Immer mehr Menschen mit Long Covid – in Tschechien entstehen Spezialzentren

Zentrum für Long Covid in Hradec Králové

Seit dem Beginn der Pandemie haben sich in Tschechien offiziell schon knapp 1,6 Millionen Menschen mit Corona infiziert. Einige von ihnen leiden mittlerweile am Post-Covid-Syndrom, das auch Long Covid genannt wird. Deswegen haben zahlreiche Kliniken hierzulande Spezialzentren eingerichtet, die solche Langzeitschäden behandeln.

Zentrum für Long Covid in Hradec Králové | Foto: Ondřej Vaňura,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Der Tschechische Rundfunk hat für seine Inlandssendungen die Uniklinik im ostböhmischen Hradec Králové / Königgrätz besucht. Auch dort besteht ein Zentrum für Long Covid. Luboš Tichý hatte sich schon vor fünf Monaten mit dem Coronavirus infiziert. Doch der junge Mann klagt über anhaltende Probleme:

„Ich werde kurzatmig, wenn ich mich ein bisschen körperlich belaste. Es ist schwierig. Für den Vormittag reicht meine Kraft meist noch aus, am Nachmittag schaffe ich in der Regel selbst leichte Arbeiten nicht mehr.“

Gerade Atemnot und Müdigkeit sind die häufigsten Symptome nach einer Infektion mit dem Virus. Im Post-Covid-Zentrum wird in der Regel die Lungenfunktion überprüft. Dabei sind die Betroffenen gar nicht unbedingt jene mit schweren Krankheitsverläufen. Michal Kopecký leitet das Zentrum in Hradec Králové:

Michal Kopecký | Foto: Radka Šubrtová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

„Wir haben Vergleiche mit jenen Patienten, die hier in der Klinik stationär behandelt wurden. Anhand der Computertomographie erkennen wir, dass bei diesen die meisten Veränderungen an der Lunge schrittweise zurückgehen. Auf der anderen Seite zeigen die Untersuchungen, dass es bei Patienten in ambulanter Behandlung selbst mehrere Monate nach einer Infektion zu Lungenembolien kommen kann. Dazu gehören unter anderem solche, die damals keinen Corona-Test haben vornehmen lassen und einfach weitergemacht haben. Das ist ein großes Risiko für den Patienten.“

Der Arzt nennt den Fall eines jungen Sportlers. Diesem war bei seinen regelmäßigen Zehnkilometerläufen aufgefallen, dass er einen beschleunigten Puls hatte. Bei ihm zeigten die CT-Bilder eine schwere Lungenembolie…

Foto: Ondřej Vaňura,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

„Er ist mehrere Monate lang mit dieser Embolie laufen gegangen. Da hätte Schlimmeres passieren können. Es erstaunt mich, dass selbst bei ansonsten gesunden Menschen unerwartete Pathologien auftauchen“, so Kopecký.

Allgemein empfehlen die Ärzte deswegen auch bei Corona-Patienten ohne weitere Symptome, körperliche Belastungen nur langsam zu steigern. Also erst einmal im Gehen das Tempo zu erhöhen und sich an das intensivere Atmen zu gewöhnen. Doch nicht nur die Lunge kann nach der Infektion beeinträchtigt sein, sondern auch das Herz. Petr Pařízek ist Kardiologe an der Uniklinik in Hradec Králové:

„Bei einem Teil der Patienten verschlechtert sich die Leistung des Herzens. Das erkennen wir bei bildgebenden Verfahren oder bei Labor-Untersuchungen wie etwa einem Ultraschall des Herzens. Ebenso hilft eine Magnetresonanztomographie. Ein weiteres Symptom sind Herzrhythmusstörungen, also Arhythmien.“

Petr Jakubec | Foto: Archiv des Uni-Krankenhauses Olomouc

Den bisherigen Daten nach kommt es bei fünf bis sieben Prozent der Corona-Infizierten zu Long Covid. Warum es manche Menschen trifft und andere nicht, wissen die Ärzte bisher aber nicht. In jedem Fall empfehlen sie ein vorsichtiges Vorgehen. Petr Jakubec ist Leiter der Lungenklinik im Uni-Krankenhaus von Olomouc / Olmütz:

„Wir sagen den Patienten, dass wir ihre Probleme zwar erkennen, sie aber Geduld haben müssen. Die Verbesserungen kommen nur sehr langsam, es geht nicht wie bei anderen Krankheiten tageweise voran. Alles braucht eher Wochen oder sogar Monate. Meine Empfehlung ist, bei entsprechenden Problemen sich in den zuständigen Kliniken untersuchen zu lassen, dann in Reha zu gehen und allgemein sich gesund zu ernähren.“