Immobilienmarkt in Tschechien: Anhaltend hohes Interesse trotz steigender Preise
Die Preise auf dem tschechischen Immobilienmarkt steigen. Das Interesse der Käufer ist trotzdem anhaltend groß. Dazu beigetragen haben Steuererleichterungen. Außerdem dienen Eigentumswohnungen oft als Investition.
Igor und seine Freundin haben Ende vergangenen Jahres ein Haus verkauft, das sie nach dem Tod der Mutter geerbt hatten. Für das Geld kauften sie sich in der Gegend um Břeclav / Lundenburg ein größeres Haus, das über eine überdachte Terrasse, einen Swimmingpool sowie zwei Parkplätze verfügt. Gekostet hat es 6,5 Millionen Kronen (250.000 Euro), wie Igor gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks berichtet:
„Für das alte Haus haben wir den Preis bekommen, den wir uns auch vorgestellt hatten. Dadurch konnten wir das neue Haus kaufen. Es gab zwar mehrere Interessenten, aber wir haben uns durchgesetzt.“
Die Corona-Pandemie hat den Immobilienmarkt in Tschechien fast nicht beeinträchtigt. Nach einem kurzen Tief im Frühjahr 2020, als die Kunden eher die weitere Entwicklung abwarteten, läuft das Geschäft nun gut. Nach Angaben der Firma Deloitte sind die Preise im gesamten vergangenen Jahr um fast sieben Prozent gestiegen. Häufig legen die Menschen ihr Erspartes in Wohneigentum an. Sie hätten nämlich Angst, dass ihr Geld auf dem Konto an Wert verliere, sagt Jan Martina, Regionalchef von MM Reality:
„Wir beobachten, dass die Leute sich ihre Anteile am Pensionsfonds auszahlen lassen oder Aktien verkaufen. Das Geld investieren sie dann in Immobilien.“
Für die steigenden Preise sorgt aber auch ein Mangel an Eigentumswohnungen und -häusern in manchen Gebieten Tschechiens. Das gelte vor allem für Prag, berichtet Petr Hána, Analytiker beim Unternehmen Deloitte:
„Für die Weiterentwicklung einiger größerer Städte wäre es nötig, dort mehr zu bauen. Prag zum Beispiel bräuchte jährlich 8000 bis 9000 neue Wohnungen. Es entstehen aktuell aber nur etwa 6000. Der Grund dafür sind lange Genehmigungsprozesse und zu wenig Baukapazitäten.“
Das führt zu höheren Preisen. Der Quadratmeter einer neuen Wohnung in Prag kostet derzeit 120.000 Kronen (4600 Euro). Nach Analysen von Deloitte sind die Immobilienpreise auf dem einheimischen Markt seit 2014 um insgesamt 87 Prozent gestiegen. Allein für die vergangenen drei Jahre beziffert Zdeňka Krátká das Wachstum mit 30 Prozent. Sie ist Maklerin bei der Firma Re/Max Delta:
„In einer mittelgroßen Stadt haben wir eine sanierungsbedürftige Wohnung im Jahr 2018 noch für 1,6 Millionen Kronen angeboten. Heute beträgt der Preis dieser Wohnung mindestens zwei Millionen Kronen.“
Das sind umgerechnet 77.000 Euro. Ähnlich sei die Situation bei Einfamilienhäusern, fährt Krátká fort. Zu einer Besichtigung kämen für gewöhnlich 15 bis 25 Interessenten zusammen.
Ihren Traum vom eigenen Wohnraum können sich viele Menschen in Tschechien auch dank günstiger Hypothekenraten erfüllen. Der durchschnittliche Zinssatz fiel im Februar auf den niedrigsten Wert der letzten vier Jahre. Für Aufschwung auf dem Markt sorgt zudem die Abschaffung der vierprozentigen Steuer auf Immobilienkäufe. Den Kunden bleibt dadurch mehr Geld übrig zur Abzahlung des neuen Eigentums.