Korruption: Stinkt der Fisch wirklich nur vom Kopf her?
Die Stadt Kostelec nad Orlicí unweit von Hradec Králové / Königgrätz zeigt freiwillig, wie man in Tschechien mit Korruptionsfällen umgehen kann. Solange nicht in letzter Instanz feststeht, dass ein Mitarbeiter korrupt ist, kann man ihn ja noch damit beauftragen, in der Stadt den Kampf gegen die Kriminalität aufzunehmen. Christian Rühmkorf über den möglicherweise völlig gewöhnlichen Fall von Korruption in Kostelec nad Orlicí und eine außergewöhnlich dicke Haut der Stadtväter.
Das Tschechische Fernsehen machte am Dienstag auf diesen ungewöhnlich stabilen Stuhl des Stadtangestellten aufmerksam und zitierte auch aus der Strafakte Furdas. Da heißt es:
„Jeder Tag von Herrn Furda in dieser Funktion hat auf das ganze Stadtamt, seine Mitarbeiter und die Bürger verheerende Auswirkungen. Dieser Zustand degradiert und verunglimpft alle ehrlichen Beamten.“
Videoaufnahmen hatten es belegt: Immer wieder verlangte der städtische Verkehrsexperte Furda 100, 200 oder 700 Kronen für eine besonders schnelle Registrierung des neuen Autos oder ein ausgefallenes Kennzeichen nach persönlichem Zuschnitt.„Es kann schon eigenartig wirken, aber Herr Furda ist ein anerkannter Fachmann auf diesem Gebiet. Man erkennt hier an, dass er unschuldig ist, und deshalb kann er diese Funktionen auch ausüben. Ich habe nichts dagegen“, meint auch der Stadtrat Pavel Hubálek von der Partei der Öffentlichen Angelegenheiten (VV).
Das ist die Partei, die seit bald einem Jahr in Prag auf der Regierungsbank sitzt, um – so das erklärte Ziel – mit der Korruption im Lande aufzuräumen. Sein Parteichef, Verkehrsminister Bárta, muss sich derzeit allerdings selbst gegen Korruptionsvorwürfe – dazu noch aus den eigenen Reihen - zur Wehr setzen. In Kostelec nad Orlicí scheint dagegen der kleinstädtische Schulterschluss besser zu funktionieren.„Ich werde mich dazu nicht äußern. Danke, machen Sie´s gut, auf Wiederhören“, so der verurteilte Leiter der Verkehrsabteilung und städtische Kämpfer gegen die Kriminalität auf telefonische Anfrage des Tschechischen Fernsehens.
Im Fall Furda hatte sich schon während der Gerichtsverhandlung der zuständige Richter gewundert, wie es sein könne, dass er von der Stadt weiterhin Briefe in Strafsachen erhalte, die der Angeklagte Furda unterschreibe.