Hörerforum
Im heutigen Hörerforum von Radio Prag zitieren wir zunächst kurz aus den Schreiben osteuropäischer Hörer, ehe sich unsere Hörer dann Themen wie Werbung in Prag im 19. Jahrhundert, tschechisches Bier, schwindende Schülerzahlen und der Kampagne gegen die städtische Verunreinigung durch Hundekot zuwenden.
Eine an sich typische Zuschrift eines Radio-Prag-Hörers, doch auch wir freuen uns über jeden Zuhörer, der uns darüber hinaus auch noch schreibt. In diesem Falle noch ein bisschen mehr, denn der Adressat des Briefes ist Sergey Rogov aus Litauen. Mit Herrn Eugen Keller meldete sich dieser Tage auch ein deutscher Volkszugehöriger aus der Republik Moldau bei uns, der zurzeit sein Praktikum bei einem tschechischen Unternehmen in Karlovy Vary/Karlsbad macht. Bei dem von ihm gewünschten Kontakt zu einem deutschen Verband aus dieser Gegend konnten wir ihm unter Umständen weiterhelfen. Und Herrn Marius Turcu aus Grafing bei München - seinen Fragen nach ein dort lebender deutschstämmiger Rumäne -, wollen wir auch noch einen Tipp mit auf dem Weg geben bei seiner Wohnungssuche in Tschechien. Er und weitere Interessenten, die in Tschechien Wohnungen, Autos und Ähnliches käuflich erwerben wollen, sollten sich dabei an die größte Inserentenvermittlung des Landes, die Zeitung "Annonce" wenden. Das können Sie sowohl über die Internetseite www.annonce.cz oder, wie dort angegeben, über die auch in deutscher Sprache Auskunft erteilende E-Mail-Adresse [email protected]
Soweit unser kleiner Kundendienst zu Beginn der Sendung. In Anlehnung zum Thema Informationsvermittlung, sprich: Werbung, hat uns Ralf Urbanczyk aus Eisleben am 4. September diese Zeilen geschrieben:
"Im ´Spaziergang durch Prag´ beschäftigten Sie sich heute mit dem Anbringen von Werbung im 19. Jahrhundert. Es war interessant, auch einmal eine solche historische Betrachtung zur öffentlichen Werbung in früheren Zeiten zu hören. Ich halte auch heute die großformatige Werbung in einer historisch wertvollen Altstadt für völlig legitim. Das ist ein Zeichen der Lebendigkeit der Stadt. Diese Verbindung von alten Gebäuden und modernem Leben ist doch gerade interessant. Eine ganze Stadt als ein großes Museum, das ist eine schreckliche Vorstellung. Es muss schon einige Regeln für die Gestaltung der Stadt geben. Ich halte es jedoch für besser, wenn sich diese Regeln an den Bedürfnissen des heutigen Lebens orientieren, statt an dem Zur-Schau-Stellen von alten Häusern. Ich schätze an dem modernen Prag, dass es in dieser Stadt eine mit Leben erfüllte Verbindung von alten Gebäuden und neuem Leben gibt."
Soweit Herr Urbanczyk. Nicht weit von ihm entfernt liegt Halle an der Saale. Aus der anhaltinischen Großstadt hatte uns beim letzten Mal Frau Eva Lohse mitgeteilt, dass das tschechische Bier so gut wie kaum noch in den Regalen der dortigen Supermärkte anzutreffen sei. Herr Ulrich Wicke aus Felsberg wiederum hat eine gegenteilige Beobachtung gemacht:
"Zum Brief Ihrer Hörerin aus Halle an der Saale möchte ich anmerken, dass in den alten Bundesländern der entgegen gesetzte Trend zu beobachten ist: Tschechisches Bier (Krusovice, Budweiser, Pilsner Urquell) ist aus den hiesigen Getränkemärkten nicht mehr wegzudenken. Eine höchst erfreuliche Entwicklung."
Aus tschechischer Sicht ganz bestimmt. Ansonsten bleibt mir nur festzustellen: Rätselhaftes Deutschland - knapp 15 Jahre nach der Wende hat man selbst beim Biervertrieb noch keine so genannte ´Einheitslösung´ gefunden. Aber wenn's nur das wäre, dann würden die Menschen in Deutschland ganz sicher mehr aufeinander zugehen.
