Konrad Henlein bleibt Ehrenbürger der Stadt Kraliky
Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr haben sich die Stadtratvertreter des ostböhmischen Ortes Kraliky(Grulich) mit dem Vorschlag befasst, Konrad Henlein die Ehrenbürgerschaft zu entziehen. Diese wurde dem Chef der Sudetendeutschen Partei (SdP) am 9. Mai 1939 bei seinem Besuch in Kraliky verliehen. Am Dienstag dieser Woche hat der Stadtrat erneut beschlossen, keine Entscheidung zu treffen.
"Die Mehrheit der Stadtvertreter, die jetzt wie auch schon im Juli darüber diskutierten, stimmt darin überein, dass es sich hierbei um einen Teil der Geschichte und damit auch um eine zeitbezogene Tat handelt. Unsere Schlussfolgerung war, dass es uns keineswegs zukommt, die Geschichte auf irgendeine Weise zu ändern oder zu ´reparieren´."
Das ist die Position von 14 der insgesamt 15 Stadtvertreter von Kraliky. Es sei aber nicht in der Weise zu verstehen, so Vizebürgermeister Doubrava, dass sich die Stadt mit derartigen Persönlichkeiten der Geschichte identifiziere. Über die Entscheidung des Gremiums informierten auch die meisten Medien hierzulande. Der Tschechische Rundfunk fragte den Historiker Jiri Pernes vom Institut für Zeitgeschichte an der Akademie der Wissenschaften nach seiner Meinung:"Die Ehrenbürgerschaft wird verliehen und kann meiner Meinung nach auch entzogen werden. Im Prinzip ändert sich nichts, es sagt aber schon etwas über die Einstellung der Bevölkerung beziehungsweise ihrer Repräsentanten zu der Vergangenheit aus. Man sollte sich zudem die Frage stellen, ob es Sinn macht, ausgerechnet Politikern Ehrenbürgerschaften zu verleihen. Die Urteile über ihre Tätigkeit ändern sich so oft im Laufe der Geschichte."
Konrad Henlein wurde die Ehrenbürgerschaft in mehreren Städten Böhmens, Mährens und Schlesiens verliehen. Auf den entsprechenden Listen mancher Stadt findet man auch andere Namen, deren Träger von ihren Zeitgenossen als "hohe Persönlichkeiten" geschätzt wurden, unter ihnen Adolf Hitler oder Josef Stalin.