Mehrheit der Tschechen stimmt verschärften Anti-Corona-Maßnahmen zu

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Seit Montag gelten in Tschechien die strengsten Anti-Corona-Maßnahmen seit Beginn der Pandemie. Eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Tschechischen Rundfunks belegt, dass die Menschen im Land ihnen grundsätzlich zustimmen.

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Dieser Autofahrer konnte belegen, dass er die Grenze zwischen Prag und dem Mittelböhmischen Kreis zu Arbeitszwecken überquert. Polizei und Armee kontrollieren seit Montag täglich, ob die Menschen in Tschechien ihre Bezirke tatsächlich lediglich in den erlaubten Ausnahmefällen verlassen. Strafen werden nur selten verhängt. Polizeipräsident Jan Švejdar kommentierte Anfang der Woche im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen:

„Ich habe das Gefühl, dass wir in zwei Parallelwelten leben. Die eine ist die virtuelle Welt in den sozialen Netzwerken, wo Unverständnis und sogar Hass und Bosheit herrschen. Mit Freude kann ich aber feststellen, dass im echten Leben die Polizisten bei den Menschen auf Verständnis stoßen.“

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Auch eine Erhebung im Auftrag des Tschechischen Rundfunks ist der Frage nachgegangen, wie die Tschechen die verschärften Anti-Corona-Maßnahmen beurteilen. Durchgeführt wurde die Studie in dieser Woche vom Marktforschungsunternehmen Median. 92 Prozent der Beteiligten gaben dabei an, die aktuellen Vorgaben streng einzuhalten.

Außerdem waren die Befragten aufgefordert, die einzelnen Restriktionen mit den Schulnoten 1 bis 5 zu bewerten. Abgefragt wurden die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, Geschäfts- und Schulschließungen, die Maskenpflicht sowie die Testpflicht in Firmen. Die beiden letzten der genannten Punkte hielten die Menschen für am wirksamsten, sagt Median-Mitarbeiter Přemysl Čech:

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„Das Tragen von Atemschutzmasken im öffentlichen Raum wurde mit 2,03 bewertet. An zweiter Stelle platzierte sich die Testpflicht für Mitarbeiter von Firmen.“

Die Mehrheit der Befragten gab zudem an, dass die Regierungsvorgaben ausreichend verständlich seien. Nur jeder Elfte räumte ein, dass er sich damit nicht zurechtfände. Noch einmal Přemysl Čech:

„Vor allem ältere Menschen ab 60 Jahre geben zu 75 Prozent an, dass sie die Maßnahmen begriffen haben. Im Gegensatz dazu äußerte die jüngste Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen, dass sie sich darin weniger gut orientiere. Die jungen Leute bringen auf diese Weise ihre ablehnende Haltung zum Ausdruck.“

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Im Ignorieren der Anti-Corona-Maßnahmen spiegelt sich demnach eine grundlegende Missbilligung der Regierungspolitik wider.

In der Studie wurde ebenfalls danach gefragt, ob die Industriebetriebe im Land zur Eindämmung der Corona-Pandemie geschlossen werden sollten. Darin ist sich das Regierungskabinett weiterhin uneinig, und auch die befragten Tschechen lassen sich in zwei etwa gleich große Lager aufteilen. Für eine Schließung wären vor allem jüngere Menschen aus Prag. Gegen diese Art Lockdown sprechen sich mehrheitlich die Einwohner aus Mähren sowie Impfgegner aus.

An der Umfrage, die am 2. und 3. März durchgeführt wurde, haben insgesamt 1200 Menschen teilgenommen.