Trendwende in Tschechien: Mietwohnungen anstatt Wohneigentum
Weil die Mietpreise in der Coronakrise gesunken sind, hat in Tschechien ein neuer Trend eingesetzt – weg vom Wohneigentum.
Eigentlich gilt hierzulande, dass sich die Menschen vor allem eigene vier Wände kaufen. Doch Immobilienmakler und die Betreiber von Mietportalen berichteten gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunk von Verhaltensänderungen auf dem Markt. Viele Menschen vor allem in Prag würden mittlerweile verstärkt nach Mietwohnungen nachfragen.
Dazu tragen laut dem Rundfunkbericht zwei Entwicklungen bei: ein größeres Angebote auf dem Markt und – damit verbunden – stark sinkende Mietpreise. Jan Martina vom Immobilienbüro M&M Reality schilderte die Lage an einem Beispiel. So könne man moldaunah auf der Kampa in Prag mittlerweile eine Zweizimmerwohnung auch problemlos für 15.000 Kronen (570 Euro) kalt im Monat bekommen. Im Februar habe etwas Entsprechendes noch 25.000 Kronen (960 Euro) gekostet, so Martina.
Ursache für die Entwicklung ist die Coronakrise. Dadurch gingen potenzielle ausländische Mieter verloren. So kamen Wohnungen, die eigentlich nur kurzzeitig vermietet wurden (auch über AirBnb), auf den Markt – und das häufig zu reduzierten Preisen. Zugleich stieg die Nachfrage nach Mietwohnungen. Beim Mietportal Bezrealitky verzeichnete man zwischen April und Juni einen Anstieg um rund 50 Prozent.
Laut Bezrealitky-Sprecher František Brož trugen dazu aber nicht nur das steigende Angebot und die gesunkenen Preise bei: „In erster Linie steht dahinter die derzeitige unsichere wirtschaftliche Lage. Eine ganze Reihe Leute möchte keine Hypothek aufnehmen und zieht eher in eine Mietwohnung.“
Eigentumswohnungen sind im Übrigen auch während der Coronakrise in Tschechien teurer geworden. Gemäß dem Index der Hypothekenbank haben die Preise in den vergangenen zehn Jahren um rund 60 Prozent zugelegt.