Hauswaldkapelle - wiederentdecktes Besucherziel im Böhmerwald

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„Das kleine Lourdes“, so nannte sich einst ein Ort im Böhmerwald, der einige Kilometer von der Gemeinde Srní / Rehberg entfernt liegt. Dort findet sich im dichten Wald eine Heilquelle, an der einst auch mehrere Kapellen erbaut wurden. Während des Kommunismus wurde der Ort zerstört. Vor fünf Jahren dann konnte das Böhmerwald-Lourdes dank einer Bürgerinitiative neu gestaltet werden und ist inzwischen zu einem beliebten Ziel von Besuchern der Gegend geworden. Am vergangenen Samstagvormittag trafen Pilger aus Tschechien und aus Bayern dort an der so genannten Hauswaldkapelle zusammen.

Im dichten Wald, oberhalb des Schwemmkanals für die Flößerei, war es diesmal nicht so still wie sonst. Wanderer, die zufällig vorbeikamen, wurden durch Musik und eine Menschenmenge überrascht, die sich um die Fundamente der vor Jahren abgerissenen Hauswaldkapelle versammelt hatten. Zur Wallfahrtsmesse inmitten des Waldes waren viele Böhmerwaldfreunde von beiden Seiten der Grenze gekommen. Václav Sklenář lebt im nahen Srní und beobachtet mit Freude die Wiederentdeckung des noch vor kurzem fast vergessenen Ortes:

Václav Sklenář  (rechts)
„Der Ort ist nicht nur wieder zum Wallfahrtsort geworden, sondern es ist auch ein Ort der Begegnungen. Heute haben wir hier schon zum sechsten Mal eine Wallfahrtsmesse erlebt. Der Ort ist sehr beliebt, es haben bereits vier Hochzeiten hier stattgefunden, und Böhmerwaldbesucher kommen hierher, um Wasser von der hiesigen Quelle mit nach Hause zu nehmen, denn sie glauben an die Heilkraft dieser Quelle. Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, den Ort wiederzubeleben.“

Das Wasser fließt durch handgemachte Holzrinnen
Auch wenn der Ort als Hauswaldkapelle bezeichnet wird, gibt es seit 1957 keine Kapelle mehr. Der ursprüngliche Sakralbau wurde von Grenzschutzsoldaten gesprengt, nachdem dort 1948 ein Militärsperrgebiet errichtet wurde. Im Jahr 2006 wurde die hiesige Heilquelle neu geweiht. Allerdings beschloss man, keine neue Kapelle zu bauen, sondern nur die Fundamente des alten Sakralbaus freizulegen. Initiiert wurde die Neugestaltung der Hauswaldkapelle durch einen Bürgerverein, der den Namen des Böhmerwalddichters Karel Klostermann trägt. Auf die Idee, den einst bekannten Wallfahrtsort neu zu gestalten, kam Václav Sklenář bei der Lektüre von Klostermann. Unter den Pilgern, die zur Marien-Wallfahrt in den Böhmerwald kamen, waren auch viele Mitglieder des bayerischen Klostermann-Vereins. Sein Leiter Willi Steger freute sich über das Interesse für die Hauswaldkapelle.

„Die Hauswaldkapelle ist zum Ort der Begegnungen von Tschechen und Bayern geworden. Es ist ein Ort der Versöhnung und Freude. Es ist eine wirklich gelungene Sache, dass diese Kapelle wieder freigelegt wurde und dass wir hier zusammentreffen können. Wir kommen jedes Mal mit einem Bus und mit vielen Autos hierher.“

Der bayrische Klostermann-Verein besucht den Böhmerwald nicht nur zu Wallfahrten. Mit den Mitgliedern des tschechischen Vereins wurden in Bayern Lesungen und Buchpräsentationen veranstaltet, erzählt Willi Steger, der sich für die Popularisierung des Schriftstellers Klostermann einsetzt.

„Karel Klostermann war in Deutschland kein Begriff. Er war in keinem Literaturlexikon zu finden. Aber durch den Klostermann-Verein mit seiner tschechischen und bayerischen Sektion und durch unsere Übersetzungen ist er zu einem Begriff in Bayern geworden. Der Dichter trägt auch heute dazu bei, dass sich die Bayern und Tschechen in Freundschaft begegnen.“

Fotos: Autorin