Im zweiten Teil unserer heutigen Sendung möchten wir uns noch zwei Themen widmen, mit denen sich gleich mehrere Hörer auseinandergesetzt haben. Ulrich Stühmke aus Essen zum Beispiel befasste sich mit diesem Thema:
"Mit Interesse hörte ich Ihren Beitrag im Zusammenhang mit dem Schulbeginn. Darin erwähnten Sie, dass die Anzahl der Erstklässler stark gesunken ist. Dies würde sich vor allem an den Schulen in Dörfern und kleineren Städten bemerkbar machen. Die Folge wären Schulschließungen sowie Zusammenlegungen von Schulen. Auch in Deutschland ist ein solcher Trend zu beobachten. Vielleicht sind die Hintergründe dafür in Tschechien noch etwas anders als bei uns. Grundsätzlich aber ist es eine Frage der persönlichen Einstellung, ob überhaupt der Kinderwunsch besteht. Oftmals werden die Kosten für die Kindererziehung in den Vordergrund gestellt. Geringe Einkünfte oder gar Arbeitslosigkeit werden in dem Zusammenhang dann oft genannt. Dabei kommt dann schnell der Armutsgedanke auf. Obwohl es auch in den europäischen Ländern Armut gibt, steht diese in keinem Verhältnis zur Armut in den Entwicklungsländern. Doch dort gibt es keinen Mangel an Kindern. Allerdings mangelt es dort an Unterrichtsmöglichkeiten. Das ist der große Unterschied zu den weit entwickelten Ländern. In unseren Ländern hat die zurückgehende Kinderzahl also nicht unbedingt etwas mit Armut zu tun, sondern sehr viel mit den besseren Lebensbedingungen. Zeitmangel, Kinderfeindlichkeit, die sich auf mancherlei Art bemerkbar macht, aber auch Bequemlichkeit sind an der Tagesordnung. Kinder stören da nur. Leider ist das häufig so."
Engelbert Borkner aus Hildesheim schrieb uns zu der gleichen Thematik:
"Das Problem, dass immer weniger Kinder eingeschult werden, ist nicht nur ein tschechisches Problem. Bei uns in Deutschland kämpft man genauso damit. Es gibt Gegenden, da müssen ganze Schulen geschlossen werden, aufgrund fehlender Kinder. Folglich hat man plötzlich nach jahrelangem Lehrermangel einen Überschuss. Und für die Kinder in den betroffenen Gebieten bedeutet das natürlich einen längeren Schulweg."Nicht mit dem Schulweg, aber mit sauberen Wegen und Anwesen generell beschäftigte sich Horst Krüger aus Hannover, der uns wissen ließ:
"Es hat mich schon etwas amüsiert, ihr Experiment im fünften Prager Stadtbezirk mit den nicht gerade alltäglichen Plakaten gegen die Straßenverschmutzung durch Hunde, obwohl das ein eher ärgerliches Problem ist. Auf die Reaktion und die Wirkung bin ich wirklich gespannt. Ich fürchte allerdings, dass vielen Hundebesitzern jedes Unrechtsbewusstsein fehlt, so nach dem Motto: ´Wir bezahlen ja Hundessteuer´."
Auch Fritz Andorf aus Meckenheim teilte uns zu dieser Kampagne seine Meinung mit:
"Geradezu aus dem Herzen sprach mir die Kampagne in Prag gegen Hundekot auf den Gehwegen. Das ist auch bei uns ein Problem. Wird von tschechischen Kommunen wie bei uns auch eine Hundesteuer erhoben, die unmittelbar den Kommunen zufließt"?
Jawohl Herr Andorf und Herr Krüger (stellte die gleiche Frage), das ist der Fall. Allerdings ist die so genannte Hundesteuer in Tschechien eher eine jährliche Gebühr, die je nach Wohnort und Hundehaltung von den örtlichen Kommunen festgelegt und einkassiert wird. In Prag zum Beispiel, wo nicht nur die Löhne, sondern auch die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten am höchsten sind, unterscheidet man die Hunde danach, ob sie in einem Mietshaus oder in einem Familienhaus gehalten werden. Für den im Mietshaus gehaltenen Hund muss man jährlich eine Gebühr von 1.500 Kronen (ca. 48 Euro) zahlen, für im Familienhaus gehaltene Hunde sind es derer nur 600 Kronen (ca. 19 Euro), die man entrichten muss. Für einen zweiten Hund muss man jedoch das Eineinhalbfache hinlegen, also 2250 bzw. 900 Kronen jährlich. Preiswerter kommen nur Rentner weg, die 200 Kronen bzw. 300 Kronen beim Zweithund zu zahlen haben.
Zu welchen Reaktionen und Auswirkungen aber die erwähnte Kampagne in Prag 5 führen wird, dass werden wir Ihnen zu einem späteren Zeitpunkt berichten. Denn diese Kampagne ist gerade erst angelaufen. Unsere Zeit hingegen ist schon wieder abgelaufen, und daher freue ich mich schon auf ein Wiederhören, heute in 14 Tagen!