Hlávka-Stiftung fördert seit mehr als 100 Jahren Studenten und Wissenschaftler

Ilustrationsfoto: Griszka Niewiadomski / Stock.XCHNG

Alljährlich im März veranstaltet die so genannte Hlávka-Stiftung eine Gedenkveranstaltung im westböhmischen Schloss Lužany / Luschan. Dabei wird dem bedeutenden tschechischen Architekten und Mäzenen Josef Hlávka gedacht, der am 11. März 1908 gestorben ist. Radio Prag war in diesem Jahr in Lužany – dem ehemaligen Gut Hlávkas – dabei und hat sich bei dieser Gelegenheit über die Geschichte und die heutige Tätigkeit der ältesten Stiftung hierzulande erkundigt.

Die „Stiftung von Josef, Marie und Zdeňka Hlávka“ wurde im Jahr 1904 gegründet. Josef Hlávka hat bereits zu seinen Lebzeiten tschechische Studenten, Wissenschaftler und Künstler gefördert. Als er 1908 starb, hinterließ er sein gesamtes Vermögen im Gesamtwert von umgerechnet etwa 16 Millionen Euro einer Stiftung, die seinen Namen und die Namen seiner beiden Gattinnen trägt. Mehr dazu vom Mitarbeiter der Stiftung Milan Černý.

„Die Hlávka-Stiftung wurde vor mehr als hundert Jahren gegründet und hat alle politischen Systeme überlebt. Sie entstand in der österreichischen Monarchie, existierte in der Zeit der ersten tschechoslowakischen Republik, überlebte das Dritte Reich sowie das kommunistische System, und hat nach 1989 eine neue Ära begonnen.“

Das Hauptanliegen der Stiftung hat sich im Laufe des vergangenen Jahrhunderts nicht verändert, betont Černý.

„Das Ziel ist immer das Gleiche geblieben: Hlávka wollte arme Studenten unterstützen. Er hat ein Studentenwohnheim in Prag gebaut, in dem für die Unterbringung und das Essen nichts bezahlt werden musste. Sein wichtigstes Ziel war Bildung für das Volk. Dieses Ziel verfolgte die Stiftung auch in der Zeit der ersten tschechoslowakischen Republik. Die Studenten wohnten im Hlávka-Wohnheim, wo sie ein Zuhause hatten. Das endete jedoch im November 1939: Alle Bewohner des Studentenwohnheims wurden verhaftet und ins Konzentrationslager Sachsenhausen geschickt. Dadurch wurde die Tätigkeit der Hlávka-Stiftung bis zum Kriegsende unterbrochen. Erst nach dem Krieg wurde sie erneut aufgenommen.“

Ilustrationsfoto: Griszka Niewiadomski / Stock.XCHNG
Die Stiftung sah sich im Laufe der Jahre mit mehreren Versuchen konfrontiert, sie aufzulösen. Obwohl ihr Vermögen durch die Verstaatlichung starke Verluste hinnehmen musste, existiert sie trotzdem bis heute. Im ehemaligen Hlávka-Studentenwohnheim werden seit den 1990-er wieder Studenten untergebracht. Milan Černý weiter:

„Die Hlávka-Stiftung unterstützt talentierte Universitätsstudenten. Sie bekommen Zuschüsse. Aber die Stiftung unterstützt auch junge Wissenschaftler. Sie verleiht Stipendien und übernimmt Fahrtkosten für Auslandsreisen. Zwar wird nicht die Unterkunft im Ausland bezahlt, aber Fahrkarten und Flugkarten. Und sehr wichtig ist auch, dass die Stiftung es jungen Wissenschaftlern ermöglicht, die Ergebnisse ihrer Arbeit zu publizieren.“

Im Unterschied zu Hlávkas Lebzeiten werden aber heute nicht nur tschechische Studenten gefördert. Auch zum Beispiel Bohemistik-Studenten aus dem Ausland erhalten Unterstützung, wenn sie im Rahmen der Sommerschule an der Karlsuniversität in Prag Tschechisch lernen. Quelle der Fördergelder ist trotz diverser Verluste noch immer das Vermögen aus dem Nachlass von Hlávka:

„Vom Besitz Hlávkas ist noch immer etwas geblieben. Er war ein sehr reicher Mann, einer der reichsten Menschen in der Monarchie. Einige Mietshäuser in Prag gehören weiter der Stiftung und aus den Einnahmen erhalten wir die Gelder, die wir ausschütten können.“

Hlávka-Studentenwohnheim  (Foto: ČVUT)
Über die Verteilung entscheidet der Verwaltungsrat der Stiftung, in dem führende Wissenschaftler sitzen. Die Tätigkeit stützt sich auf die Zusammenarbeit mit den Prager Universitäten und mit der Akademie der Wissenschaften. Seit 1991 wurden Fördergelder in Gesamthöhe von 55 Millionen Kronen (ca. 2,2 Millionen Euro) an herausragende Studenten, Wissenschaftler und Künstler ausgezahlt. Außerdem wurden etwa 80 Fachpublikationen von der Hlávka-Stiftung herausgegeben.