Konferenz anlässlich des 80. Geburtstags von Josef Skvorecký

Josef Skvorecký (Foto: CTK)

"Das Mirakel", "Feiglinge", "Eine prima Saison", "Der Seeleningenieur" - so heißen die wahrscheinlich populärsten Werke von Josef Skvorecký, einem der auch im Ausland bekanntesten tschechischen Schriftsteller. Anlässlich des bevorstehenden 80. Geburtstags des Autors wird in seinem Geburtsort - in der ostböhmischen Stadt Náchod - in diesen Tagen eine Konferenz veranstaltet. Martina Schneibergova fasst zusammen:

Josef Skvorecký  (Foto: CTK)
Die Konferenz, an der Literaturwissenschaftler, Übersetzer, aber auch Skvoreckýs Freunde teilnehmen, geht in Anwesenheit des Literaten und seiner Frau, der Schriftstellerin Zdena Salivarová, über die Bühne. Josef Skvorecký verließ nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen die Tschechoslowakei und lebt seitdem im kanadischen Toronto, wo er lange Jahre an der dortigen Universität wirkte. Mit seiner Frau gründete er dort den Verlag Sixty-Eight Publishers, in dem er Werke von Autoren herausgab, die in der kommunistischen Tschechoslowakei nicht publizieren durften. Die internationale Konferenz in Náchod wurde am Mittwoch von Präsident Václav Klaus eröffnet:

"Josef Skvorecký war und ist für mich immer noch ein außerordentliches Phänomen des tschechischen Kultur- und Gesellschaftslebens des 20. Jahrhunderts. Ich sage absichtlich nicht Schriftsteller, auch wenn er ein hervorragender und von der tschechischen Öffentlichkeit geliebter Schriftsteller ist. Josef Skvorecký ist im breiteren Kontext der Zeit nicht nur ein Literat, er ist für uns ein Vertreter und ein Symbol für alle tief greifenden gesellschaftlichen und kulturellen Wandlungen unseres Landes, die wir in der letzten Jahrhunderthälfte erlebten."

Josef Skvorecký und Zdena Salivarova  (Foto: CTK)
Václav Klaus erinnerte des Weiteren an Skvoreckýs Tätigkeit in seinem Verlag in Kanada, den er mit der Arbeit der Vertreter der so genannten nationalen Wiedergeburt im 19. Jahrhundert verglich. Klaus würdigte auch Skvoreckýs Anteil an der Popularisierung der Jazz-Musik in Tschechien - in der Zeit der musikalischen Finsternis der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts.

Konzentriert sich die Konferenz in Náchod auf ein bestimmtes Thema? Literaturwissenschaftler Michal Pribán meinte:

"Die Konferenz wird anlässlich des 80. Geburtstags organisiert, und die Beiträge, die hier vorgetragen werden, betreffen sowohl biographische als auch literarische Zusammenhänge. Dies zeigte sich beispielsweise auch bei den einleitenden Referaten. Wenige davon waren rein literaturwissenschaftlich. Immer setzte sich der grundlegende Gedanke durch, dass Herr Skvorecký eine wirklich einzigartige Persönlichkeit erstens der tschechischen Geschichte im Allgemeinen und erst dann der Literaturgeschichte ist."

Die Beiträge waren für den Autor offensichtlich anregend. Zu der Konferenz gefragt, sagte er:

Josef Skvorecký und Zdena Salivarova  (Foto: CTK)
"Es ist für mich selbstverständlich eine Ehre. Andererseits ist es für mich interessant zu erfahren, wie die tschechischen, aber auch die ausländischen Literaturkritiker, die hier auch sind, über mich denken."

Die Stadt Náchod taucht unter dem Namen "Kostelec" in der Serie von Romanen auf, die Skvorecký rund um die Gestalt des Saxophonisten und "Feiglings" Danny Smirický gebaut hat. Hat sich die Stadt bedeutend geändert?

"Die Stadt blühte in den letzten Jahren wirklich auf. Als wir hier zum ersten Mal 1990 waren, so sah es hier so vernachlässigt, schmutzig, abgenutzt aus. Es gab hier viele ganz alte zerfallene Buden. Die Hauptstraße, auf der wir einst als Studenten spazierten, hat sich jetzt in eine Fußgängerzone verwandelt. Ich bin durch diese Verwandlung der Stadt sehr überrascht, sehr angenehm überrascht."

Als der Schriftsteller nach seinen nächsten Plänen gefragt wurde, sagte er, er möchte mit seiner Frau noch einen richtigen Krimiroman schreiben. Was die Wünsche zum bevorstehenden Geburtstag betrifft, sagte Josef Skvorecký:

"Man ist froh, dass man es erlebt hat, aber es wäre schon besser, wenn man um fünfzig Jahre weniger auf dem Buckel hätte. Menschen wie ich haben praktisch alle Gesellschaftssysteme, die es auf der Welt gab, erlebt, - sogar einschließlich der Sklaverei, denn die Häftlinge in den Arbeitslagern in den fünfziger Jahren waren praktisch Sklaven. Ich bin geboren in der Zeit der Ersten Republik, wo es ein demokratisches System gab. Dann erlebten wir den Nationalsozialismus, was wirklich ein wenig schönes Regime war. Dann folgte die Republik von 1945 bis 1948, in der die Demokratie aber stark eingeschränkt war. Dann folgten der Stalinismus, der liberale Kommunismus, dann ein Versuch um einen möglichst liberalen Kommunismus, dann der Einmarsch, dann Exil und jetzt endlich wieder Demokratie. Es ist fast unglaublich, dass Menschen meiner Generation dies alles irgendwie in ihr Leben hineinpferchen mussten."