Jesuiten und Klementinum

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Das am rechten Moldauufer nahe der Karlsbrücke liegende Klementinum stellt nach der Prager Burg das zweitgrößte historische Areal in der tschechischen Hauptstadt dar. Im ehemaligen Jesuitenkolleg hat heute die tschechische Nationalbibliothek ihren Sitz. Die ersten Jesuiten sind vor 450 Jahren nach Prag gekommen. Anlässlich dieses Jahrestags hat die Nationalbibliothek am Montag in ihrer neu eingerichteten Galerie eine Ausstellung eröffnet. Mehr von Martina Schneibergova.

Frantisek Hylmar
Die Geschichte des Ordens, der sich am wissenschaftlichen und kulturellen Leben der böhmischen Länder bedeutend beteiligte, ist das Hauptthema der Ausstellung. Sie dokumentiert außerdem das Schicksal und das Schaffen vieler namhafter Wissenschaftler, Erfinder, Künstler, Historiker sowie Forschungsreisender, die aus der Böhmischen Ordensprovinz hervorgegangen sind. Mit der Ausstellung nahm die Galerie Klementinum ihre Tätigkeit auf, die von der Nationalbibliothek in den renovierten Gängen des westlichen Flügels des Klementinums eingerichtet wurde. Die fast 300 Exponate, darunter Bücher, Archivalien, wissenschaftliche Geräte sowie liturgische Gegenstände, stammen nicht nur aus den Sammlungen der Nationalbibliothek, sondern wurden auch von der Tschechischen Provinz des Jesuitenordens ausgeliehen. Ihr Provinzial Frantisek Hylmar sagte über die Anfänge der Ordenstätigkeit in den böhmischen Ländern:

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"Die Jesuiten sind auf Einladung des Prager Domkapitels nach Prag gekommen. Die Einladung wurde von Kaiser Ferdinand I. vermittelt. Sie sind im April 1556 angekommen, und schon Anfang Juli haben sie hier eine Schule eröffnet. Diese Schule diente nicht nur den Katholiken, sondern es konnten dort junge Menschen aus allen Gesellschaftsschichten kostenlos unterrichtet werden, natürlich auch aus den nicht katholischen Kreisen."

Die Jesuiten ließen sich nach ihrer Ankunft in Prag im heruntergekommenen Dominikanerkloster zum Hl. Clemens nieder und errichteten hier während der Jahre das größte und älteste Jesuitenkolleg im Land - das Klementinum. Die Exponate, die man in der neuen Ausstellung bewundern kann, stammen nicht nur aus den böhmischen Ländern. So ist hier beispielsweise ein typischer

Jesuitenhut aus dem 16. Jahrhundert zu sehen, der zwei namhaften Ordensangehörigen gehörte, die heilig gesprochen wurden: Nach dem heiligen Franziskus Borgia besaß ihn der heilige Edmund Campion, der diese Kopfbedeckung vor seiner Rückkehr nach England in Prag hinterlassen hatte. Sehr wertvoll sind die Handschriften des namhaften tschechischen Schriftstellers, Historikers und Geografen, Bohuslav Balbin, von denen eine überhaupt zum ersten Mal ausgestellt wird.

Die Ausstellung über die Jesuiten ist in der Galerie Klementinum bis zum 15. Juni geöffnet. In den ersten zwei Wochen wird in ihrem Rahmen noch ein einzigartiger mehr als 500 Jahre alter Druck zu sehen sein, den die Nationalbibliothek im vergangenen Jahr erworben hat, und zwar ein von Johannes Gutenberg 1454 gedruckter Ablassbrief.

Fotos: Martina Schneibergova