Kunstmuseum Olmütz im Wandel der Zeit: Von regionaler Galerie zum europäischen Forum
Seine Sammlungen umfassen an 200.000 Kunstgegenstände. Nach der Nationalgalerie sind es die zweitgrößten Kunstsammlungen in Tschechien. Die Rede ist vom Kunstmuseum im mährischen Olomouc / Olmütz. Zu den bedeutendsten Institutionen seiner Art gehört das Museum aber auch dank seinem Ausstellungsprogramm.
Das erste wichtige Datum, das mit dem Kunstmuseum von Olmütz verbunden ist, ist das Jahr 1952. Vom Museum für die Heimatkunde hat sich damals die Regionalgalerie abgetrennt. Im Jahr 1991 zog die Galerie in ein eigenes Gebäude in die Denisova-Straße um. Bei dieser Gelegenheit wurde die Galerie zum Kunstmuseum Olmütz umbenannt. Seitdem scheint die Institution ständig zu expandieren. Der Pressesprecher des Museums, Petr Bielesz:
„Das Kunstmuseum hat 1998 nach dem Besuch von Papst Johannes Paul II. in Olmütz ein Erzdiözesanmuseum gegründet. Es hat einige Jahre lang gedauert, bevor dieses Museum 2006 im Gebäude der Dechanei neben der Olmützer Kathedrale eröffnet wurde. Das Museum zeigt alte Sakralkunst. Die Exponate stammen aus den Sammlungen des Erzbistums sowie aus den Sammlungen des Kunstmuseums. Nach der Eröffnung des Erzdiözesanmuseums wurde das Hauptgebäude in das Museum für moderne Kunst umbenannt, um die Spezialisierung der beiden Institutionen zu präzisieren.“Damit war die Expansion des Kunstmuseums aber noch nicht beendet. 2007 entstand das Erzdiözesanmuseum Kroměříž / Kremsier. Seine Aufgabe ist es, in erster Linie die Sammlungen zu verwalten, die im Erzbistumsschloss in Kremsier untergebracht sind. Es handele sich dabei, so Bielesz, um sehr wertvolle Sammlungen:
„Unter den Exponaten in Kremsier befinden sich Gemälde von Tizian, van Dyck, Veronese, Dürer und von anderen namhaften Malern. Die Mitarbeiter in Kremsier haben nun die Aufgabe, die Sammlungen zu prüfen, zu ordnen und zu nummerieren. Das ist keine einfache Aufgabe, denn die Sammlungen in Kremsier umfassen bis zu 135.000 Gegenstände.“
Die Mitarbeiter des Kunstmuseums in Olmütz planen zudem, eine Kulturinstitution zu gründen, die sich auf die bildende Kunst Mitteleuropas spezialisieren würde. Eine architektonische Studie für das künftige Mitteleuropäische Forum kann man seit einer Woche im Kunstmuseum besichtigen.
„Es handelt sich um das bedeutendste Projekt in der Geschichte unseres Museums. Für ca. 500 Millionen Kronen, also zirka 19,2 Millionen Euro, soll das Gebäude des Museums für moderne Kunst restauriert werden. Zudem soll auf dem noch nicht bebauten Grundstück nebenan ein Neubau entstehen. Das Forum wird sich auf die bildende Kunst Mitteleuropas konzentrieren, vor allem auf die Kunst aus den Jahren 1945 bis 1989. Das Forum wurde schon vor einem Jahr gegründet, während des Olmützer Treffens der Kulturminister der vier Länder der Visegrad-Gruppe.“
Im Mitteleuropäischen Forum soll nach Bieleszs Worten eine ständige Ausstellung installiert werden, in der die Kunst des 20. Jahrhunderts aus Tschechien, Polen, Ungarn und der Slowakei sowie eventuell auch aus Österreich und Deutschland zu sehen sein werden. Neben kurzfristigen Ausstellungen möchten die Museumsmitarbeiter auch eine Biennale veranstalten, um die künstlerischen Entwicklungen in Mitteleuropa zu dokumentieren.
„Ein wichtiger Bestandteil des Forums soll die Bibliothek sein. Wir hoffen, dass es gelingt, hier künstlerisch orientierte Literatur vor allem aus den Ländern der Visegrad-Gruppe zu konzentrieren. Wir stellen uns vor, dass hier auch ein Forschungszentrum entstehen könnte, wo Interessenten eine Vielzahl von Unterlagen zur Verfügung stehen werden, um beispielsweise eine Diplomarbeit über die Gegenwartskunst in Ungarn schreiben zu können.“
Das zweifelsohne bedeutendste Ausstellungsprojekt des Olmützer Kunstmuseums ist in diesem Jahr die Ausstellung über Bischof Jindřich Zdík. Die Ausstellung über den namhaften Gelehrten, Diplomaten und offensichtlich auch den ersten Tschechen, der nach Jerusalem gepilgert ist, kann man im Erzdiözesanmuseum noch bis zum 3. Januar nächsten Jahres sehen. Durch die Ausstellung haben wir Sie bereits in einem unserer Tagesecho-Beiträge geführt.
Die zurzeit größte Ausstellung im Museum für die moderne Kunst stellt Werke vor, die bislang nur selten oder gar nicht zu sehen waren. Kurator Jiří Olič nannte die Ausstellung „Antimodernisten“:
„Ich habe mir den Titel ausgedacht. Es ist natürlich kein fester Begriff, den man für eine bestimmte Künstlergruppierung nutzen würde. Die Antimodernisten waren das Gegenteil der Modernisten. Es waren Künstler, die entweder den Weg zum Modernismus erst später gefunden haben, oder sich aber vom Modernismus verabschiedet haben. Man findet hier Werke von konservativen Malern, von Folkloristen sowie von Künstlern, die keiner Strömung angehörten.“
Zu sehen sind hier Werke von namhaften tschechischen Künstlern wie František Drtikol, Felix Jenewein, Josef Lada, Alfons Mucha, Josef Váchal oder Jan Zrzavý. Vertreten sind hier auch einige Begründer der tschechischen Moderne - wie Emil Filla, Otto Gutfreund, Rudolf Kremlička, Bohumil Kubišta oder Josef Čapek. Für sie sei die Moderne, zu der sie sich bekannt hatten, jedoch auch Gegenstand der Bedenken gewesen, sagt Olič. Sie seien Zweifler gewesen, denen das Programm moderner Kunstrichtungen oft allzu beschränkt vorgekommen sei, sagt der Kurator. Das Ziel der Ausstellung sei gewesen, vor allem wenig bekannte Gemälde und Zeichnungen aus den Museumsammlungen vorzustellen. Unter den Exponaten sind dem Kurator zufolge auch einige Werke deutscher Maler:
„Von den deutschen Malern würde ich an erster Stelle Adolf Hölzel erwähnen. Er zog noch vor dem Ersten Weltkrieg nach Deutschland und wurde dort sehr geschätzt. Eine namhafte Persönlichkeit unter den Olmützer Malern war auch Rudolf Michalik, der farbige symbolhafte Darstellungen malte. Er hatte Kontakte zu den Persönlichkeiten der Anthroposophie und hat diese Erfahrungen mit seinem traditionellen katholischen Glauben verknüpft. Aus Olmütz stammte auch Emil Orlik, der vor allem Portraits malte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er zur Konferenz nach Brest-Litowsk eingeladen, um Portraits der Teilnehmer der Verhandlungen zu zeichnen.“
Die Ausstellung der Antimodernisten ist im Museum für moderne Kunst in Olmütz bis 11. Januar 2010 zu sehen.