Hus im Vatikan

von Jitka Mladkova

Als der Papst Johannes Paul II. im April 1990 zum ersten Mal zu einem Besuch nach Prag kam, äußerte er den Wunsch, die Stellung des Predigers und Hochschullehrers Jan Hus unter den Kirchenreformatoren neu, sprich präziser und vor allem gerechter zu definieren. Dieser Wunsch erwies sich also als Initialzündung für die Gründung einer entsprechenden Kommission, die 1993 vom Kardinal Miloslav Vlk ins Leben gerufen wurde. Die Aufgabe der Hus-Kommission, in der Vertreter der römisch-katholischen sowie der evangelischen Kirchen gemeinsam mit wissenschaftlichen Mitarbeitern mehrerer Institute der Akademie der Wissenschaften und verschiedener Fakultäten der Universitäten in Prag, Brno, Olomouc und anderer zusammenkamen, war es, die Rolle von Jan Hus in der Geschichte der christlichen Gesellschaft aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten. Eine Bilanz der mehrjährigen Forschungsarbeit wurde dann im Dezember 1999 auf dem bereits erwähnten internationalen Jan-Hus-Symposium in Rom gezogen. Wie war es eigentlich, über eine derart kontroverse Persönlichkeit, für die Jan Hus Jahrhunderte lang gehalten wurde,

Bei einem so groß angelegten Treffen zu sprechen ? Danach fragten wir den Primas der tschechischen katholischen Kirche und Prager Erzbischof, Kardinal Miloslav Vlk. Hier ist seine Antwort:

Macht wohl die neue Sichtweise aus dem ehemaligen Ketzer quasi einen Heiligen. Bei weitem nicht, man will trotz anhaltender Meinungsdifferenzen eine gemeinsame Sprache finden, und das ist wichtig. Das bestätigt auch Kardinal Vlk:

Im Sternberg-Palais, dem Sitz des Prager Erzbischofs, wurde Mitte vergangener Woche ein Buch mit dem Titel "Hus im Vatikan" präsentiert, das in einer ungewöhnlichen Weise auf die römische Hus-Konferenz zurückblickt. Seine Autoren, die Historiker Jaroslav Panek und Miloslav Polivka, haben hiermit eine Art journalistische bzw. soziologische Arbeit geleistet, indem sie eine ganze Reihe von illustren Konferenzteilnehmern nach der Bedeutung dieser Veranstaltung zumeist direkt vor Ort, also in Rom, befragten. Warum sie diese Methode gewählt haben, fragte wiederum Radio Prag einen der Ko-Autoren, Prof. Dr. Jaroslav Panek, Direktor des Historischen Instituts Prag:

Auch Prof. Panek hob die auf der Konferenz herrschende Atmosphäre hervor sowie den Willen der Teilnehmer, gemeinsam zu sprechen: