einer interaktiven Landkarte können Einwohner eintragen, wo in Brünn sie auf welches Wildtier gestoßen sind. Erste Ergebnisse des Forschungsprojekts und Handlungsempfehlungen für die Stadt wollen die Wissenschaftler Ende des Jahres vorstellen.